Ernährung

Beugt Joghurt Darmkrebs-Vorstufen vor?

Zwei Portionen Joghurt pro Woche senken bei Männern das Risiko für Darmpolypen

Joghurt mit Beeren
Männer, die regelmäßig Joghurt essen, haben offenbar ein verringertes Risiko für Darmpolypen. © Jenifoto/ iStock.com

Gesundes Milchprodukt: Der regelmäßige Verzehr von Joghurt könnte das Risiko für Darmpolypen verringern – potenziellen Vorstufen von Darmkrebs. Dies legt die Auswertung von Daten zweier Langzeitstudien nahe. Die positive Wirkung des Milchprodukts zeigte sich dabei allerdings nur bei Männern. Wie dieser Effekt zustande kommt, muss den Wissenschaftlern zufolge nun weiter erforscht werden.

Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen in Deutschland. Rund 35.400 Männer und 30.000 Frauen erkranken jedes Jahr neu daran. Was das Tumorleiden genau verursacht, ist bisher erst in Teilen verstanden. Als Risikofaktoren gelten jedoch eine familiäre Vorbelastung, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen sowie bestimmte Lebens- und Ernährungsgewohnheiten.

Inzwischen zeichnet sich ab, dass auch die Darmflora bei der Entstehung von Darmkrebs mitmischen könnte. Einige Untersuchungen legen in diesem Zusammenhang nahe: Wird die Zahl und Art der im Verdauungstrakt lebenden Mikroben positiv beeinflusst, sinkt dadurch das Krebsrisiko. Dies scheint zum Beispiel durch den Verzehr von Joghurt möglich zu sein.

Mögliche Krebsvorstufen im Blick

Wissenschaftler um Xiaobin Zheng von der Washington University School of Medicine in St. Louis sind nun der Frage nachgegangen, ob sich durch eine erhöhte Joghurtaufnahme nicht nur das Krebsrisiko, sondern auch die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung sogenannter Adenome senken lässt. Diese gutartigen Geschwulste kommen im Magen-Darm-Trakt in Form von Polypen vor und können sich im Laufe der Zeit in bösartigen Krebs umwandeln.

Für ihre Studie werteten die Forscher Daten von zwei Langzeitstudien mit 32.606 männlichen und 55.743 weiblichen Teilnehmern aus. Bei allen Probanden wurde im Laufe des Untersuchungszeitraums eine Endoskopie des Darms durchgeführt. Zudem berichteten sie in regelmäßigen Abständen, wie sie lebten und sich ernährten – auch der Joghurtkonsum wurde dabei erfasst.

19 Prozent verringertes Risiko

Insgesamt entwickelten sich bei den Männern 5.811 Adenome und bei den Frauen 8.116, wie das Team berichtet. Würden Joghurtliebhaber seltener betroffen sein als andere? Tatsächlich offenbarten die Analysen: Männer, die zwei oder mehr Portionen Joghurt pro Woche verzehrten, hatten im Vergleich zu Nicht-Joghurt-Essern ein im Schnitt um 19 Prozent verringertes Adenom-Risiko.

Für Adenome mit einer besonders hohen Neigung zur Krebsentwicklung sank das Risiko sogar um 26 Prozent. Zudem war der Effekt für Polypen im mittleren Teil des Dickdarms größer als für solche im Mastdarm (Rektum). Im Gegensatz dazu schienen Frauen vom Joghurt-Essen nicht profitieren zu können. Bei ihnen zeigte sich kein signifikanter Zusammenhang zwischen der Ernährung und dem Adenom-Risiko.

Ursächliche Zusammenhänge unklar

Wie die Wissenschaftler betonen, kann ihre Studie lediglich eine Korrelation aufzeigen. Ob es eine kausale Verbindung zwischen dem Joghurtkonsum und der Entstehung von Adenomen gibt, müssen nun weitere Untersuchungen beleuchten. Es gäbe jedoch einige plausible Erklärungen für einen solchen Zusammenhang: Zum Beispiel könnten typische Joghurtbakterien wie Lactobacillus bulgaricus and Streptococcus thermophilus schädliche Stoffe im Darm abbauen.

Alternativ könnte der Joghurt den Forschern zufolge antientzündliche Wirkungen entfalten und einer „undichten“ Darmbarriere entgegenwirken. Eine solche krankhaft durchlässige Darmschleimhaut ist Studien zufolge mit einem erhöhten Risiko für Adenome verbunden. „Es sind aber auf jeden Fall weitere Studien nötig, um die zugrundeliegenden biologischen Mechanismen aufzudecken und die beobachteten Unterschiede in Bezug auf die Darmregionen und das Geschlecht zu erklären“, schließt das Team. (Gut, 2019; doi: 10.1136/gutjnl-2019-318374)

Quelle: BMJ

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