Die EU-Kommission will BSE weiter erforschen und besser eindämmen. Dazu hat EU-Kommissar Philippe Busquin in Paris ein weltweit führendes Forschungsnetzwerk für Prionenkrankheiten eröffnet. Das Netzwerk betreibt 52 Labors in 20 Ländern und vereint 90 Prozent der europäischen Forschungskapazitäten auf diesem Gebiet.
Auch sieben deutsche Institute beteiligen sich am Projekt. Geforscht wird schwerpunktmäßig an der Rinderkrankheit BSE und an ihrer auf den Menschen Übertragbaren Form, dem Creutzfeldt-Jakob-Syndrom. Die Europäische Union stellt dafür aus ihrem Forschungsbudget 14,4 Millionen Euro bereit. Das Projekt ist zunächst auf fünf Jahre angelegt.
Prionenkrankheiten haben sich zu einem weltweiten Problem entwickelt. Seit der Entdeckung von BSE im Jahr 1986 verfolgt die Öffentlichkeit dieses Thema mit großem Interesse. Allein in Großbritannien wurden seitdem 180.000 Fälle von „Rinderwahnsinn“ diagnostiziert. Nur vier der 25 EU-Mitgliedsstaaten haben noch keine Fälle von BSE gemeldet. Auch Länder außerhalb der EU sind bereits von der Rinderkrankheit betroffen. Viele Bauern werden von BSE in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht. Der volkswirtschaftliche Schaden wird allein in der alten EU-15 auf über 90 Milliarden Euro geschätzt. Nicht zuletzt die BSE-Krise hat das Vertauen in den Verbraucherschutz in der EU erschüttert.
Das europäische Forschernetzwerk will nun besser verstehen, warum Prionenkrankheiten in diesem Ausmaß auftreten und wie sie menschliche und tierische Nervenzellen angreifen. Zudem sollen die Übertragungswege besser erforscht werden. Die effiziente Infrastruktur des europaweiten Projekts soll zudem private Forschungsgelder auch über den Förderungszeitraum von fünf Jahren anziehen.
Das neue Forschungsnetzwerk wird vor allem auf dem Gebiet der Früherkennung der Krankheit Prioritäten setzen. Durch eine möglichst frühzeitige Erkennung der lassen sich die Therapiechancen beim Menschen deutlich verbessern. In der Tierhaltung sorgt eine verbesserte Diagnostik für mehr Lebensmittelsicherheit für den Verbraucher. Darüber hinaus sollen auch die einzelnen Überwachungsstellen in der EU besser zusammenarbeiten und ihre Ergebnisse austauschen.
Das neue Forschungsnetzwerk wird seine Ergebnisse auf jährlichen Tagungen in verschiedenen europäischen Städten der Öffentlichkeit vorstellen. Die erste Konferenz dieser Art fand bereits im Mai 2004 am Institute Pasteur in Paris statt.
(EU-Kommission, 01.06.2004 – DLO)