Boomende Energiefresser: Die Kryptowährungen Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Monero sind in Bezug auf ihren Energieverbrauch teurer als Gold, Platin oder Kupfer, wie eine Studie enthüllt. Demnach benötigt man für die Produktion von umgerechnet einem US-Dollar in Bitcoin 17 Megajoule an Energie, für Gold im gleichen Wert dagegen nur fünf Megajoule. Je nach Mining-Standort haben Bitcoin, Litecoin, Ethereum und Monero zusammen seit Anfang 2016 zwischen drei und 15 Millionen Tonnen CO2-Emissionen verursacht.
Ob Bitcoin, Ethereum oder andere: Kryptowährungen liegen im Trend. Denn dank des Blockchain-Prinzips lassen sich über diese virtuellen Systeme Transaktionen dezentral, ohne Banken und trotzdem sicher abwickeln. Doch um neue Bitcoins zu generieren und Transaktionen zu tätigen, ist ein enormer Rechenaufwand nötig – entsprechend viel Energie wird verbraucht. Schätzungen zufolge könnte allein das Bitcoin-Netzwerk bis Ende 2018 ein halbes Prozent des Weltstromverbrauchs ausmachen.
Das „neue“ Gold
Doch dieser Wert allein sagt nur wenig aus, solange er nicht in Relation gesetzt wird – beispielsweise zum Energieverbrauch des Bankensystems oder dem von klassischen Wertanlagen wie Gold oder anderen Bodenschätzen. Letzteres haben nun Max Crause und Thabet Tolaymat vom Oak Ridge Institute in Cincinnati getan. „Der Vergleich mit Edelmetallen ist sinnvoll, weil die Kryptowährungen häufig als Geldanlage genutzt werden – wie Gold auch“, so die Forscher. „Gerade Bitcoin wurde daher schon oft als das ’neue Gold‘ bezeichnet.“
Für ihre Studie ermittelten sie den geschätzten Energieverbrauch der vier am stärksten verbreiteten Kryptowährungen Bitcoin, Ethereum, Litecoin und Monero in der Zeit vom 1 Januar 2016 bis Mitte 2018. Um die Werte vergleichen zu können, rechneten sie diese auf den Energiebedarf pro einem US-Dollar Marktwert um. Auf ähnliche Weise kalkulierten die Forscher den Energieverbrauch für die Gewinnung von Gold, Kupfer, Aluminium, Platin und Seltenerd-Metallen.
Mehr Energie als die Goldgewinnung
Das Ergebnis für die absoluten Werte: Im Jahr 2017 verbrauchte allein das Bitcoin-Mining 948 Megawatt Strom, Ethereum lag mit 299 Megawatt an zweiter Stelle, gefolgt von Litecoin mit 30 und Monero mit 23 Megawatt. „Damit konsumierte allein Bitcoin in dieser Zeit so viel Energie wie Angola oder Panama.“, sagen die Forscher. „Alle vier Kryptowährungen zusammen benötigten so viel Strom wie Kuba oder Slowenien in diesem Jahr.“
Doch wie sieht es bei der Umrechnung auf einen US-Dollar Gegenwert aus? Das Mining von Bitcoin oder Monero benötigt demnach 17 Megajoule Energie pro einem US-Dollar – bezogen auf den Marktwert im Zeitraum von 2016 bis 2018. Ethereum und Litecoin kommen auf rund sieben Megajoule pro US-Dollar, wie die Forscher berichten. Demgegenüber liegen die Vergleichswerte für Edelmetalle bei 122 Megajoule für Aluminium, fünf Megajoule für Gold, vier Megajoule für Kupfer und sieben Megajoule für Platinmetalle.
Auf den Standort kommt es an
„Das bedeutet, dass das Mining von Kryptowährungen mehr Energie pro US-Dollar benötigt als die Gewinnung von Mineralrohstoffen mit Ausnahme von Aluminium“, berichten Crause und Tolaymat. Ausgehend von der Menge an Coins, die seit Anfang 2016 in den vier Systemen erzeugt wurden, seien die vier Kryptowährungen seither für einen CO2-Ausstoß von drei bis 15 Millionen Tonnen weltweit verantwortlich.
Allerdings: Wie klimaschädlich der Energieverbrauch einer Kryptowährung ist, hängt entscheidend davon ab, wo und wie der Strom für die Mining-Rechner erzeugt wird. „So würde jede Kryptowährung, die in China produziert wird, einen viermal so hohen CO2-Ausstoß generieren wie eine in Kanada“, erklären die Forscher. Einige Bitcoin-Miner haben daher schon reagiert und wählen Standorte wie Norwegen oder Island für ihre Rechner, weil dort fast der gesamte Strom aus Wasserkraft und damit erneuerbaren Energien gewonnen wird.
Nach Schätzung der Forscher wird der Energieverbrauch zumindest von Bitcoin und Litecoin künftig noch weiter ansteigen. Wie nachhaltig diese Kryptowährungen produziert werden, dürfte damit in Zukunft noch wichtiger werden. (Nature Sustainability, 2018; doi: 10.1038/s41893-018-0152-7)
(Nature, 06.11.2018 – NPO)