Computersteuerung durch Gedanken? Wenn es nach dem US-amerikanischen Unternehmen Cyberkinetics geht, könnte dies schon bald wahr werden: Die Firma plant, Querschnitt gelähmten Menschen einen winzigen Chip in das Gehirn zu implantieren, der es ermöglichen soll, einen Computer allein durch Denken zu steuern. Die Food and Drug Administration soll ihre Zustimmung zu diesem Versuch bereits gegeben haben.
{1l}
„Man kann Handsteuerung durch Gehirnsteuerung grundsätzlich ersetzen“, sagte John P. Donoghue, Gründer von Cyberkinetics und Chairman von der neurologischen Abteilung der Brown Univeristy, wo an der Umsetzung des Projekts gearbeitet wurde. BrainGate, ein Teil der von Cyberkinetics entwickelten Implantate, soll es später Patienten mit Querschnittlähmung, Schlaganfall und seltenen Nervenerkrankungen wie der Lou Gehirg-Krankheit, ermöglichen, wieder zu kommunizieren und zum Beispiel Lichtschalter zu betätigen. Auch sollen Betroffene in einer angemessenen Geschwindigkeit Schreibmaschine schreiben können.
Den vorerst fünf freiwilligen Versuchspersonen, die bis jetzt noch nicht ausgewählt wurden, sollen in einer Operation die zwei Quadratmillimeter großen Chips implantiert werden. Der Schnitt wird unterhalb des Ohres vorgenommen und der Chip an der Oberfläche des Gehirns, in der Nähe der motorischen Rinde, die Bewegungen steuert, platziert. Elektroden, die wie Stacheln auf der Oberfläche des Chips sitzen, werden circa einen Millimeter in das Gehirn vorstoßen. Neben Gerhard Friehs, der operieren wird, wird auch ein unabhängiger Neurologe anwesend sein, der sicherstellen soll, dass die Operation bei Gefährdung des Patienten abgebrochen wird. Nach der Operation ragt den Patienten ein Kabel aus ihrem Kopf hervor, über das sie mit einem Computer verbunden werden – und mit dem sie wie Charaktere aus „Matrix“ aussehen.
Techniker sollen die Patienten dann regelmäßig besuchen und mit ihnen den Umgang mit dem System üben. Dies soll ungefähr ein Jahr dauern, danach werden die Chips in einer zweiten Operation wieder entfernt. Kritiker stellen in Frage, ob die Risiken, die mit dem Eingriff verbunden sind, das Experiment als sinnvoll scheinen lassen.
Das Projekt, das 2001 in Massachusetts begonnen wurde, wurde mit neun Millionen Dollar veranschlagt. Bisher wurden die Versuche an 18 Affen durchgeführt, bei denen kaum Nebenwirkungen aufgetreten sind. Die Affen, denen derartige Chips implantiert wurden, konnten allein durch Willenskraft Cursor an Computern bedienen und Roboterarme bewegen.
(Pressetext Europe, 15.04.2004 – NPO)