Forscher haben ein fluoreszierendes Spray entwickelt, das Krebszellen in Körpergeweben innerhalb von Sekunden grün aufleuchten lässt. Dieser Marker könnte zukünftig eingesetzt werden, um bei Krebsoperationen Tumorreste oder gestreute Krebszellen besser sichtbar zu machen. Das berichtet das internationale Wissenschaftlerteam im Fachmagazin „Science Translational Medicine“.
„Das Spray kann einfach auf Gewebe gesprüht werden, die im Verdacht stehen, Tumore zu enthalten“, sagen Hisataka Kobayashi vom National Cancer Institute in Bethesda und seine Kollegen. Der grüne Farbstoff im Marker reagiere dann mit einem Enzym auf der Oberfläche von Krebszellen und beginne zu leuchten. Das erzeuge einen starken, gut eine Stunde lang gut erkennbaren Kontrast zwischen den Tumoren und dem krebsfreien Hintergrund. Das Leuchtspray könne nicht nur bei größeren Eingriffen, sondern auch bei endoskopischen Eingriffen oder Biopsien eingesetzt werden, um nach Tumoren oder Metastasen zu suchen.
Tests an menschlichen Zellkulturen und transgenen Mäusen
Die Wirkung ihres neuentwickelten Markers haben die Wissenschaftler sowohl an menschlichen Zellkulturen als auch bei transgenen Mäusen getestet. Der Leuchteffekt sei bei elf verschiedenen Zelllinien menschlichen Eierstockkrebses gut sichtbar gewesen, berichten die Forscher. Auch für verschiedene Gebärmutterhalstumoren sei der Marker gut geeignet. Diese Krebsarten erzeugen auf ihrer Zelloberfläche Gamma-glutamyltranspeptidase, das Enzym, das den Fluoreszenzmarker zersetzt und ihn dadurch aktiviert.
Bisher sei der sogenannte Gammaglutamyl-HMRG-Marker noch nicht für alle Krebsarten geeignet. „Aber andere Fluoreszenzmarker nach gleichem Prinzip könnten auch für Enzyme auf der Oberfläche von anderen Krebsarten entwickelt werden“, meinen die Forscher.
Bisherige Fluoreszenzmarker meist intravenös verabreicht
Die Idee, Krebszellen selektiv mit fluoreszierenden Markern anzufärben ist nicht völlig neu. So experimentieren einige Forscher bereits mit Markern auf Basis von Antikörpern, die an Tumorproteine von Bauchspeicheldrüsen- und Darmkrebs andocken. Andere nutzen Viren, um entsprechende Leuchtgene in Krebszellen einzuschleusen. „Diese Marker müssen jedoch in der Regel intravenös verabreicht werden und benötigen länger, um aktiv zu werden“, sagen Kobayashi und seine Kollegen.
Der neue Fluoreszenzmarker könne dagegen bei einem chirurgischen Eingriff an Ort und Stelle aufgesprüht werden. Man benötige dadurch nur ein Prozent der Dosis, die bei intravenösen Markern nötig sei. „Das reduziert das Risiko für mögliche schädliche Nebenwirkungen“, meinen die Forscher. (Science Translational Medicine, 2011; doi: 10.1126/scitranslmed.3002823)
(Science Translational Medicine / dapd, 24.11.2011 – NPO)