Archäologie

Antikes Rom: Mosaiken gegen den Neid

Wiederkehrende Themen zeigen erhoffte Schutzwirkung der gewählten Motive

Mosaik "Die kleine Jagd" aus der Stadt Casale. © Luz Neira

Dekoration mit Schutzfunktion: Viele der prächtigen Mosaiken in den Villen des antiken römischen Reiches waren keine bloße Verzierung, sondern sollten vor bösen Geistern schützen. Ein Team internationaler Wissenschaftler hat festgestellt, dass die Römer besonders oft Motive mit Symbolkraft gegen den bösen Blick oder Neid abbildeten. Auch viele Elemente der römischen Religion sind in den Mosaiken überliefert.

In vielen erhaltenen Villen und an zahlreichen archäologischen Grabungsorten aus der Römerzeit finden sich mit kunstvollen Mosaiken verzierte Fußböden. Besonders in öffentlichen Gebäuden und in den Häusern der reichen und einflussreichen Römer kommen diese Kunstwerke vor – diese Bürger konnten sie sich am ehesten leisten. Besonders gut erhalten blieben die römischen Bodenmosaike in den vom Ausbruch des Vesuvs zerstörten Orten Herkulaneum und Pompeji, wo sie geschützt durch eine dichte Aschenschicht die Jahrhunderte überdauerten.

Viele römische Mosaike kombinieren Ornamente mit detaillierten bildhaften Darstellungen. Einige zeigen Alltagsszenen, andere scheinen eher mythologische Bedeutung zu haben. Diese beeindruckenden Bilder sind jedoch mehr als Kunst: Sie geben auch wertvolle Hinweise auf Lebensweise, Philosophie und Glauben in der Zeit, in der sie entstanden. Für Wissenschaftler sind sie daher wichtige Quellen.

Opferszene auf einem Mosaik in St. Roman en Gal © Luz Neira

Durchbohrte Augen gegen bösen Blick

Das Team um Luz Neira von der spanischen Universidad Carlos III de Madrid (UC3M) interessierte sich besonders dafür, wie sich Religion und Aberglauben in den Mosaiken aus der Zeit des römischen Imperiums widerspiegelt. Dazu haben sie analysiert, ob bestimmte Motive besonders verbreitet sind. „Die häufigsten Abbildungen zeigen Heirat, religiöse Opfer oder Szenen gegen den bösen Blick, mit der Absicht, vor Neid zu schützen“, erklärt Historikerin Neira.

Schutz vor dem bösen Blick beispielsweise sollte das Bild eines von einer Lanze durchbohrten und mit Tieren umringten Auges bieten. In manchen Fällen ergänzen Inschriften das Mosaik. Mosaiken mit solchen Motiven hatten nach Ansicht der Forscher eine Schutzfunktion: Die Römer glaubten, damit böse Geister abzuhalten.

Auf der griechischen Insel Kephalonia gefundenes Mosaik. Die lange Inschrift beschwört Leid auf diejenigen, die neidisch auf die Bewohner des Hauses sind. © Luz Neira

Stranguliert vor Neid

Im Eingangsbereich eines Hauses platzierten die Bewohner dagegen gern Bilder, die vor Neid und Missgunst der Mitbürger schützen sollten: Mythologische Figuren mit auffälligem Phallus waren als Motiv zu diesem Zweck offenbar beliebt. Ein Mosaik auf der Insel Kephalonia zeigt einen Menschen, der sich vor Neid auf das Haus eines anderen auf dem Boden windet und selbst stranguliert.

Ebenfalls häufig abgebildet sind religiöse Rituale wie Hochzeiten und Beerdigungen oder magische Praktiken. All diese Themen kommen nicht nur in den Mosaiken einzelner Epochen vor, sondern finden sich durch die gesamte Geschichte des römischen Reiches. „Das ist sehr bedeutend, denn es dokumentiert bestimmte überlieferte Bräuche, die von heidnischen Abbildungen abstammen“, so Neira.

(Universidad Carlos III de Madrid, 22.12.2014 – AKR)

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