Zoologie

Ohren sind wichtig für „Pferdesprache“

Körpersprache der Pferde gibt Einblicke in deren Sozialverhalten

Pferde verständigen sich mit Ohren und Augen © freeimages

Pferdeflüstern für Fortgeschrittene: Pferde kommunizieren viele Dinge über ihre Körpersprache. Ein entscheidendes Detail ist entgegen bisheriger Annahmen auch die Richtung, in die ein Pferd blickt, haben britische Forscherinnen nun herausgefunden. Im Fachmagazin „Current Biology“ beschreiben sie ein weiteres wichtiges Verständigungsmittel der Reittiere, mit dem angehende Pferdeflüsterer jedoch Schwierigkeiten haben dürften: die äußerst beweglichen Ohren.

Das Pferd hat den Mensch buchstäblich durch die Geschichte getragen und gezogen – es wird bis heute genutzt und geliebt. Mit dem „Pferdeflüstern“, der Kommunikation mit Pferden, haben sich mittlerweile mehrere wissenschaftliche Studien beschäftigt. Forscher konzentrierten sich darin auf die Faktoren, die auch bei der menschlichen nonverbalen Kommunikation zum Tragen kommen: Blickrichtung und Stellung von Körper und Kopf.

Informationsquelle: Bewegliche Ohren

Pferde unterscheiden sich jedoch in zwei hierfür entscheidenden Punkten: Erstens liegen ihre Augen seitlich am Kopf. Das gibt den Tieren zwar ein sehr weites Blickfeld, aber Wissenschaftler nahmen bisher an, dass Pferde die Blickrichtung ihrer Artgenossen nicht interpretieren und als Informationsquelle nutzen. Zweitens sind die Ohren der Pferde äußerst beweglich, und die Tiere nutzen sie lebhaft als Ausdrucksmittel.

„Unsere Studie ist die erste, die eine Informationsquelle der Kommunikation untersucht hat, über die der Mensch nicht verfügt: mobile Ohren“, sagt Jennifer Wathan von der Universität von Sussex. Um der Pferdekommunikation auf die Spur zu kommen, fertigten Wathan und ihre Kollegin Karen McComb zunächst Fotos von Pferden an, die für etwas Bestimmtes Aufmerksamkeit zeigten. In der Form von lebensgroßen Abbildungen nutzten die Forscherinnen diese Fotos anschließend für ihre Experimente mit einer Reihe von Pferde-Probanden.

Jennifer Wathan mit einem der Pferde, die an den Versuchen teilnahmen. © Jennifer Wathan

Die Tiere wurden dabei vor die Bilder geführt – rechts und links davon befand sich jeweils ein Eimer mit Futter. Dabei zeigte sich, dass die Tiere die Aufmerksamkeitsrichtung des Pferdes auf dem Foto als Informationsquelle nutzten: Sie wandten sich dem Eimer zu, auf den der abgebildete Artgenosse hindeutete. Um nun herauszufinden, welche Details der Körpersprache diese Information vermitteln, veränderten die Forscher die Abbildungen. Sie drehten bei manchen die Kopfstellung oder deckten bei einigen die Augen oder die Ohren ab.

Ohren und Blickrichtung sind entscheidend

Die Auswertungen der Versuche mit diesen Bildern zeigten: Die Richtung der Kopfdrehung ist als grundlegende Information wichtig, sie wirkt aber nur in Kombination mit der Stellung der Ohren. Auch die in bisherigen Studien als unbedeutend angesehene Blickrichtung ist wichtig. „Um sich von einem anderen Pferd leiten zu lassen, müssen Pferde neben der Kopfrichtung auch die Informationen der Ohren und der Augen erfassen können“, resümiert Wathan das Ergebnis.

Wathan und McComb wollen die Kommunikation von Pferden nun in weiteren Studien noch genauer untersuchen. Das komplexe Sozialleben und die enge Verbundenheit mit dem Menschen machen sie zu besonders interessanten Wesen für die Forschung, sagen die beiden Wissenschaftlerinnen. „Es gibt ein allgemeines Interesse daran, Tierarten mit komplexen Sozialstrukturen – wie das Pferd – zu erforschen“, sagt Wathan. Und die Kommunikation spielt in solchen Systemen natürlich zweifellos eine zentrale Rolle.

(Current Biology, 2014; doi: 10.1016/j.cub.2014.06.023)

(University of Sussex, 05.08.2014 – MVI)

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