Summende Schutzstaffel: Forscher haben eine raffinierte Methode entwickelt, um Nutzpflanzen vor schädlichen Pilzen zu schützen – sie setzen Bienen und Hummeln als fliegende Helfer ein. Die Insekten sammeln am Stock unschädliche Pilzsporen auf und tragen sie beim Bestäuben mit sich. Auf den Blüten siedeln sich diese gutartigen Pilze an und verhindern so den Befall mit den Schadpilzen.
Bienen und Hummeln sind wichtige Bestäuber für viele unserer Obst- und Gemüsepflanzen. Und sie sind unersetzlich, wie sich im letzten Jahr zeigte. Denn andere Bestäubungsmethoden beeinträchtigen Ertrag und Nährstoffgehalt der Früchte. Doch Bienen könnten sogar noch mehr Nutzen bringen: Als fliegende Schutzstaffel für empfindliches Obst – beispielsweise von biologisch angebauten Erdbeeren.
Im Bioanbau ist das Spritzen von Pestiziden verboten. Das macht die Bekämpfung von Schädlingen und Pilzerkrankungen nicht gerade leicht. So sorgt der Grauschimmel Botrytis cinerea bei Erdbeeren regelmäßig für erhebliche Einbußen. Forscher des Niedersächsischen Landesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) in Celle und ihre europäischen Kollegen haben hier nun eine Lösung ausgetüftelt.
Pilzsporen als „Mitbringsel“
An die Stöcke der Honigbienen und Hummeln wird eine spezielle Passage angebaut, die die Insekten beim Ausfliegen passieren müssen. Dieser Tunnel ist mit Sporen eines unschädlichen Pilzes durchsetzt. Die Bienen und Hummeln nehmen diese Sporen beim Verlassen des Stocks auf und tragen diese beim Nektarsammeln von Blüte zu Blüte.
Der Clou daran: Dieser Pilz gedeiht auf der Erdbeerpflanze, ist für sie aber vollkommen unschädlich. Gleichzeitig aber hält er sozusagen den Platz besetzt – er verhindert, dass andere, schädliche Pilze die Blüte infizieren und sich ausbreiten. Wen die Bienen und Hummeln die Erdbeerpflanzen bestäuben, verbreiten sie gleichzeitig auch den schützenden Pilz und fungieren so als „Flying Doctors“.
Kleinere Völker sind besser
Ein Problem gibt es allerdings: Wie bringt man die Bienen dazu, ins Erdbeerfeld zu fliegen statt auf anderer verlockende Blüten? „Eine Aufstellung von Bienenvölkern direkt an ein Feld der Zielpflanzen bedeutet noch lange nicht, dass diese auch dort hinfliegen“, erklären Otto Boecking und Victoria Kreipe vom Landesamt. Sie führten daher Versuche mit verschieden großen Bienenvölkern durch.
„Wir haben postuliert, dass kleine Bienenvölker eher in der näheren Umgebung um ihren Stock sammeln als große Völkern“, so die Forscher. Und tatsächlich: Als sie kleinere Bienenstöcke am Erdbeerfeld aufstellten, lag die Bestäubungsrate signifikant höher als bei den sonst üblichen, größeren Völkern. Und mit der besseren Bestäubung verbreiteten die Bienen auch die Schutzpilze effektiver. „Das Konzept mit Bienen als Flying Doctors funktioniert“, bestätigt Boecking.
Noch allerdings stehen die Forscher in ihrem Projekt erst am Anfang. „Für konkrete Praxis-Empfehlungen bedarf es weiterer Forschung“, so Boecking. Denn noch ist nicht klar, wo genau die optimale Größe der Bienenvölker liegt und welche Maßnahmen man noch treffen kann, um die Schutzwirkung der „Flying Doctors“ weiter zu erhöhen.
(Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), 15.09.2015 – NPO)