Geowissen

Größtes Krater-Streufeld der Erde entdeckt

Trümmer eines großen Meteoroiden hinterließen mehr als 40 Krater in den Rocky Mountains

Kraterfeld auf schiefer Ebene: Das neuentdeckte Krater-Streufeld liegt am Hang eines Berges in den Rocky Mountains. © Kenkmann et al./ Scientific Reports, CC-by-sa 4.0

Spannender Fund: In den Rocky Mountains haben Forscher das größte und älteste Krater-Streufeld der Erde entdeckt. Trümmer eines vor rund 280 Millionen Jahren in der Luft zerplatzten Eisenmeteoroids haben dort mindestens 40 nahe beieinander liegende Krater hinterlassen. Das elliptische Einschlags-Areal erstreckt sich über mindestens 7,5 Kilometer Länge, viele weitere Krater des Streufelds könnte noch unter überdeckenden Ablagerungen verborgen liegen, wie die Forscher berichten.

Wenn Meteoriten auf die Erdatmosphäre treffen, bleiben sie nicht immer in einem Stück. Oft werden sie durch die enormen Reibungskräfte zerrissen und zerbrechen in zahlreiche Fragmente. Diese treffen dann in einem meist elliptischen Areal auf der Erdoberfläche auf und hinterlassen statt eines Kraters ein Streufeld aus Meteoritentrümmern – eines der größten Streufelder Europas wurde 2016 in der Schweiz entdeckt.

Entdeckung in den Rocky Mountains

Doch in manchen Fällen können auch ganze Kraterfelder entstehen. Dies geschieht immer dann, wenn ein größerer Meteoroid aus Eisen in der Luft zerrissen wird und seine Trümmer noch groß und schnell genug sind, um einen Krater zu erzeugen. Es entsteht ein elliptisches, von 50 bis 150 Meter großen Kratern übersätes Areal. Bisher allerdings sind solche Krater-Streufelder eine echte Rarität: Nur sechs davon waren bisher weltweit bekannt und keines von ihnen ist älter als 63.500 Jahre.

Jetzt jedoch haben Thomas Kenkmann von der Universität Freiburg und seine Kollegen ein siebtes Krater-Streufeld entdeckt – in den Rocky Mountains. An einem Berghang nahe der Stadt Douglas im US-Bundesstaat Wyoming identifizierten sie mindestens 40 Krater von 16 bis rund 80 Metern Durchmesser. Weitere Einschlagsspuren könnten sogar noch unter einer jüngeren Ablagerungsschicht des Berghangs verborgen liegen.

Verteilung der Krater im Douglas-Streufeld © Kenkmann et al./ Scientific Reports, CC-by-sa 4.0

Ältestes und größtes Krater-Streufeld der Erde

Das Besondere aber: Schon die sichtbaren Krater verteilen sich über ein Areal von mindestens 7,5 Kilometern Länge. Das macht dieses Krater-Streufeld zum größten bekannten der Erde, wie die Forscher berichten. Sie schätzen aber, dass sich das ganze Streufeld sogar über rund 33 Kilometer erstrecken könnte. „Wir sehen wahrscheinlich nur einen kleinen Teil des gesamten Kraterfeldes“, sagt Kenkmann.

Und noch etwas ist einzigartig: Aus dem Alter der von den Kratern betroffenen Gesteinsschichten schließen die Wissenschaftler, dass das Douglas-Krater-Streufeld bereits 280 Millionen Jahre alt sein muss. Es ist damit das älteste bekannte Einschlags-Zeugnis dieser Art auf unserem Planeten. „Dieses Krater-Streufeld ist außergewöhnlich sowohl in seiner Größe als auch seinem Alter“, konstatieren Kenkmann und seine Kollegen.

Ein 60 Meter großer Krater aus dem Streufeld. Die rote Linie zeigt seinen Umriss. © Thomas Kenkmann

Einschlag in sehr flachem Winkel

Wie der Einschlag ablief, haben die Forscher auf Basis der Kraterformen und -anordnung rekonstruiert. So besitzt einer der Krater eine auffallend elliptische Form, wie sie typischerweise durch sehr flache Einschlagswinkel entsteht. Ein weiterer Krater könnte sogar durch ein vom Grund abgepralltes und dann wieder aufgeschlagenes Trümmerstück des Eisenmeteoriten gebildet worden, wie die Wissenschaftler berichten. Beides zusammen deute auf einen Einschlagswinkel von weniger als 15 Grad hin.

Ihrem Szenario nach raste vor rund 280 Millionen Jahren ein Brocken noch unbekannter Größe und Zusammensetzung in flachem Winkel durch die Erdatmosphäre und zerplatzte. „Sollte das Krater-Streufeld noch breiter sind als bisher sichtbar, könnte es auch durch mehrere Explosionen eines einzelnen Meteoroiden in sehr großer Höhe gebildet worden sein“, sagen die Forscher. „Was allerdings bisher in Douglas noch fehlt, sind Spuren der Meteoriten, die die Krater in diesem Streufeld erzeugt haben.“

Die Trümmerteile des zerborstenen Meteoroiden trafen auf einen flachen, sandigen Küstenbereich. Beim Einschlag wurden die Sandkörnchen derart komprimiert, dass bleibende Schockeffekte in Quarzkristallen entstanden, die mikroskopisch noch heute nachweisbar sind. Kurz nach diesem Einschlagsereignis überdeckte eine schlammige Tonschicht den Sand und schützte so das Krater-Streufeld über Jahrmillionen vor der Erosion. (Scientific Reports, 2018; doi: 10.1038/s41598-018-31655-4)

(Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, 06.09.2018 – NPO)

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