Acht Jahre lang sendete der Umweltsensor MOS Daten über den Zustand der Meere aus dem All. „Jetzt ist ihm der Treibstoff ausgegangen und er trudelt langsam auf die Erde zu, aber die Mission ist ein voller Erfolg“, freut sich Dr. Andreas Neumann, vom Deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR). „Durch seine über 350.000 hoch aufgelösten Aufnahmen haben wir sehr viel über den ökologischen Zustand der Küstengewässer gelernt.“ Das nur 54 Kilo schwere Gerät war 1996 der erste seiner Art im Weltall. Die Erfahrungen, die mit ihm gesammelt wurden, kamen unter anderem dem 2001 ins All geschickten Umweltsatelliten ENVISAT zu Gute.
Zerlegtes Licht
MOS steht für Modularer Optoelektronischer Scanner. Solche ein Gerät wird auch als abbildendes Spektrometer bezeichnet und ist bei dieser Mission das erste Mal zum Einsatz gekommen. Auch an Bord des europäischen Umwelt-Satelliten ENVISAT bildet diese Technik das Herzstück. Solch ein Spektrometer zerlegt das ankommende Licht in verschiedene Wellenlängen und erzeugt daraus mehrere unterschiedliche Bilder. Jedes Bild enthält die Informationen, die mit der jeweiligen Wellenlänge transportiert werden. Mit diesen Informationen aus dem Weltall, konnten Wissenschaftler erstmals zeigen, dass man mit einer Kombination von verschiedenen Bildern und damit Wellenlängen erkennen kann, wo bestimmte Algen in Massen vorkommen, wie viel Schlamm ein Fluss ins Meer transportiert, wo ein Tanker Öl verliert. Wie diese Wellenlängen im Computer miteinander kombiniert werden müssen, damit die gewünschten Informationen sichtbar werden, war eine der Grundfragen die mit dem Umweltsensor MOS beantwortet wurden. Denn gerade in Küstengewässern ist es sehr schwierig, aus dem All zu erkennen, welche Stoffe im Wasser enthalten sind und wie die Qualität des Wassers ist, da ihre Färbung saisonal und regional sehr stark schwankt.
Big Brother für die Ozeane
Mit Hilfe der MOS-Daten und gleichzeitigen Wasserproben aus dem jeweiligen Gebiet entwickelten und testeten Forscher des DLR zusammen mit Kollegen weltweit entsprechende Auswerteverfahren entwickelt. Diese standen somit zum Beginn der großen ENVISAT-Mission bereits zur Verfügung. Dank dieser Verfahren können Wissenschaftler inzwischen die Wasserqualität aus dem All überwachen und gegebenenfalls z. B. vor giftigen Algenblüten warnen.
Viel Arbeit für alle
Besonders interessant war MOS auch, weil seine Rekord-Einsatzdauer von acht Jahren mit verschiedenen anderen Satelliten überlappte, die Informationen über den Weltozean sammelten. Daher dienen seine als sehr zuverlässig eingeschätzten Daten als Vergleichsstandard für verschiedene europäische und amerikanische Satellitenmissionen. Das DLR kooperierte bei dieser Mission eng mit der indischen Raumfahrtorganisation ISRO, die den Satelliten und ein weiteres Fernerkundungsinstrument stellte. Noch lange sind nicht alle Informationen von MOS ausgewertet und das Team aus internationalen Wissenschaftlern wird auch noch eine Weile dafür brauchen. Aber das ist bei 350.000 Aufnahme nach über 40.000 Erd-Umrundungen auch verständlich.
(DLR/GeoUnion, 11.06.2004 – Kirsten Achenbach / Forschungszentrum Ozeanränder)