Nahezu zwei Drittel der bekannten Erdöl- und Erdgasreserven der Erde liegen in einem Gebiet, das vom Golf von Aden über das kaspische Meer, den Ural bis in den Westen Sibiriens reicht. Hier, aber auch in den USA und Kanada, in Algerien, Nigeria, Angola oder in Venezuela sprudeln oder strömen jährlich insgesamt rund 3,5 Milliarden Tonnen an Erdöl und 2.500 Milliarden Kubikmeter an Erdgas an die Erdoberfläche.
Die Internationale Energie-Agentur IEA hat in ihrem World Energy Outlook 2008 Prognosen erstellt, wie weit die weltweiten Vorkommen noch reichen werden, wenn wir weiterhin ungebremst fossile Energieträger einsetzen wie bisher:
Steigender Energieverbrauch
Der weltweite Primärenergieverbrauch gemessen am Verbrauch von 2006 würde demnach bis zum Jahr 2030 um durchschnittlich 1,6 Prozent pro Jahr von 11,7 Milliarden Tonnen Rohöleinheiten (RÖE) auf über 17 Milliarden RÖE ansteigen, eine Zunahme um 45 Prozent.
Der weltweite Primärölverbrauch (ohne Biokraftstoffe) würde sich zwischen 2007 und 2030 durchschnittlich um ein Prozent pro Jahr auf 106 Millionen Barrel pro Tag erhöhen. Der Mineralölanteil am Weltenergieverbrauch ginge aber von 34 Prozent auf 30 Prozent zurück.
Die Weltnachfrage nach Kohle wird nach der IEA um etwa zwei Prozent pro Jahr steigen, der Anteil am Weltenergieverbrauch zwischen 2006 und 2030 von 26 auf 29 Prozent anwachsen. Hauptverbraucher werden China und Indien sein.
Das stärkste Wachstum läge nach dem Szenario der IEA bei den modernen erneuerbaren Energien, die demnach schon kurz nach 2010 das Erdgas als zweitwichtigste Energiequelle zur Erzeugung von Strom nach Kohle.
Steigendes Angebot
Laut IEA soll das Weltölangebot zwischen 2007 und 2030 von 84 auf 106 Millionen Barrel pro Tag anwachsen. Die konventionelle Ölproduktion wird gegen Ende des Prognosezeitraums stagnieren, der globale Ölpeak, also die höchste jemals erreichte Fördermenge, nach der es immer weniger Öl werden wird, nicht vor 2030 erreicht sein.
Der Großteil der Expansion der Weltölproduktion wird von den OPEC-Ländern ausgehen, deren Gesamtanteil sich zwischen 2007 und 2030 von 44 auf 51 Prozent erhöhen wird.
Etwa 46 Prozent des voraussichtlichen Wachstums der weltweiten Erdgasförderung im Zeitraum 2006 bis 2030 wird von den Ländern im Mittleren Osten ausgehen, die ihre Produktion bis 2030 auf rund eine Billion Kubikmeter verdreifachen werden. Der Rest des Anstiegs der Fördermengen wird größtenteils aus Afrika und Russland kommen.
Verbleibende Reserven
Laut IEA liegen die verbleibenden nachgewiesenen Reserven an Mineralöl und Erdgas und seinen Nebenprodukten bei rund 1,2 bis 1,3 Billionen Barrel. Der Umfang der Reserven hat sich seit 1980 fast verdoppelt. „Dies ist ausreichend“, so die IEA, „um die Welt bei den derzeitigen Verbrauchsraten noch über 40 Jahre mit Öl zu versorgen.“
Die maximal förderbaren konventionellen Ölressourcen, also die nachgewiesenen und die wahrscheinlichen Reserven in bereits entdeckten Ölfeldern, das Reservenwachstum sowie die noch zu entdeckenden Reserven, belaufen sich Schätzungen zufolge auf insgesamt 3,5 Billionen Barrel.
Die nichtkonventionellen, auf lange Sicht aber förderbaren Ölressourcen, zum Beispiel Ölsande, Schwerstöl oder Ölschiefer, werden auf insgesamt rund 6,5 Billionen Burell geschätzt.
Die verbleibenden nachgewiesenen Gasreserven belaufen sich auf 180 Billionen Kubikmeter – bei gleich bleibendem Verbrauch ausreichend für 60 Jahre.
Radikales Handeln gefragt
Trotz der scheinbar optimistischen Aussichten hinsichtlich der Reserven fossiler Brennstoffe weist die IEA darauf hin, dass es einer massiven Rückführung des CO2-Ausstoßes der weltweiten Energieversorgungsquellen bedürfe, „um eine katastrophale, irreversible Schädigung des Weltklimasystems zu verhindern“.
Dazu seien vor allem Investitionen in CO2-arme Technologien nötig und „radikale Aktionen“ seitens der Regierungen auf nationaler und lokaler Ebene.
Stand: 20.03.2009