Die Auswahl von Sieben Weltwundern ist nicht rein zufällig. Aus psychologischer Sicht betrachtet ist die Sieben ein Mittelding zwischen einem Zuviel und einem Zuwenig. Sie begrenzt zwar, schränkt die Auswahl aber nicht zu sehr ein. Denn die Weltwunder auf eine Zahl unter sieben zu reduzieren, wäre ihnen nicht gerecht geworden. Die bedeutendsten Bauwerke der Menschheit aber auf beispielsweise zehn aufzustocken, hätte zu einer Herabsetzung und Entwertung der einzelnen Monumente geführt. Die Sieben gewährleistet eine Gleichstellung, kein Bauwerk ist höher gestellt als die anderen.
Dass es nicht mehr oder weniger als Sieben Weltwunder sein durften war auch deshalb von Anfang an klar, weil die Zahl Sieben bei vielen Völkern der Antike wegen der Zahlensymbolik und dem damaligen geistigen Weltbild heilig war.
Der Mythos um die Zahl Sieben war nicht nur den Griechen und Römern – sie verehrten unter anderem die sieben Weisen – sondern auch den Babyloniern bekannt. In Babylon galten die Zahlen Drei und Vier als so genannte „Lebenszahlen“. Die Drei stand für Vater, Mutter und Kind – die Familie. Für die Elemente – Feuer, Wasser, Erde und Luft – stand die Vier, ebenso wie für die Himmelsrichtungen. Die Zahl Sieben fasst beide Dimensionen zusammen und steht somit für das ganze Geheimnis des Daseins.
Nach arabischen Gelehrten hing die „Heiligkeit“ der Zahl Sieben eng mit der Teilung des achtundzwanzigtägigen Mondmonats in vier Wochen zu je sieben Tagen zusammen. Ebenso wie die Entdeckung der sieben Planeten und ihre Erhebung zu Göttern, was auch zu diesem Kult um die Sieben beigetragen hat.
Bei Pythagoras und anderen Mathematikern der Antike galten Dreieck und Viereck als vollkommene Gebilde. Naheliegend, dass die Sieben, als Summe aus Drei und Vier, als heilig angesehen wurde. Außerdem wird die Sieben in der Mathematik als unteilbare Glückszahl angesehen. Sie ist als einzige unter den ersten zehn Zahlen, weder Faktor noch Produkt von einer anderen.
Auch in der Bibel taucht die Zahl Sieben immer wieder an zahlreichen entscheidenden Stellen auf. Hier einige Beispiele: Gott ruhte am siebten Tag, nachdem er die sechs Tage zuvor die Welt erschaffen hatte. In Ägypten folgten auf sieben fette Jahre sieben magere Jahre.
Der sprichwörtliche siebte Himmel hat ebenfalls seinen Ursprung in der Antike. Der Philosoph Aristoteles (um 350 vor Christus) war der Ansicht, dass das Gewölbe der Welt aus sieben durchsichtigen Schalen besteht. Auf diesen drehten sich seiner Meinung nach Sonne, Mond und Planeten um die Erde, und der siebte Himmel sollte der Bereich sein, der die Welt im Ganzen umschließt.
Für wen das alles ein Buch mit sieben Siegeln ist, der muss sich nur genauer umgucken. Denn bis heute noch lebt der Kult um die Sieben im Aberglauben und in Märchen weiter. So weiß jeder, dass Schneewittchen hinter den sieben Bergen bei den sieben Zwergen lebte, der böse Wolf die sieben Geißlein fressen wollte und das tapfere Schneiderlein gleich sieben Fliegen auf einen Streich erschlagen hat.
Im geographischen und meteorologischen Zusammenhang fallen einem die sieben Weltmeere, die sieben Hügel auf denen Rom und Konstantinopel erbaut wurden und das Siebengebirge ein. Und nach einer alten Bauernregel entscheidet es sich am Siebenschläfertag, ob es die nächsten sieben Wochen regnet oder ob die Sonne scheint.
Stand: 26.07.2001