Es begann in Südostasien und Afrika: Forscher haben erstmals ermittelt, wo und wann auf der Erde erste klare Zeichen des Klimawandels messbar waren. Demnach gab es schon in den 1940er Jahren erste Symptome in den Tropen, ab 1980 dann fast überall auf der Welt. Klare Signale für eine anthropogene Veränderung fehlen dagegen bis heute in Teilen der USA, wie die Forscher im Fachmagazin „Environmental Research Letters “ berichten.
Dass wir in einer Ära des Klimawandels leben, ist inzwischen unstrittig. Dies zeigt sich am schrumpfenden Meereis, Klimarekorden in Serie, zunehmenden Hitzewellen und steigenden Meeresspiegeln. Aber ab wann begannen die Temperaturen messbar vom langjährigen Mittel abzuweichen? Und wo geschah dies zuerst?
Beginn in den Tropen
Um diese Fragen zu beantworten, analysierten Andrew King von der University of New South Wales in Sydney und seine Kollegen die Durchschnitts- und die Extremtemperaturen in verschiedenen Regionen der Erde von 1920 bis heute. In 23 verschiedenen Modellen verglichen sie diese Werte mit dem Mittelwert des Zeitraums 1860 bis 1910 und damit sozusagen mit dem Sollwert ohne stark ausgeprägten Klimawandel.
Das Ergebnis: Überraschenderweise machte sich der Klimawandel als erstes in den Tropen bemerkbar. Obwohl dort die Durchschnittstemperaturen bis heute nur wenig vom Soll abweichen, begann dieser Trend bereits in den 1940er Jahren, wie die Forscher berichten. Erklärbar ist dies dadurch, dass es in den Tropen sehr viel weniger Temperaturschwankungen gibt – Abweichungen machen sich daher schneller bemerkbar. Zuerst geschah dies im äquatorialen Afrika, in Südostasien und in Teilen Australiens.
Teile der USA bleiben verschont – noch
In den 1960er Jahren war der Klimawandel in Form gestiegener Durchschnittstemperaturen dann in den gesamten Tropen nachweisbar, wie die Berechnungen ergaben. Näher an den Polen verzögerte sich dies noch um rund 20 Jahre. Doch in der Phase von 1980 bis 2000 zeigten sich bereits in fast allen Regionen der Erde klare Anzeichen für die globale Erwärmung, wie King und seine Kollegen berichten. Meist weichen dabei zuerst die Mittelwerte ab, dann nehmen auch extrem warme Tage zu.
Aber es gibt auch Ausnahmen: An der Ostküste der USA und im mittleren Westen fehlt bis heute ein klares Erwärmungssignal, wie die Forscher berichten. Doch sie erwarten, dass dies spätestens in den nächsten zehn Jahren der Fall sein wird. In allen anderen Regionen jedoch gehen die Extremwerte und die Durchschnittstemperaturen bereits jetzt über die natürlichen Schwankungen hinaus.
Klares Signal beim Starkregen kommt bald
Weniger eindeutige Anzeichen gibt es bei den Niederschlägen. Zwar belegen die Daten einen Trend hin zu immer mehr Starkregen in vielen Gebieten. Doch dieses Signal sei noch nicht stark genug, um sich klar von den natürlichen Schwankungen abzuheben.
„Wir erwarten die ersten klaren Erwärmungssignale beim Starkregen in Russland, Kanada und Nordeuropa in den nächsten zehn bis 30 Jahren“, sagt Koautor Ed Hawkins von der University of Reading. „Dabei wird es in diesen Regionen zu extremen Regenfällen zusätzlich zum ohnehin schon existierenden Trend zu feuchteren Wintern kommen.“ (Environmental Research Letters, 2015; doi: 10.1088/1748-9326/10/9/094015)
(University of New South Wales, 23.09.2015 – NPO)