Ein kosmischer Blitz lässt selbst Astronomen staunen: Das Weltraum-Observatorium Fermi hat einen Gammastahlen-Ausbruch registriert, der energiereicher und langanhaltender war als alle bisher beobachteten. Der Blitz stammt aus einer mehr als drei Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxie, war aber selbst hier in Erdnähe noch 35 Milliarden Mal energiereicher als ein Blitz im sichtbaren Licht, wie die NASA-Forscher berichten.
Gammastrahlen-Ausbrüche (GRB) gehören zu den energiereichsten und hellsten Explosionen des Kosmos. Sie ereignen sich, wenn ein sehr massereicher Stern seinen Fusionsbrennstoff verbraucht hat und als Supernova explodiert. Dann fällt der Sternenkern in sich zusammen und schleudert dabei Material mit nahezu Lichtgeschwindigkeit ins All hinaus. Während der ehemalige Kern zu einem Schwarzen Loch wird, wird ein Teil der Energie als kurzwellige Gammastrahlung frei. Das Nachglühen dieser Explosion ist dann auch als längerwellige Licht-, Infrarot- und Radiostrahlen zu beobachten.
Heller Blitz beim Sensor-Schwenk
Das Fermi-Weltraumteleskop war am 27. April gerade dabei, seine Gammasensoren von einem Zielgebiet auf ein anderes zu schwenken, als diese einen extrem hellen Gamma-Blitz einfingen. Der Puls energiereicher Strahlung erreichte eine Stärke von mindestens 94 Milliarden Elektronenvolt, wie die Astronomen berichten – und dauerte ungewöhnlicherweise noch über Stunden an.
„Der Gamma-Blitz dauerte so lange, dass eine Rekordzahl von Teleskopen am Boden ihn noch ins Visier nehmen konnten“, erklärt Julie McEnery vom Fermi-Teleskop-Team am Goddard Space Flight Center (GSFC) der NASA in Greenbelt. Ein Gammastrahlenausbruch dieser Stärke sei bisher noch nie registriert worden. Er sei noch drei Mal stärker als der bisherige Rekordhalter. Auch ein so lang anhaltender Gamma-Blitz sei bisher noch nicht beobachtet worden. Das helle Leuchten am Gammastrahlen-Himmel hielt noch den größten Teil des Tages an, wie die Astronomen berichten.
Suche nach dazu gehörender Supernova
Die Auswertungen der Daten ergaben, dass sich die gewaltige kosmische Explosion in einer Entfernung von 3,6 Milliarden Lichtjahren ereignet hat. Das sei zwar sehr weit entfernt, gehöre aber unter den Gamma-Blitzen eher zu den nahen Vertretern, so die Astronomen. „Dieser Gammastrahlen-Ausbruch ist unter den fünf Prozent der uns am nächsten liegenden“, erklärt Neil Gehrels vom GSFC.
„Daher suchen wir nun nach Spuren einer Supernova, die normalerweise nahezu alle Gamma-Blitze in dieser Entfernung begleitet.“ Bodenbasierte Teleskope beobachten daher die Position von GRB 130427A, so der offizielle Name des Blitzes. Die Astronomen hoffen, noch bis Mitte Mai den dazu gehörenden Supernova-Rest gefunden zu haben.
Animation des Gamma-Blitzes GRB 130427A, aufgenommen von Fermi.
(NASA/GSFC, 06.05.2013 – NPO)