Kaffee als Krebsprävention? Männer, die regelmäßig Kaffee trinken, erkranken seltener an Prostatakrebs – das legt eine große Metastudie nahe. Je mehr Kaffee, desto geringer ist demnach das Risiko. Jede zusätzliche Tasse täglich soll das relative Risiko um fast ein Prozent senken. Die Ergebnisse sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten, da die ausgewerteten Studien zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kamen.
Kaffee ist nicht nur eines der beliebtesten Getränke weltweit. Studien deuten auch darauf hin, dass sich das koffeinhaltige Getränk in vielerlei Hinsicht positiv auf die Gesundheit auswirkt: Es könnte das Herz und die Gefäße schützen, die DNA fit halten und Diabetes vorbeugen. Auch mit einem reduzierten Risiko für Leber-, Darm- und Brustkrebs wurde Kaffee bereits in Verbindung gebracht.
Das weckt die Frage, ob Kaffee auch zur Vorbeugung von Prostatakrebs beitragen könnte, der häufigsten Krebsart bei Männern in Deutschland. Bislang gibt es jedoch wenig gesicherte Erkenntnisse darüber, welchen Einfluss Faktoren wie Lebensstil, Umwelt und Ernährung auf das Prostatakrebsrisiko haben.
Frühere Studien ausgewertet
Auch zu einem möglichen Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und Prostatakrebs gab es bereits zahlreiche Studien, die allerdings teilweise zu widersprüchlichen Ergebnissen kamen. Ein Team um Xiaonan Chen von der Medizinischen Universität Shenyang in China hat deshalb nun die Daten aus 16 Studien mit insgesamt über einer Million Teilnehmern zusammengefasst und ausgewertet. Im Verlauf dieser Studien erkrankten 57.732 der Teilnehmer an Prostatakrebs.
Um herauszufinden, welche Rolle dabei das Kaffeetrinken spielte, hatten 15 dieser Studien das Prostatakrebsrisiko von Teilnehmern mit dem höchsten und dem niedrigsten Kaffeekonsum verglichen. 13 ermittelten zusätzlich, wie sich das Krebsrisiko mit jeder zusätzlichen täglichen Tasse veränderte. Als starker Konsum galten zwei bis neun Tassen Kaffee pro Tag, die Teilnehmer mit dem niedrigsten Kaffekonsum tranken keine oder weniger als zwei Tassen täglich.
Weniger Krebs bei hohem Kaffeekonsum
Die Auswertung ergab: „In unser Metaanalyse war ein höherer Kaffeekonsum signifikant mit einem verringerten Risiko für Prostatakrebs bei Männern verknüpft“, berichten Chen und sein Team. Konkret lag das relative Risiko der Kaffee-Vieltrinker um neun Prozent niedriger als das der Gruppe, die am wenigsten Kaffee trank. Jede zusätzlich getrunkene Tasse Kaffee am Tag verringerte das relative Risiko um ein Prozent.
Das relative Risiko gibt allerdings nur Auskunft über den Unterschied zwischen den Gruppen. Insgesamt gehen Mediziner für ältere Männer von einem absoluten Prostatakrebsrisiko von rund fünf Prozent aus. Dieser Wert verringerte bei den Viel-Kaffeetrinkern auf 4,81 Prozent. Der praktische Effekt ist demnach eher gering.
Wie hoch ist die Aussagekraft?
Für ihre Analyse bezogen die Forscher ausschließlich sogenannte Kohortenstudien ein. Diese Studien haben zu Beginn und während des Verlaufs den Kaffeekonsum der Teilnehmer erhoben und dann über mehrere Jahre hinweg beobachtet, wer an Prostatakrebs erkrankt. Im Vergleich zu Studien, die rückblickend Erkrankte mit Nichterkrankten vergleichen, gelten Kohortenstudien als zuverlässiger, da sie weniger durch die Erinnerung der Beteiligten verzerrt sind.
Doch auch die Aussagekraft der vorliegenden Metastudie ist begrenzt. So lieferten die einbezogenen Studien teils widersprüchliche Ergebnisse – manche kamen sogar zu dem Schluss, dass hoher Kaffeekonsum eher ein Risiko- als ein Schutzfaktor ist. Um welche Art von Kaffee es sich handelte, wie er aufgebrüht wurde und wie die Anzahl getrunkener Tassen erhoben und eingestuft wurde, variierte zudem von Studie zu Studie. Auch weitere mögliche Einflussfaktoren wurden womöglich nicht immer vollständig erfasst.
Biologische Erklärungen für den Zusammenhang
Dennoch gibt es plausible biologische Erklärungen für die Annahme, dass Kaffee das Prostatakrebs-Risiko senkt, betonen die Forscher. Kaffee verbessere den Glukosestoffwechsel, habe entzündungshemmende und antioxidative Wirkungen und beeinflusse den Sexualhormonspiegel. All das könnte die Entstehung, Entwicklung und das Fortschreiten von Prostatakrebs beeinflussen.
„Um die zugrundeliegenden Mechanismen und aktiven Verbindungen im Kaffee zu untersuchen, sind weitere Studien erforderlich“, folgern die Forscher. „Wenn sich der Zusammenhang als kausaler Effekt erweist, könnten Männer ermutigt werden, ihren Kaffeekonsum zu erhöhen, um möglicherweise das Risiko für Prostatakrebs zu senken.“ (British Medical Journal, 2021; doi: 10.1136/bmjopen-2020-038902)
Quelle: BMJ