Schon länger weiß man, dass sich aus Wasser und Gas unter hohem Druck und bei Temperaturen unter 5°C eisähnliche Substanzen bilden. Doch erst Mitte der 1980er Jahre rückten die Gashydrate, die mittlerweile beispielsweise im Permafrostboden Sibiriens oder an zahlreichen Stellen im Meeresboden entdeckt worden sind, in den Mittelpunkt der Forschung.
Mit dem Schwinden der Vorräte an fossilen Brennstoffen wie Kohle, Erdöl und Erdgas begann damals die Suche nach alternativen Energierohstoffen. Gashydrate, diese hochsensible Mischung aus Wasser und Methangas , die unter normalen Umgebungsbedingungen schnell in ihre Bestandteile zerfällt, kamen da gerade recht. Schließlich schätzen Energieexperten die nutzbaren Gashydratreserven auf mehr als 1.500 Billionen Kubikmeter. Sie sind damit sechsmal so groß wie die gesamten Erdgasvorräte auf unserem Planeten.
Doch Geowissenschaftler warnen vor möglichen katastrophalen Folgen. Freiwerdendes Methan der Gashydrate kann erheblich zur globalen Erwärmung beitragen. Methan ist als Treibhausgas 30mal wirksamer als Kohlendioxid. Zudem stabilisieren Gashydrate Sedimente am Meeresboden wie ein Zement. Zersetzt sich dieser „Zement“, so kann es zu Massenrutschungen und enormen Flutwellen kommen, die küstennahe Gebiete bedrohen. Zu solch einer Rutschung ist es zum Beispiel vor etwa 5.000 Jahren in der Nordsee gekommen.
Auch wenn die Gashydratforschung heute längst nicht mehr in den Kinderschuhen steckt, ist nach Meinung von Experten wie Dr. Peter Gerling von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe „für ein besseres Verständnis der Gashydrate noch Grundlagenforschung bezüglich Bildung, Stabilität und Zerfall sowie über die Rolle der Gashydrate im globalen Kohlenstoffkreislauf notwendig“.
Das Forschungsprogramm GEOTECHNOLOGIEN trägt diesem dringenden Forschungsbedarf seit einigen Jahren Rechnung und hat im Themenschwerpunkt „Gashydrate im Geosystem“ zahlreiche Projekte initiiert, die mittlerweile handfeste Ergebnisse vorweisen können. Vor allem bei der Erforschung des anaeroben Abbaus von Methan sowie bei der Mess- und Probenahmetechnik wurden große Fortschritte erzielt.
(F&Eprogramm GEOTECHNOLOGIEN, g-o.de, 21.08.2003 – NPO)