Geschafft: Am gestrigen Sonntag, 11. Dezember 2022, ist die Artemis-1-Mondmission der NASA erfolgreich zur Erde zurückgekehrt. Die Orionkapsel landete gegen 18:40 Uhr unserer Zeit vor der Küste Kaliforniens im Pazifik. Das Raumschiff hat auf seiner gut 25 Tage dauernden Mission 2,25 Millionen Kilometer zurückgelegt und sich dabei weiter von der Erde entfernt als jemals ein für bemannte Flüge ausgelegtes Raumschiff vor ihm. Die erfolgreiche Mission ebnet nun den Weg für den ersten bemannten Flug im Jahr 2024.
Mit dem Artemis-Programm der NASA sollen in den nächsten Jahren endlich wieder Menschen zum Mond fliegen – mehr als 50 Jahre nach der Ära der Apollo-Missionen. Geplant sind eine bemannte Mondumrundung im Jahr 2024 und danach auch wieder eine Landung auf dem Erdtrabanten. Voraussetzung dafür war aber, dass die noch unbemannte „Generalprobe“ für das Ensemble aus der Trägerrakete SLS, der Orionkapsel und dem europäischen Servicemodul reibungslos funktioniert.
Start, Mondumrundung und ein Rekord
Nach mehreren Verzögerungen des Starts war es dann am 16. November 2022 endlich soweit: Die Artemis-1-Mission startete zum Mond. Mit an Bord waren drei Dummys, vollgespickt mit Messinstrumenten unter anderem zur Messung der Strahlungsbelastung. Zehn Tage nach ihrem Start durchbrach die Orionkapsel mit dem Servicemodul den Entfernungsrekord von Apollo 13: Sie war so weit von der Erde entfernt wie kein für bemannte Flüge ausgelegtes Raumschiff vor ihr.
Nach zwei nahen Vorbeiflügen an der Mondoberfläche und zwei weiten Mondumrundungen nahm Artemis-1 wieder Kurs zurück auf die Erde. Mit rund 40.000 Kilometer pro Stunde trat die Raumkapsel in die Erdatmosphäre ein. Damit sie diesen „High-Speed“-Wiedereintritt unbeschadet übersteht, ist die Orionkapsel mit einem neuartigen Hitzeschild ausgerüstet. Er erhitzte sich während des Abbremsens durch den Luftwiderstand auf bis zu 2.760 Grad und schirmte dabei die Kapsel vor der Hitze ab.
Erfolgreiche Landung
40 Minuten vor der Wasserlandung wurde das europäische Servicemodul (ESM) von der Orion-Kapsel abgetrennt. Wie geplant verglühte das ESM kontrolliert in der Atmosphäre, während die Raumkapsel nun selbst die Steuerung übernahm. Sie richtete sich mit ihren Steuerdüsen aus und löste in rund acht Kilometer Höhe und bei noch rund 523 Kilometer pro Stunde die drei Bremsfallschirme. Am Ende des Fallschirmabstiegs wasserte das Orion-Crew-Modul mit dem gemächlichen Tempo von nur noch 23 Kilometer pro Stunde vor der Küste von San Diego im Pazifik.
„Die Wasserlandung des Orion-Raumschiffs – die sich auf den Tag genau 50 Jahre nach der Mondlandung der Apollo 17 ereignete – ist der krönende Abschluss von Artemis-1“, sagte NASA-Administrator Bill Nelson. „Vom Start mit der weltstärksten Rakete über den außergewöhnlichen Flug um den Mond und zurück zur Erde ist dies ein großer Schritt vorwärts für die Artemis-Generation der Monderkundung.“
Auswertung der Dummy-Daten
In den nächsten Tagen wird die Orionkapsel mit ihren Dummy-Passagieren zurück zum Kennedy Space Center der NASA gebracht und dort im Detail überprüft und untersucht. Auch die drei Dummys – der Pilot „Moonikin“ und die beiden Passagiere „Helga“ und „Zohar“ – werden ausgeladen und Wissenschaftler werde die Daten ihrer Messinstrumente auswerten.
„Helga und Zohar haben an Bord des Orion-Raumschiffs einen weiten Weg hinter sich gebracht. In einem weitläufigen Mondorbit waren sie zeitweise knapp 400.000 Kilometer von der Erde entfernt“, sagt Thomas Berger, Leiter des MARE-Experiments vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). „Teilweise führte die Flugbahn in Regionen, die zuvor noch nie ein Crew-Raumschiff erreicht hat. Nun warten wir gespannt auf die Rückkehr zur Erde und die folgende Auswertung der Strahlungsdaten.“
Nach dem Ausbau aus der Raumkapsel werden Helga und Zohar voraussichtlich in der zweiten Januarwoche 2023 an das DLR-Team übergeben. „Die Daten der aktiven Messgeräte werden dann gleich vor Ort ausgelesen, um schnell einen ersten Eindruck über die Strahlungsdosis während der Mission erhalten zu können“, erklärt Berger. Die Auswertung der passiven Sensoren erfolgt dann im Februar 2023 nach Rückkehr der Dummys in Kölner DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin.
Quelle: NASA, ESA, Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR)