Archäologie

Archäologen entdecken eine der ältesten Sonnenuhren der Welt

3.000 Jahre alte Tafel mit Stundenlinien lag im Tal der Könige unter einem Steinhaufen

Die Jahrtausende alte Sonnenuhr aus dem Tal der Könige © Universität Basel

Im Tal der Könige haben Archäologen eine der ältesten Sonnenuhren der Welt entdeckt. Die flache Steintafel mit aufgezeichneten Stundenlinien lag vergraben im Schutt zwischen zwei Königsgräbern. An dieser Stelle standen vor gut 3.000 Jahren vermutlich die Hütten der Arbeiter, die die Gräber der Pharaonen schufen. Ob die Sonnenuhr ihnen half, ihre Arbeitszeiten zu messen, oder ob sie Teil der Grabausstattung war, sei noch unklar, berichten die Forscher der Universität Basel.

Das Tal der Könige war eine der wichtigsten Gräberstellen für die altägyptischen Herrscher des Neuen Reichs. Dort entdeckte Howard Carter 1922 das Grab des Tutanchamun, dort werden aber auch bis heute neue Gräber gefunden und ausgegraben. Seit einigen Jahren forschen auch Archäologen der Universität Basel in diesem Gebiet. Während der diesjährigen Grabungssaison machte sie einen besonderen Fund, als sie gerade dabei waren, einen Grabeingang freizulegen:

Sie stießen auf ein abgeflachtes Stück Kalkstein, auf dem mit schwarzer Farbe ein Halbkreis mit zwölf Unterteilungen zu etwa 15 Grad aufgezeichnet war. In der Mitte der rund 16 Zentimeter langen horizontalen Grundlinie war eine Vertiefung zu erkennen. Sie diente vermutlich der Befestigung eines Holz- oder Metallstifts, dessen Schatten die Stunden anzeigte, wie die Forscher berichten. Kleine Punkte in der Mitte jedes Stundenwinkels dienten einer noch feineren Zeitmessung.

Arbeiter-Uhr oder Zeitgeber für den Sonnengott?

Wer diese Sonnenuhr damals benutzte, ist noch nicht klar. Sie lag vor den Königsgräbern im Bereich einiger Steinhütten, in denen im 13. Jahrhundert vor Christus vermutlich Arbeiter lebten, die an den Gräbern bauten. Möglicherweise diente die Sonnenuhr ihnen zur Messung ihrer Arbeitszeiten. Theoretisch wäre es jedoch auch möglich, dass die Uhr zu einem der Gräber gehörte, sagen die Archäologen. Denn häufig sind auf den Wänden der Königsgräber sogenannte Jenseitsführer aufgezeichnet. Diese Unterweltbücher sind illustrierte Texte, die die nächtliche Fahrt des Sonnengottes durch die Unterwelt beschreiben und dabei auch genaue Zeitangaben machen. Es könnte daher sein, dass die Sonnenuhr dazu dienen sollte, dem Sonnengott ein Zeitmesswerkzeug zur Hand zu geben.

Neben der Sonnenuhr haben die Archäologen bei ihren Grabungen im Tal der Könige auch zahlreiche Tonscherben, Gefäße, Kleidungsreste und sogar eine zuvor unbekannte weibliche Mumie entdeckt. Sie lag in einem Sarkophag im Grab KV64 und ist mehr als 3.000 Jahre alt. Aus Inschriften am Sarg geht hervor, dass die Tote Nehemes-Bastet hieß und den Titel „Sängerin des Amun“ trug – und damit eine Art Priesterin war. Sie stammte aus der Zeit der 22. Dynastie und gehörte vermutlich zur Familie eines der einflussreichen Amun-Priester dieser Zeit. Im Gegensatz zu vielen anderen Gräbern im Tal der Könige war ihre Felsenkammer den Grabräubern entgangen und ist daher noch sehr gut erhalten.

(Universität Basel, 14.03.2013 – NPO)

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