Medizin

Wer dick ist, bleibt es meist

Nur ein geringer Anteil der Übergewichtigen schafft es, das Normalgewicht zu erreichen

Dauerhaft abzunehmen schaffen bisher nur wenige. © iStock.com

Wie schwer es ist, dauerhaft abzunehmen, bestätigt nun eine britische Studie. Demnach haben übergewichtige Frauen nur eine Wahrscheinlichkeit von 1 zu 124, ihr Normalgewicht zu erreichen. Bei Männern liegt die Chance mit 1 zu 200 noch niedriger. Und: Je höher das Übergewicht, desto weiter sinkt die Abnehm-Wahrscheinlichkeit, wie die Forscher im „American Journal of Public Health“ berichten. Sie schließen daraus, dass gängige Diäten und Interventionen bisher nur wenig bringen.

Abnehmen ist schwer, das weiß jeder, der schon eineDiät versucht hat. Wer es schafft, dauerhaft seine Ernährung und Lebensweise umzustellen, hat zwar gute Chancen, aber genau das gelingt nur den wenigsten. Häufiger klappt dies zwar vorübergehend, doch dann greift der Jojo-Effekt und unversehens sind die Pfunde mit Verstärkung wieder zurück.

Alison Fildes vom King’s College London und ihre Kollegen wollten es genauer wissen und haben untersucht, wie hoch der Anteil von Übergewichtigen in einer durchschnittlichen Bevölkerung ist, die tatsächlich dauerhaft an Gewicht verlieren. Sie werteten dafür die medizinischen Daten von knapp 176.000 übergewichtigen britischen Frauen und Männern im Zeitraum von 2004 bis 2014 aus. Dabei verfolgten sie, wie viele von diesen Teilnehmern es schafften, ihr Gewicht um fünf Prozent oder aber bis auf das Normalgewicht herunterzubringen.

78 Prozent Rückfallquote nach fünf Jahren

Das Ergebnis ist wenig ermutigend: Bei den übergewichtigen Frauen erreichte nur eine von 124 das Normalgewicht, bei den fettleibigen sogar nur eine in 677. Für die Männer lag die Wahrscheinlichkeit noch niedriger, erfolgreich abzunehmen: Bei den normal Übergewichtigen schaffte nur einer in 210, bei Fettleibigen mit einem Bodymass-Index über 40 einer in 1.290, wie die Forscher feststellten.

Und selbst bei denjenigen, die zunächst erfolgreich abgenommen hatten, schlug häufig der gefürchtete Jojo-Effekt zu: Bei mehr als einem Drittel beobachteten die Forscher die dafür typischen Gewichtsschwankungen. Und auch die Rückfallquote war erheblich: „Unter den Teilnehmern, die fünf Prozent an Gewicht verloren hatten, nahmen 53 Prozent dies und mehr wieder zu, nach fünf Jahren waren es bereits 78 Prozent“, so Fildes und ihre Kollegen.

„Gängige Strategien greifen nicht“

Nach Ansicht der Forscher demonstrieren ihre Ergebnisse, dass bisherigen Strategien gegen Übergewicht in der Bevölkerung offensichtlich nicht greifen. „Wenn ein Erwachsener einmal übergewichtig geworden ist, ist es sehr unwahrscheinlich, dass er zu einem gesunden Körpergewicht zurückfindet“, meint Fildes. Die gängigen Appelle und Diätprogramme werden entweder nicht angenommen oder sind wenig effektiv.

Nach gängiger Annahme kann schon eine Gewichtsreduktion um fünf bis zehn Prozent erhebliche positive Auswirkungen auf die Gesundheit eines Übergewichtigen haben. „Aber unsere Ergebnisse demonstrieren, wie schwer es für Leute mit Übergewicht ist, schon diesen relativ geringen Anteil abzunehmen und dies zu halten“, so Fildes. „Wir benötigen hier dringend neue Ansätze.“

Vorbeugen bringt mehr

Ihrer Meinung nach ist es umso wichtiger, Maßnahmen und Strategien zu entwickeln, die Menschen dazu bringen, gar nicht erst zuzunehmen. „Man sollte sich stärker darauf konzentrieren, dass Übergewichtige nicht noch weiter zunehmen und Menschen helfen, einem Übergewicht vorzubeugen“, so die Forscherin. Ähnlich sieht es auch ihr Kollege Martin Gulliford: „Die größte Chance um die aktuelle Übergewichts-Epidemie einzudämmen, sind Maßnahmen der öffentlichen Gesundheit, die der allgemeinen Bevölkerung helfen, dem Übergewicht vorbeugen.“ (American Journal of Public Health, 2015; doi: 10.2105/AJPH.2015.302773)

(King’s College London, 17.07.2015 – NPO)

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