Land Unter: Teile San Franciscos und der Bay Area könnten künftig im Meer versinken – darunter auch der internationale Flughafen der kalifornischen Metropole. Denn der Untergrund unter dem Flughafen und anderen Gebieten sackt immer weiter ab. Kombiniert mit dem Meeresspiegelanstieg könnten dadurch bis zum Jahr 2100 bis zu 220 Quadratkilometer Fläche im Meer versinken, wie US-Forscher im Fachmagazin „Science Advances“ berichten.
Viele Küstengebiete sind in Zeiten des Klimawandels gleich doppelt gefährdet: Zum einen steigt der Meeresspiegel immer schneller und verstärkt so die Hochwassergefahr. Gleichzeitig aber sinkt in vielen Regionen der Untergrund schleichend ab, teilweise aus natürlichen Ursachen, teilweise aber auch, weil zu viel Grundwasser entnommen wird. Beide Effekte addieren sich und bedrohen die Südküste der USA, das Ganges-Delta und andere Küstenregionen.
Wie gefährdet ist San Francisco?
Wie die Gefahr im Großraum um San Francisco aussieht, haben nun Roland Bürgmann von der University of California in Berkeley und sein Kollege Manoochehr Shirzaei von der Arizona State University untersucht. Für ihre Studie werteten sie Radarmessdaten zweier Satelliten aus. Durch Vergleiche von Aufnahmen aus der Zeit zwischen 2007 und 2011 ermittelten sie die vertikalen Veränderungen der Landoberfläche bis auf einen Millimeter pro Jahr genau.
Zusätzlich zogen die Forscher Prognosen zur Meeresspiegelentwicklung für den Nordost-Pazifik hinzu. Der Weltklimarat IPCC sagt für diese Region je nach Emissions-Szenario einen Anstieg der Pegel um vier bis 30 Zentimeter bis 2030 und von 42 bis 167 Zentimeter bis 2100 voraus. Aus den kombinierten Daten ermittelten die Wissenschaftler, welche Teile der Bay Area von diesem Anstieg und von der kombinierten Wirkung von Landabsenkung und Meeresspiegelanstieg betroffen wären.
Flughafen sinkt um zehn Millimeter pro Jahr
Das Ergebnis: „Die Karte der vertikalen Veränderungen zeigt ein komplexes Muster von Hebungen und Absenkungen in der San Francisco Bay Area“, berichten Bürgmann und Shirzaei. In den meisten Gebieten liegt die Rate der Bodenabsenkung bei weniger als zwei Millimetern pro Jahr. Teile von Santa Clara erleben sogar eine leichte Hebung um ein bis zwei Millimeter.
Doch anders sieht es für Treasure Island, Foster City und – ausgerechnet – den internationalen Flughafen von San Francisco aus. Denn diese Gebiete sinken mit im Mittel zehn Millimetern pro Jahr relativ schnell ab, wie die Forscher ermittelten. Kombiniert man dies mit dem prognostizierten Meeresspiegelanstieg, könnte bis 2100 die Hälfte des Flughafens unter Wasser liegen. „Der Boden sinkt ab, die Pegel steigen und dadurch kann das Wasser viel weiter ins Landesinnere vordringen als durch jeden dieser Prozesse allein“, erklärt Shirzaei.
Bei Sturmfluten wird es noch schlimmer
Was bedeutet dies für die Zukunft der Bay Area? Schon der Meeresspiegelanstieg allein könnte je nach Szenario zwischen 51 und 168 Quadratkilometer Land in diesem Gebiet unter Wasser setzen. „Doch wenn der Effekt der Bodenabsenkung mit einbezogen wird, ist eine sehr viel größere Landfläche betroffen“, so die Forscher. Bis 2100 könnten dann zwischen 98 und 218 Quadratkilometer Land in der Bay Area in den Fluten versinken.
Und das ist noch die konservative Schätzung, wie die Wissenschaftler betonen: „Wir haben uns hier nur angeschaut, was passiert, wenn das Wasser ein wenig höher steigt“, so Bürgmann. „Aber was ist, wenn es einen Jahrhundertsturm gibt, Springfluten oder andere Szenarien, die starkes Hochwasser bringen? Die Fläche, die beispielsweise bei Sturmfluten und Starkregen betroffen wäre, ist noch deutlich größer.“
Wichtige Informationen für den Küstenschutz
Die gute Nachricht: Die jetzt für die Bay Area, aber auch andere Küstenregionen erstellten Prognosekarten können dabei helfen, die betroffenen Gebiete rechtzeitig gegen solche Überschwemmungen zu schützen. „Die genaue Messung der vertikalen Veränderungen ist eine entscheidende Komponente, um robuste Überschwemmungsprognosen für Küstengebiete weltweit zu erstellen“, kommentiert Patrick Barnard von US Geological Survey. (Science Advances, 2018; doi: 10.1126/sciadv.aap9234)
(University of California – Berkeley, 08.03.2018 – NPO)