Junge weibliche Schimpansen sind wesentlich bessere Schüler als männliche. Zu diesem Ergebnis kommt eine in der aktuellen Ausgabe von Nature veröffentlichte Studie.
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Im Gombe Nationalpark in Tansania wurden acht junge männliche und sechs junge weibliche Schimpansen und deren Mütter von Forschern beobachtet. Weibchen orientieren sich in ihrem Lernprozess stark an ihren Müttern, Männchen hingegen verbringen ihre Zeit lieber spielend.
Beobachtet wurde vor allem das Verhalten der Tiere beim Termitenfang. Hier kamen Forscher zu dem Schluss, dass Weibchen viel schneller lernen. Auch bei Menschen lernen Mädchen schneller Lesen und Schreiben als Buben. Beim Termitenfang käme es, wie indirekt beim Schreiben, auf den geschickten Umgang mit einem Stock (Bleistift) an, so Elizabeth Lonsdorf, Mitarbeiterin der Studie, die jetzt wieder im Zoo von Chicago arbeitet. Weibchen lernten den Umgang mit dem Termiten-Fangstock bereits mit 30 Monaten, Männchen benötigten fast doppelt so lange, um diese Fähigkeit zu beherrschen.
„Egal, welches Jagdmuster die Mutter zeigte, die Tochter imitierte es fast exakt“, sagte Lonsdorf. Auch die Tiefe, in die der Termiten-Fangstock eingeführt wurde, stimmt mit dem der Mutter überein, weil die Töchter ihre Mütter wesentlich genauer beobachteten als die Söhne. Söhne ließen sich wesentlich leichter ablenken und fingen dadurch weit weniger Termiten. Andrew Whiten von der University of St. Andrews in Großbritannien führt dies aber nicht unweigerlich auf einen Zeitverlust zurück: Termitenjagd ist bei Schimpansen eher Frauensache, Männchen erbeuten größere Tiere wie zum Beispiel kleine Affen. Die Studie stellt weiters die Vermutung an, dass Menschen nicht die einzigen Lebewesen sind, bei denen es geschlechtsspezifische Lernmuster gibt.
(Pressetext Europe, 19.04.2004 – DLO)