Medizin

Übergewicht? Ausatmen!

Beim Abnehmen verlorenes Gewicht verlässt den Körper vor allem durch die Lunge

Wohin verschwindet das Übergewicht beim Abnehmen? Der größte Teil wird ausgeatmet. © freeimages

Zum Abnehmen einfach nur tief durchatmen? Ganz so einfach ist es leider doch nicht. Dennoch verlieren wir den größten Teil des Gewichts beim Abnehmen beim Ausatmen: Mehr als vier Fünftel der verbrannten Masse an Fett werden zu Kohlendioxid und verlassen den Körper mit der Atemluft, haben Wissenschaftler aus Neuseeland berechnet. In ihrem Artikel im „British Medical Journal“ liefern sie auch einen einfachen Ratschlag zum erfolgreichen Abnehmen.

Die Weihnachtsfeiertage sind berüchtigt für anschließende Gewichtszunahme: Leckereien vom Festtagsbraten bis zum Schokoladenweihnachtsmann lagern sich in Polstern an Bauch und Hüften an. Viele Menschen beginnen das neue Jahr darum gleich mit einer Diät, um diese Folgen des Fests wieder loszuwerden. Aber wohin verschwindet das Fett, wenn man abnimmt?

Ruben Meerman und Andrew Brown haben in einer Umfrage festgestellt, dass nur extrem wenige Menschen diese Frage richtig beantworten können: Unter den befragten Personen wussten nur Ernährungsberater, dass das Fett vom Körper in Kohlendioxid (CO2) und Wasser (H2O) umgesetzt wird, und auch bei dieser Berufsgruppe lagen nur weniger als zehn Prozent richtig. Andere Fachleute wie Ärzte oder Fitnesstrainer gaben durchweg falsche Antworten. Am häufigsten genannt war die Annahme, aus dem Fett entstehe Energie oder Wärme.

Fett verpufft nicht spurlos

Letzteres ist zwar nicht völlig falsch: Unser Stoffwechsel „verbrennt“ das Fett tatsächlich, um Energie zu gewinnen. Das tatsächliche Gewicht verpufft jedoch nicht nur in Energie und verschwindet spurlos – die Gesamtmasse muss erhalten bleiben. Um mit den inkorrekten Vorstellungen aufzuräumen, haben Meerman und Brown darum ausgerechnet, wohin das Fett tatsächlich verschwindet.

Um zehn Kilo abzunehmen, muss der Körper irgendwie zehn Kilo Fett abstoßen. Rund 8,4 Kilogramm davon sind Kohlenstoff, der den Körper als CO2 verlässt. 1,6 Kilogramm von zehn Kilogramm Fett werden zu Wasser. Um die ganzen zehn Kilo Fett umzusetzen, benötigt der Körper fast die dreifache Menge an Sauerstoff, nämlich 28 Kilogramm.

Über vier Fünftel des Fetts werden ausgeatmet

Das CO2 atmen wir einfach aus, H2O gelangt außerdem auch mit Schweiß, Urin, Stuhl, Tränen und anderen Körperflüssigkeiten aus dem Körper. Da aber über vier Fünftel der Fettmenge in Form von CO2 abgegeben werden, sei die Lunge das wichtigste Ausscheidungsorgan beim Abnehmen, urteilen die Wissenschaftler. „Biochemisch gesehen ist nichts daran neu, aber aus unbekannten Gründen hat niemand vorher daran gedacht, diese Berechnungen aufzustellen“, so die Autoren. „Die Mengen ergeben absolut Sinn, aber wir waren überrascht von den auftauchenden Zahlen.“

Ein einzelner Muffin deckt ein Fünftel des täglichen Energiebedarfs - und macht das Abnehmen schnell zunichte. © freeimages

Im Ruhezustand atmet eine durchschnittliche Person von 70 Kilogramm Körpergewicht in einer Minute etwa 200 Milliliter CO2 in zwölf Atemzügen aus. Jeder dieser Atemzüge transportiert 33 Milligramm CO2 aus dem Körper, 8,9 Milligramm davon sind Kohlenstoff. Auf einen ganzen Tag hochgerechnet ergeben sich daraus 200 Gramm Kohlenstoff. Diese Rechnung bringt die Forscher zu einem einfachen Ratschlag für den Kohlenstoffhaushalt: „Um das Körpergewicht niedrig zu halten muss man bloß weniger beim Essen zuführen als man ausatmet.“

„Weniger essen, mehr bewegen“

Selbstverständlich geht die Rechnung in der Praxis nicht ganz so einfach auf, schließlich geht sie vom Ruhezustand aus. Der tatsächliche Energiebedarf bei körperlicher Aktivität ist höher, dabei steigt also auch die Menge an abgegebenem CO2. Jogging zum Beispiel steigert die Stoffwechselrate um das Siebenfache, eine Stunde entfernt zusätzliche 40 Gramm Kohlenstoff. Die Gesamtmenge steigt so schon um ein Fünftel, auf 240 Gramm.

Abnehmen auf diesem Wege klingt daher zunächst einfach – es wird allerdings auch leicht wieder zunichte gemacht: Nur ein einziger Muffin von 100 Gramm enthält bereits so viel Energie, dass fünf davon schon den Durchschnittsbedarf eines ganzen Tages decken. „Körperliche Aktivität als Abnehmstrategie wird daher durch relativ kleine Mengen überschüssigen Essens schnell vereitelt“, warnen die Wissenschaftler. Sie betonen, dass das Motto „weniger essen, mehr bewegen“ durchaus berechtigt ist. (doi: 10.1136/bmj.g7257)

(BMJ – British Medical Journal, 29.12.2014 – AKR)

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