Klima

Wilder Arabica-Kaffee könnte bis 2080 aussterben

Klimawandel nimmt wichtigster Kaffeesorte den Lebensraum

Kaffee-Pflanze (Coffea arabica) mit „Kaffeekirschen“ in unterschiedlichen Reifestadien © Fernando Rebelo / CC BY-SA 3.0

In 70 Jahren könnte es weltweit keinen wilden Arabica-Kaffee mehr geben. Denn der Klimawandel lässt die geeigneten Lebensräume für diese wichtige Kaffeesorte rapide verschwinden. Das haben britische und äthiopische Forscher anhand von Verbreitungskarten und Klimamodellen festgestellt, wie sie jetzt im Fachmagazin „PLoS ONE“ veröffentlichten.

Demnach gehen im günstigsten Szenario 65 Prozent der bioklimatisch geeigneten Standorte bis zum Jahr 2080 verloren, bei einer nahezu ungebremsten Klimaerwärmung aber fast 100 Prozent. Der wilde Arabica-Kaffee werde in diesem Fall vollständig aussterben. Dies hätte auch schwerwiegende Auswirkungen für die kommerzielle Kaffeeproduktion, warnen die Forscher. Möglicherweise könne auch der tägliche Morgenkaffee zukünftig noch teurer werden.

„Kaffee ist das weltweit beliebteste Getränk und nach Öl die zweithäufigste Handelsware auf dem Weltmarkt“, schreiben Aaron Davis von den Royal Botanic Gardens in Kew und seine Kollegen. Die Sorte Coffea arabica habe dabei einen Anteil von 70 Prozent an der weltweiten Kaffeeproduktion, der Rest entfalle auf Coffea robusta. Die neue Studie belege nun, wie sensibel der Arabica-Kaffee auf Klimaveränderungen reagiere.

Die Aussicht, dass die Arabica-Wildstämme in wenigen Jahrzehnten aussterben könnten, sei besorgniserregend, sagen die Forscher. Denn die kommerziellen Kaffeesorten seien genetisch stark verarmt. Man brauche die Wildstämme daher als genetisches Reservoir, um den Kaffee durch Einkreuzungen gegen neu auftretende Schädlinge, Krankheiten oder auch Umweltveränderungen wappnen zu können. Die Studie zeige zudem, dass auch einige kommerzielle Anbaugebiete trotz Bewässerung und anderen Ausgleichsmaßnahmen in Zukunft zu warm werden könnten, um dort weiterhin erfolgreich Arabica-Kaffee zu pflanzen.

Wälder mit wilden Kaffee-Pflanzen der Sorte Arabica auf dem Boma Plateau im Südsudan. © Aaron Davis, RBG Kew

Sensibel gegenüber Wärme und Trockenheit

Für ihre Studie hatten die Forscher zunächst die heutige Verbreitung des wilden Arabica-Kaffees kartiert und die Klimadaten für diese Gebiete ermittelt. „Arabica-Kaffee ist sehr sensibel gegenüber Umweltfaktoren, er gedeiht nur bei bestimmten Temperaturen und Niederschlagsmengen“, erklären die Forscher. Mit Hilfe eines Modells simulierten sie anschließend, wie sich die klimatisch für den Kaffee geeigneten Lebensräume verändern, wenn die Temperaturen ansteigen. Als Basis für die Klimasimulation nutzen die Forscher dabei drei Szenarien des Weltklimarats IPCC, in denen jeweils unterschiedlich hohe Treibhausgas-Emissionen angenommen werden. Als Zeitstufen setzten sie 2020, 2050 und 2080 an.

Das Ergebnis: In allen Szenarien nahm die Anzahl und Verbreitung wilder Arabica-Populationen deutlich ab, wie die Forscher berichten. Gingen die Simulationen von einer nur gemäßigten Klimaerwärmung bis 3,8 Grad Celsius bis 2100 aus, seien die für den Kaffee geeigneten Standorte bis zum Jahr 2080 um 65 Prozent zurückgegangen. Im Falle des schlechtesten Szenarios, einer Erwärmung bis 2100 um bis zu 6,4 Grad seien 99,7 Prozent der für den Kaffee geeigneten Standorte verschwunden.

Der Klimawandel wird sich in einigen Regionen aber schon lange vor dem Jahr 2080 bemerkbar machen, wie die Wissenschaftler berichten. Im Südsudan beispielsweise werde es schon 2020 keinen wilden Arabica-Kaffee mehr geben. Bei einem Besuch in dieser Region im April 2012 habe man bereits erste Vorboten dieser Entwicklung gesehen: Viele Kaffeepflanzen seien krank oder schon abgestorben, neue Keimlinge gebe es kaum.

Die Zukunftsprognosen seien wahrscheinlich eher noch zu positiv, betonen die Forscher. Denn man sei dabei von einer intakten Vegetation und nur vernachlässigbaren Eingriffen des Menschen, beispielsweise in Form von Rodungen, ausgegangen. „Das Ziel unserer Studie war es aber nicht, düstere Prophezeiungen zu liefern“, sagt Davis. Stattdessen seien diese Prognosen eine Hilfe, um gezielt geeignete Schutzmaßnahmen planen zu können (doi:10.1371/journal.pone.0047981).

(PLoS ONE, 08.11.2012 – NPO)

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