Sonnenbräune kommt von Sonne? Nicht nur, wie Messungen von Astronomen offenbaren. Ein geringer Teil der Strahlung, die uns beim Sonnenbaden trifft, stammt nämlich gar nicht von unserem Heimatstern – sondern von Welten fernab der Milchstraße. Von diesem extragalaktischen Hintergrundlicht landen pro Sekunde rund zehn Milliarden Photonen auf unserer Haut, berichten die Forscher. Besonders schädlich sei die weitgereiste Strahlung jedoch nicht.
Ob am Strand, im Freibad oder im Garten: Wer sich im Sommer in der Sonne räkelt, der befindet sich im wahrsten Sinne des Wortes unter Beschuss. Denn pro Sekunde treffen den Körper dabei rund eine Trilliarde Photonen. Diese elektromagnetischen Energiepakete können die Haut mit einer schönen Bräune versorgen – oder aber mit einem fiesen Sonnenbrand.
„Die meisten Photonen, die uns treffen, stammen von der Sonne“, sagt Simon Driver von der University of Western Australia in Crawley. „Die Strahlung erreicht uns entweder direkt von unserem Heimatstern, wird vom Himmel gestreut oder durch Staub im Sonnensystem reflektiert.“ Soweit nichts Neues – doch was der Astronom und seine Kollegen nun herausgefunden haben, dürfte manch einen Sonnenanbeter überraschen: Offenbar baden wir auch in Strahlung, die aus Welten fernab der Milchstraße auf die Erde kommt.
Tag und Nacht unter intergalaktischem Beschuss
Für seine Studie untersuchte das Team um Driver, wie viel Licht von außerhalb unserer Galaxie auf unseren Planeten trifft. Mithilfe von sechs verschiedenen Weltraumteleskopen gelang es den Forschern, das sogenannte extragalaktische Hintergrundlicht in einem großen Wellenlängenbereich zu erfassen. Diese Strahlung wird bei der Sternbildung in entfernten Galaxien frei oder wenn Masse in massive Schwarze Löcher stürzt.
Die Messungen von Hubble & Co offenbaren in einer nie dagewesenen Genauigkeit, wie viel der aus ungeahnten Fernen stammenden Strahlung uns im Alltag trifft. Das Ergebnis: Wenn wir uns draußen aufhalten, werden wir kontinuierlich mit etwa zehn Milliarden intergalaktischen Photonen pro Sekunde bombardiert – tagsüber wie nachts.
Keine Gefahr für Sonnenanbeter
Ein kleiner Teil der Strahlung, die für unsere Sommerbräune verantwortlich ist, ist demnach Milliarden von Jahren durch das Universum gereist, bevor sie unsere Haut berührt. Alarmiert müsse ob dieses außergalaktischen Lichts jedoch niemand sein, so die Wissenschaftler. Die Strahlung könne nur langfristige Schäden verursachen, wenn man sich Billionen von Jahren in ihr sonne.
Praktischerweise verfügt das Universum darüber hinaus über eine eingebaute Schutzfunktion, wie Driver und seine Kollegen berichten. Denn die Hälfte der Energie, die vom ultravioletten Licht von Galaxien stammt, wird mithilfe von Staubkörnern in weniger schädliche Wellenlängen konvertiert. „Die Galaxien selbst versorgen uns mit einer natürlichen Sonnencreme mit etwa dem Lichtschutzfaktor zwei“, sagt Mitautor Roger Windhorst von der Arizona State University in Tempe.
In Zukunft wollen die Astronomen das extragalaktische Hintergrundlicht weiter erforschen: „Wie diese Energie im Detail frei wird, ist auf physikalischer Ebene noch nicht vollständig verstanden. Die Forschung arbeitet weiter daran, numerische Modelle zu entwickeln, die die Energie erklären können, die wir jetzt gemessen haben“, schließt das Team. (The Astrophysical Journal, in press; arXiv: 1605.01523)
(International Centre for Radio Astronomy Research (ICRAR), 17.08.2016 – DAL)