Anthropogeographie

Wintu – eine Sprache stirbt

Aber das Indianervolk in Kalifornien gibt nicht auf

Die Wintu leben im Norden des US-Bundesstaates Kalifornien. Vor Eintreffen der Europäer besiedelten etwa 30.000 Mitglieder dieses Indianerstammes große Teile der Region. Bis heute hat sich ihre Zahl auf 2.000 dezimiert. Obwohl sich viele Geschichten um die Indianer Nordamerikas ranken und eine gewisse Faszination von ihnen ausgeht, haben ihre Kultur und Sprache im amerikanischen "way of life" kaum eine Chance. Die Wintu besitzen kein eigenes Reservat und leben daher weit verstreut. Bis heute kämpfen sie um die Anerkennung als indianisches Volk.

So sind Kultur und besonders die Sprache des nordkalifornischen Volkes akut vom Aussterben bedroht. Nur die inzwischen neunzigjährige Florence Jones spricht die Indianersprache heute noch.

Wintu Frauen um 1900 © 2001 Masson-Gomez Family)

Inzwischen spüren die Wintu den drohenden Tod ihrer Kultur. Sie sind daher hoch motiviert ihre Traditionen wiederzubeleben. Eine ständig wachsende Zahl von Anhängern führt unter der Leitung von Florence Jones inzwischen wieder alte Zeremonien und Riten durch. Auch ihre Sprache möchten sie retten. Hierfür gründeten sie das Projekt Beedi Yaluken, was soviel wie "Nicht aufgeben" bedeutet. Doch die Umsetzung ist mit großen Schwierigkeiten verbunden.

Der deutsche Sprachwissenschaftler Stefan Liedtke engagiert sich seit einigen Jahren für dieses ehrgeizige Projekt. Zunächst muss ein möglichst großer Wortschatz auf Audio- und Videokassetten gesammelt und für die Sprache eine Schrift entwickelt werden. So kann schließlich ein Wörterbuch entstehen und einfache Lehrbücher, die sich auch für Kinder eignen. Stefan Liedkte ist es gelungen, ein erstes Wörterbuch und eine Fibel in Eigeninitiative anzufertigen. Im Sommer 1998 konnte er erstmals einen Workshop veranstalten, an dem acht Familien mit Kindern und einige Einzelpersonen teilnahmen.

Doch um die Sprache wirklich retten zu können, müssen die Kenntnisse eine weite Verbreitung finden. Hierfür sind finanzielle Mittel nötig, etwa 25.000 Mark für die Anfangsphase. Während sich große Organisationen für derartig kleine Projekte kaum interessieren, kam in den letzten zwei Jahren Geld vor allem von kleinen Nichtregierungorgnaisationen, wie der "Aktionsgruppe Indianer und Menschenrechte" sowie durch Privatspenden zusammen.

Aber die Zeit ist knapp. Es bleibt nicht viel Spielraum, um nach Geldgebern zu suchen. Angesichts des Alters und des Gesundheitszustandes der einzigen Sprecherin Florence Jones ist nötig, so schnell wie möglich zu handeln. Doch selbst wenn viele Wörter der Wintu-Sprache wohl nicht mehr erfasst werden können, dank der Initiative von Liedtke und der Wintu, werden die Indianer ihre Sprache vermutlich zumindestens in großen Teilen vor dem Aussterben retten können.

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Stand: 26.11.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Bedrohte Völker
Überleben zwischen zwei Welten

Was sind indigene Völker?
Geschichte, Lebensraum und Vorstellungen

Indigene Völker und ihr Kampf um Anerkennung
Erst seit knapp 20 Jahren finden sie bei der UNO Gehör

Im Dienste der Wissenschaft?
Inuit als Schauobjekte in vergangenen Jahrhunderten

Zwischen zwei Welten
Wie der Einfluss westlicher Kultur das Leben der Inuit verändert

Regenwald: Ohne Wald sterben Kulturen
Über die untrennbare Verknüpfung von Regenwald und Ureinwohnern

Die Yanomami in Brasilien
Haben sie den Kampf gewonnen?

Die Penan in Malaysia
Ein Volk zwischen Coca Cola, Bier und Traditionen

"Ihr habt die Welt, lasst uns den Wald"
Wie die Penan und ausländische Unterstützer um ihren Lebensraum kämpfen

Aborigines: Aufarbeitung der Vergangenheit
Die Benachteiligung der Aborigines unter den weißen Siedlern

"Stoppt die Jabiluka-Mine"
Uranabbau und die Folgen für Natur und Aborigines

Auch die Sprachen sterben aus
Schon drei Milliarden sprechen heute eine der fünf Hauptsprachen

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