Egal ob im betrieblichen Gesundheitsmanagement, in der Pflanzenbiotechnologie oder beim sanften Tourismus – Netzwerke sind in den letzten Jahren immer populärer geworden. Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen sehen in ihnen eine effiziente Form des Arbeitens und Lernens. Bei Praktikern aus Unternehmen und Organisationen dagegen stehen sie als Gestaltungsphänomen hoch im Kurs.
Aber: Was ist dran an Netzwerken, was macht sie unter dem Blickwinkel der Kompetenzentwicklung oder auch unter wirtschaftlichen Aspekten so attraktiv? Dieser Frage widmet seit nunmehr drei Jahren das aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung und aus Geldern des Europäischen Sozialfonds geförderte Programm „Lernkultur Kompetenzentwicklung“.
Im Programmbereich „Lernen im Prozess der Arbeit“ (LiPA) wurden in diesem Zeitraum fünf unterschiedliche Netzwerke in den alten und neuen Bundesländern gefördert. Es handelte sich dabei um kommerzielle Netzwerke, um Netzwerke mit regionaler Kompetenz, um informations- und prozessverbessernde sowie um lernprozessorientierte Netzwerke. Alle Netzwerke waren auf die Erzielung und Optimierung von personalen und Unternehmenseffekten orientiert.
Beispiel: Netzwerk Erdgeschichte
Erdgeschichte, Geologie und Geographie – dies sind die wichtigsten Themen des Netzwerks Erdgeschichte. Akteure aus den Bereichen Tourismus, Wirtschaft oder Umwelt haben sich dabei „verbündet“, um einen nachhaltigen und zukunftsfähigen GEO-Tourismus in Südwestdeutschland auf die Beine zu stellen. Zusammen mit Wissenschaftlern vom Lehrstuhl Angewandte Geographie der Eberhard-Karls-Universität Tübingen versuchen sie „sanfte“ Tourismusangebote mit Erlebnischarakter zu entwickeln, die einen Urlaub in der Region attraktiv machen.
Seit 1997 erschließt das Netzwerk Erdgeschichte dabei Landschaftsinhalte und vermarktet sie für den Tourismus, das Freizeitwesen und für pädagogische Zwecke. Für die Umsetzung des sanften Landschaftsmarketings in Verbindung mit GEO-Themen wurde ein anschauliches Objekt gefunden – die charakteristische und einmalige Südwestdeutsche Schichtstufenlandschaft. Deren vielgestaltige Ausprägung ermöglicht dem Besucher eine Reise durch eine Milliarde Jahre Erdgeschichte. Hier finden sich Gesteine aus unterschiedlichsten Erdzeitaltern oft nur wenige Kilometer voneinander entfernt.
Zu den Orten mit besonderem geotouristischen Erlebnispotenzial gehören nach Meinung des Netzwerks Erdgeschichte unter anderem die Quellen im Buntsandstein in Bad Herrenalb, das Jurazeitalter live Bad Urach oder Römisch baden im Aalenium Aalen.
Mittlerweile wurde das Netzwerk Erdgeschichte bei den „Tegernseer Tourismus Tage“ 2002 als Preisträger ausgezeichnet. Das Subnetz Schwäbische Alb erhielt im gleichen Jahr sogar das Prädikat „Nationaler GeoPark Schwäbische Alb“ durch die Alfred-Wegener-Stiftung und das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Broschüre „Netzwerkmanagement“
Weitere Informationen zum Netzwerk Erdgeschichte und den anderen Netzwerken bietet die Broschüre „Netzwerkmanagement“. Sie soll wichtige Erfahrungen, Erkenntnisse und Ergebnisse aus den Netzwerkprojekten allen Interessierten zugänglich machen.
(Lehrstuhl für Angewandte Geographie//Universität Tübingen, 03.12.2004 – DLO)