Medizin

Junk-Food und gesundes Essen im Preisvergleich

Frische Lebensmittel sind tatsächlich teurer - im Durchschnitt einen Euro pro Tag

Gesund, aber ein bisschen teurer: Salat © SXC

Gesundes Essen ist zu teuer – dieses Argument hört man oft – aber stimmt es auch? An wissenschaftlichen Belegen mangelte es dazu bisher. Jetzt haben Forscher dies nachgeholt. Ihr Ergebnis: Wer Fertigfrikadellen und Tiefkühlpizza zu Gunsten von Obst, Gemüse und Fisch links liegen lässt, zahlt pro Tag tatsächlich bis zu einem Euro drauf.

Auf der Website der Hanseatischen Krankenkasse wird der Slogan „Gesund ist teuer“ als „Ernährungsmärchen“ tituliert: Natürlich könne man seine Arterien vor der Verstopfung bewahren und gleichzeitig Geld sparen, heißt es dort. Man müsse sich einfach auf die Grundnahrungsmittel konzentrieren, eine Packung Reis oder einen Sack Kartoffeln holen, dazu saisonales Obst und Gemüse. Das sei letztlich billiger als eine Packung Fertigfritten. Doch ganz so einfach geht die Rechnung nicht auf, wie Mayuree Rao von der Brown University in Providence und seine Kollegen festgestellt haben.

Frische Zutaten versus Fertigpizza und Co

Die Forscher werteten insgesamt 27 Studien zu den Kosten verschiedener Ernährungmuster aus zehn Ländern mit hohem Einkommen aus, darunter den USA, Japan, Frankreich, Spanien, Schweden und den Niederlanden. Als gesund stuften sie Mahlzeiten ein, die einen hohen Anteil an Früchten, Gemüse, Nüssen und Fisch enthielten.

Als ungesund galten unter anderem Produkte aus Weißmehl und Lebensmittel, die industriell verarbeitet worden waren – wie die berüchtigte Tiefkühlpizza. Für verschiedene Lebensmittel berechneten die Forscher, wie viel je eine Portion à 200 Kalorien kostete; für ganze Mahlzeiten ermittelten sie den Preis pro Tag bei einem Brennwert von 2.000 Kalorien.

Unterschied beim Fleisch am größten

Unterm Strich kamen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, das die gesündesten Mahlzeiten eine Person pro Tag im Schnitt um rund einen Euro teurer zu stehen kommen als die ungesündesten Gerichte. Besonders deutlich zeigte sich der Preisunterschied zwischen der gesunden und der ungesunden Wahl bei Fleisch: Hier lag die Differenz bei 29 Cent pro Portion. Bei Vollkorn- und Weißmehlprodukten betrug sie lediglich 3 Cent, bei Milchprodukten war sie nicht existent.

„Diese Studie liefert das bisher umfassendste Bild zu den wahren Kosten gesunder Ernährung“, sagt Dariush Mozaffarian, einer der Co-Autoren. Zwar sei der Preisunterschied mit einem Euro pro Tag geringer ausgefallen, als viele Leute erwartet hätten. Doch für eine einzige Person belaufen sich die Jahreskosten bereits auf etwa 400 Euro. „Das wäre für einige Familien eine echte Belastung“, räumt Mozaffarian ein. „Wir brauchen Strategien, um diese Kosten auszugleichen.“ Andererseits sei dieser Preisunterschied sehr gering im Vergleich zu den wirtschaftlichen Kosten ernährungsbedingter chronischer Erkrankungen. Sie würden sich durch eine gesündere Ernährung drastisch verringern

Die Forscher sehen als Ursache für den Preisunterschied vor allem die Infrastruktur. Beim Junkfood sei ein komplexes Netzwerk aus Kapazitäten in Anbau, Lagerung, Transport, Verarbeitung, Herstellung und Marketing entstanden, das den Verkauf stark verarbeiteter Lebensmittel zu maximalen Margen für die Industrie begünstigt. Deshalb sei es notwendig, eine ähnliche effektive Infrastruktur für gesunde Lebensmittel aufzubauen. (BMJ Open, 2013; doi: 10.1136/bmjopen-2013-004277)

(British Medical Journal, 09.12.2013 – NSC)

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