Technik

Elektroschrott enthält mehr Gold und Silber als viele Erzlagerstätten

Wertvolle Edelmetalle aus ausgedienten Geräten werden bisher nur zu 15 Prozent wiedergewonnen

Die weltweit reichhaltigsten Gold- und Silbervorräte lagern nicht in der Erde, sondern im Elektroschrott. Die ausgedienten Handys, Tabletcomputer und anderen elektronischen Geräte enthalten 40- bis 50-mal mehr Edelmetall als die meisten Erzlagerstätten. Das berichteten Forscher am Freitag auf einer Tagung der United Nations University im ghanaischen Accra. Aber nur 15 Prozent dieser wertvollen Ressource werde weltweit aus dem Elektroschrott wiedergewonnen. Angesichts des steigenden Verbrauchs von Gold, Silber und anderen seltenen Metallen für die Elektronikindustrie sei es in Zukunft wichtiger denn je, die wertvollen Rohstoffe aus dem Elektroschrott besser zu nutzen, mahnen Rüdiger Kühr, Leiter der Bonner Dependance der United Nations University, und seine Kollegen.

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Nach Angaben der Forscher verbaut die Elektronikindustrie jährlich 320 Tonnen Gold und 7.500 Tonnen Silber. Das entspricht einem Wert von 21 Milliarden US-Dollar im Jahr. Dazu kommen noch zahlreiche seltene Metalle wie Lanthan, Yttrium oder Neodymium. 7,7 Prozent des weltweiten Jahresvorrats an Gold werde heute allein für elektronische Geräte benötigt, berichten Kühr und Kollegen. Und der Verbrauch steige immer weiter. „Nachhaltigere Konsummuster und besseres Material-Recycling sind essenziell, wenn Konsumenten weiterhin so begeistert Hightech-Geräte für nahezu alle Lebensbereiche von der Kommunikation bis zum intelligenten Gebäude nutzen“, konstatiert Luis Neve, Vorsitzender der Global e-Sustainability Initiative (GeSI), einem von der UNO und Unternehmen der IT-Branche gemeinsam lancierten Programm.

Nur ein kleiner Teil des Elektroschrotts wird sachgerecht recycelt

Nach Angaben der Forscher wird zwar in vielen Ländern 80 bis 90 Prozent des Elektroschrotts gesondert gesammelt. Aber die meisten wertvollen Metalle blieben unrecycelt und ungenutzt, weil die Geräte unfachmännisch und mit ungeeigneten Methoden demontiert würden. In den Entwicklungsländern geht allein dadurch mehr als die Hälfte des noch in den Geräten enthaltenen Goldes verloren, wie die Wissenschaftler berichten. Im weiteren Verlauf des Recyclings verschwinde ein weiterer Anteil. Letztlich gewinne man am Schluss nur noch zehn bis 15 Prozent des Goldes wieder – und dies gelte sowohl für die reichen als auch die armen Länder.

Aber nicht nur Metalle, auch das Plastik der zahllosen Gerätegehäuse sei eine bisher verschwendete Ressource, wie die Forscher erklären. Das belaste auch die Umwelt unnötig. Für eine Tonne Recycling-Kunststoff benötigt man ihren Angaben nach nur ein Zehntel des Wassers und der Energie, die für neu produzierten Kunststoff verbraucht wird. Zudem entsteht zwischen einer und drei Tonnen weniger Kohlendioxid (CO2). Würde man nur die Hälfte des in der Europäischen Union anfallenden Plastiks aus dem Elektroschrott wiedergewinnen, könnte man damit fünf Millionen Kilowattstunden Strom und fast zwei Millionen Tonnen CO2-Emissionen einsparen. Zudem spare man dann drei Millionen Barrel Erdöl – das Rohmaterial für die meisten Kunststoffe, berichten die Wissenschaftler.

Nach Ansicht der Experten ist es daher dringend nötig, die bisherige Praxis des Elektroschritts-Recyclings kritisch zu überprüfen und sie zu verbessern. Vor allem in den Entwicklungsländern müsse man effizientere Methoden und Technologien einführen, meinen sie. Die Industriestaaten wiederum sollten besser als bisher sicherstellen, dass ihr Elektroschrott nicht ungeregelt exportiert und dann billig und unfachmännisch demontiert werde.

(United Nations University, New York / Bonn, 09.07.2012 – NPO)

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