Raumfahrt

Abschied von Opportunity

Nach monatelanger Funkstille erklärt die NASA den dienstältesten Marsrover für tot

Opportunity-Schatten
Selfie im Gegenlicht: Diese Aufnahme seines Schattens machteder Rover Opportunity, als er bereits doppelt so lange auf dem Mars im Einsatz war als geplant. ©NASA/ JPL

Ende eines rollenden Pioniers: Die Mission des Marsrovers Opportunity dauerte fast 15 Jahre statt 90 Tage, doch jetzt ist sie offiziell vorbei. Nach monatelangen Versuchen, den Kontakt zu dem bei einem Staubsturm verstummten Rover wiederherzustellen, gibt die NASA nun auf. Opportunity ruht nun für immer im marsianischen „Tal der Beharrlichkeit“. Ihm verdanken wir die ersten Belege für eine wasserreiche Vergangenheit des roten Planeten und einzigartige Aufnahmen marsianischer Landschaften.

Als der Marsrover Opportunity im Januar 2004 auf der marsianische Ebene Meridiani Planum landete, bezifferten die NASA-Ingenieure seine Missionszeit auf gerade einmal 90 Marstage. Ziel war es, das 174 Kilogramm schwere Gefährt einen Kilometer weit rollen zu lassen und dabei nach Spuren von Wasser und lebensfreundlichen Bedingungen auf der Marsoberfläche zu suchen.

15 Jahre statt 90 Tage

Doch Opportunity hielt mehr als 60 Mal solange durch: Fast 15 Jahre lang rumpelte der Golfwägelchen-große Rover durch Geröllfelder, überquerte alte Flusstäler und umkurvte marsianische Einschlagskrater. Sogar einen 35 Grad steilen Hang quälte er sich hinauf – ein extraplanetarischer Rekord. Bereits im März 2015 hatte der Rover als erstes menschengemachtes Gefährt einen Marathon auf einem fremden Planeten zurückgelegt.

Blick auf den Mars vor und während des globalen Staubsturms im Sommer 2018. © NASA/ JPL-Caltech/MSSS

„Mehr als ein Jahrzehnt lang war Opportunity eine Ikone der Planetenerkundung“, sagt Thomas Zurbuchen von der NASA. „Er hat uns gezeigt, dass der Mars einst ein wasserreicher, potenziell lebensfreundlicher Planet war und hat uns ganz neue marsianische Landschaften enthüllt.“ Schon zu Beginn seiner Mission entdeckte der Rover sulfathaltige Ablagerungen und bromreiche Schwefelverbindungen im Marsregolith – beides Hinweise auf frühere Wasservorkommen.

Der letzte Staubsturm

Erst im Juni 2018 musste sich der Rover endgültig geschlagen geben – einem würdigen Gegner. Denn der Rote Planet erlebte einen der dichtesten Staubstürme seit Beginn der Beobachtungen. Weil Opportunity für seine Stromversorgung auf Solarenergie angewiesen ist, schaltete er sich ab, nachdem der Marsstaub seine Sonnensegel bedeckt hatte. Seither herrschte Funkstille.

Schon seit Monaten hat die NASA alles versucht, um den Marsrover zu kontaktieren und ihn zum Antworten zu bewegen. Nachdem erste Versuche scheiterten, griffen die Ingenieure Ende Januar zu einem letzten Mittel: Sie schickten eine Reihe von Befehlen, die mögliche Fehlfunktionen des Rovers und seines Bordcomputers beheben sollten. „Wir haben jeden denkbaren technischen Versuch unternommen, Opportunity zu retten“, sagt John Callas, Manager des Mars Exploration Rover Projekts. Vergeblich.

Letzte Ruhestätte: Perseverance Valley

Am 13. Februar 2019 erklärte die NASA den Marsrover Opportunity offiziell für tot und seine Mission für beendet. „Die Wahrscheinlichkeit, doch noch ein Signal von ihm zu empfangen ist einfach zu gering, um weiterzumachen“, so Callas. Für ihn und die Mitglieder des Rover-Teams, die Opportunity mehr als ein Jahrzehnt begleitet haben, ist dies ein schwerer Abschied. 45 Kilometer von seinem einstigen Landeplatz entfernt, im sogenannten Perseverance Valley – zu deutsch „Tal der Beharrlichkeit“, hat Opportunity nun seine letzte Ruhestätte gefunden.

„Ich kann mir dafür keinen besseren Ort auf der Oberfläche Mars vorstellen als einen, der Perseverance Valley heißt, sagt Michael Watkins, Direktor des Jet Propulsion Laboratory (JPL) der NASA. „Denn die Entdeckungen, Daten und die schiere Durchhaltekraft dieses tapferen kleinen Rovers bezeugen den Einfallsreichtum, den Einsatz und die Beharrlichkeit der Menschen, die ihn gebaut und gesteuert haben.“

Mit Opportunity auf dem Mars unterwegs.© NASA/ JPL-Caltech

Gegen alle Widerstände

Tatsächlich musste Opportunity auf seiner langen Reise über den Mars schon einige Hürden und Schwierigkeiten überwinden: 2005 verlor er die Kontrolle über eines seiner Vorderräder, dann klemmte ein Heizelement und drohte, seine Stromversorgung zu überlasten. Wenig später fuhr er sich in einer Sandwehe fest und blieb vorübergehend stecken. Zwei Jahre später zwang ihn ein zwei Monaten anhaltender Staubsturm zu pausieren.

2015 schließlich fiel der 256 Megabyte Flashspeicher des Rovers aus und 2017 verlor Opportunity schließlich auch die Kontrolle über das zweite Vorderrad. Bei all diesen Problemen schaffte es das Bodenteam am JPL immer wieder, eine Lösung zu finden – und sei es, den Rover einfach rückwärts weiterfahren zu lassen. Doch ohne Kontakt zu Opportunity sind ihnen diesmal die Hände gebunden.

„Die Trauer, die wir jetzt spüren, wird gemildert durch das Wissen, dass das Erbe von Opportunity weiterlebt – sowohl, auf dem Mars mit dem Curiosity Rover und dem Lander Mars InSight als auch in den Reinräumen des JPL, wo der Mars 2020 Rover entsteht“, sagt Zurbuchen. Callas fügt hinzu: „Wenn ich an Opportunity denke, dann werde ich mich immer an den Mars als den Ort erinnern, an dem unser tapferer Rover alle Erwartungen übertroffen hat. Lebe wohl, Opportunity – gut gemacht.“

Quelle: NASA

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