Medizin

Bluttest verrät Alzheimer und Parkinson

Fädige Proteine im Blut zeigen Verlauf der neurodegenerativen Erkrankung

Im Blut finden sich bei Alzheimer- und Parkinson-Patienten Indikatoren für den Hirnabbau. © Frater

Bluttest statt Hirnwasser: Künftig könnte ein Bluttest zeigen, ob ein Mensch unter beginnendem Alzheimer oder Parkinson leidet – und wie schnell die Krankheit fortschreitet. Denn wie Forscher herausfanden, gelangen die beim Abbau der Hirnzellen freigesetzten Proteinfäden auch ins Blut der Betroffenen. Das könnte künftig die Diagnose, aber auch die Entwicklung neuer Therapien erleichtern, so die Forscher im Fachmagazin „Neuron“.

Neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson führen zu einem fortschreitenden Verlust von Hirnfunktionen, weil Gehirnzellen absterben. Umso wichtiger ist es, diese Krankheiten möglichst früh zu erkennen, um den geistigen Abbau bremsen zu können. Denn wie Studien zeigen, lassen sich schon lange vor Auftreten der ersten Symptome Proteinrelikte des Zellabbaus beispielsweise in der Rückenmarksflüssigkeit nachweisen.

Fädige Proteine als Krankheitsanzeiger

Mehtap Bacioglu vom Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und Kollegen haben nun herausgefunden, dass einige dieser Proteine sogar im Blut nachweisbar sind. Für ihre Studie analysierten sie Gehirnflüssigkeit und Blut von Mäusen mit neurodegenerativen Erkrankungen, aber auch von menschlichen Patienten.

Im Blut der erkrankten Menschen und Mäuse fanden die Forscher dabei bestimmte fadenförmige Proteine, sogenannte leichte Neurofilamente. Diese winzigen Fasern stammen aus dem Zellskelett von Nervenzellen und verleihen diesen normalerweise Form und Stabilität. Gehe diese Zellen jedoch aufgrund einer neurodegenerativen Erkrankungen zugrunde, werden diese Neurofilamente frei und gelangen in geringer Konzentration auch ins Blut.

Krankheitsverlauf am Blut ablesbar

Sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen zeigte sich ein enger Zusammenhang zwischen der Konzentration der Neurofilamente in der Gehirnflüssigkeit und im Blut, wie die Forscher berichten. Die Messwerte waren zudem umso höher, je mehr die Hirnschäden vorangeschritten waren. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich mit der Bestimmung der Neurofilament-Konzentration im Blut der Krankheitsverlauf verfolgen lässt“, berichtet Seniorautor Jens Kuhle von der Universität Basel.

Für Patienten könnte dies bedeuten, dass künftig ein Bluttest die Entnahme von Rückenmarksflüssigkeit ersetzen könnte. Das erspart ihnen nicht nur die belastende Punktion, es hilft auch bei der Entwicklung von Therapien: „Wenn wir in Zukunft mit einfachen Blutproben auskommen, wäre das besonders wichtig für klinische Studien“, erläutert Kuhle. „Etwa wenn es darum geht, bei Patienten möglichst zuverlässig eine schützende oder therapeutische Wirkung von Medikamenten nachzuweisen.“ (Neuron, 2016; doi: 10.1016/j.neuron.2016.05.018)

(Universität Basel, 10.06.2016 – NPO)

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