Der Baikalsee ist so alt wie die ihn umgebenden Gebirge, also circa 20 bis 25 Millionen Jahre. Auslöser für die Entstehung des Baikalsees war letzlich die Kollision des indischen Subkontinents mit Asien während des Oligozäns.
Mithilfe verschiedener „Mikroplatten“ treibt Indien seitdem regelrecht einen Keil zwischen die Eurasische und die Amurische Platte, der eurasische Kontinent zerbricht langsam. Zunächst kam es dabei zur Bildung einer ausgedehnten Schwäche- und Dehnungszone. In der Folge sanken Gesteinspakete entlang dieser Störung ab und bildeten eine Senke oder einen Graben. Solche Grabensysteme nennt man auch Rifts oder Rift-Valleys. In diesem entstehenden Rift bildete sich der Baikalsee in der Folgezeit und wuchs in den Jahrmillionen auf seine heutige Länge von 640 Kilometern an. Die Verwerfungen der Erdkruste in dieser Region sind aber noch immer aktiv. Zumindest schließen Wissenschaftler dies unter anderem aus den zahlreichen Heisswasserquellen im See.
Jahr für Jahr wächst der Baikalsee um zwei Zentimeter. Forscher gehen heute daher davon aus, dass der Baikalsee der Ausgangspunkt eines neuen Meeres ist, welches Asien in ferner Zukunft in zwei Teile zerschneiden wird. Schreitet die Dehnung im Baikal-Riftsystem in der Zukunft nämlich weiter fort, wird der Kontinent Asien irgendwann auseinander reissen, Ozeanwasser dringt ein. Die beiden Bruchstücke entfernen sich mit der Zeit immer weiter voneinander, wie es zum Beispiel auch bei Afrika und Arabien im Bereich des Roten Meeres der Fall ist. Durch ständige Zufuhr von Schmelzen aus dem Erdinneren wird neuer Meeresboden produziert. So entsteht mit der Zeit ein mittelozeanischer Rücken und schließlich ein Ozean. Unter anderem aufgrund dieser faszinierenden tektonischen Entwicklungen brennen Wissenschaftler weltweit darauf, die Erforschung des Baikalsees voranzutreiben.
Diese spannenden geologischen Vorgänge bergen für die Menschen am Baikalsee aber große Gefahren. Immer wieder, zuletzt im Februar 1999, wird die Region von starken starke Erdbeben heimgesucht. Damals ging die Naturkatastrophe für die Seeanrainer noch relativ glimpflich aus. Zwar erschütterten mehrere Erdstöße mit einer Stärke von bis zu 7,8 auf der Richterskala das Gebiet um die ostsibirische Stadt Irkutsk, glücklicherweise richteten sie aber nur geringe Schäden an. Verletzt wurde niemand. Zumindest dieses Mal noch…
Stand: 07.12.1999