Achtung Datenmissbrauch: Netz-Experten warnen vor einer neuen Masche beim Identitätsklau im Internet: In jüngster Zeit sind die Daten von tausenden Internetnutzern missbraucht worden, um betrügerische Onlineshops mit gefälschter Markenware zu eröffnen. Das Fatale daran: Im Zweifelsfall haftet derjenige, dem die Daten geklaut wurden. Auch Hunderte Deutsche sind von dem Identitätsdiebstahl betroffen, wie Recherchen des NDR ergaben.
So bequem das Nutzen von sozialen Netzwerken oder das Einkaufen im Internet auch ist, es birgt Risiken. Denn immer wieder decken Forscher Sicherheitslücken in Programmen, beim Provider oder in Datenbanken auf. Unsere persönlichen Daten sind daher weniger sicher als wir gerne glauben wollen.
Datendiebstahl beim Bestellen
Welche Folgen beispielsweise der Klau persönlicher Daten haben kann, zeigt die jüngste Masche betrügerischer Hacker: Sie setzen Onlineshops auf, die auf den ersten Blick seriöse wirken. Gibt man dann dort seine Daten ein, um ein Produkt zu kaufen, erhält man dies zwar auch, gleichzeitig aber speichert der Betreiber Namen, Adresse und Kreditkartennummer des Bestellers. In anderen Fällen machen es sich die Betrüger noch einfacher und klauen mit Hilfe spezieller Schadsoftware Nutzerdaten von großen Servern.
Wochen oder Monate später melden die Betrüger dann mit diesen Daten Onlineshops an, in denen gefälschte Markenware verhökert wird. Auf den Internetseiten werden Plagiate von Turnschuhen, Handtaschen oder Sonnenbrillen großer Markenhersteller angeboten – und als Besitzer dieser Seiten tauchen die Daten der ahnungslosen Internetnutzer auf, deren Identität die Betrüger zuvor geklaut haben. Die tatsächlichen Verkäufer sitzen wahrscheinlich in China, ihre Namen tauchen aber nirgends auf.
Wer im Impresssum steht, haftet
Den Recherchen des NDR zufolge ist die Anzahl solcher mit falschen Identitäten angemeldeten Internetshops in den vergangenen Monaten explodiert. Das bestätigt auch der Hamburger Internetrechtler Klaus Lodigkeit: „Was jetzt passiert, ist Identitätsdiebstahl professionell in großem Stil. Organisiert von gut arbeitenden Banden.“
Das Gemeine daran: Werden die betrügerischen Onlineshops von den Behörden oder den Herstellern entdeckt und verklagt, haftet erstmal der, der im Impressum steht – und damit das Opfer des Identitätsklaus. Dieses merkt meist erst etwas vom Diebstahl seiner Daten, wenn ein Brief vom Anwalt ins Haus flattert. In den USA gibt es bereits mehrere Sammelklagen von Markenherstellern wie Adidas oder Michael Kors, die sich auch gegen diejenigen richten, auf deren Namen die Seiten angemeldet wurden.
Wachsam sein
Wer über eine Internetrecherche feststellt, dass eine Internetseite ohne sein Wissen angemeldet wurde, solle Strafanzeige erstatten, raten Internetexperten der Landeskriminalämter. Damit könne der Betroffene dokumentieren, dass er mit den betreffenden Seiten nichts zu tun habe. Um rechtzeitig herauszufinden, ob die eigenen Daten unbefugterweise im Netz auftauchen, kann man auch einen google-Alert für den eigenen Namen einrichten. Man erfährt dann, wenn neue Seiten mit dem Namen gefunden werden.
Die Strafverfolgung der Betrüger ist dabei bisher alles andere als einfach: Michael Böhl vom Bund deutscher Kriminalbeamter (BDK) beklagt die Machtlosigkeit der deutschen Ermittler in solchen Fällen: „In der kurzen Zeit sind die Täter in der Regel über alle Berge, haben ihre Spuren verwischt, melden sich neu an und, bevor wir denen ansatzweise hinterherkommen, sind sie schon wieder weg.“
Mehr zum Identitätsklau auf der Website des NDR
(NDR, 12.10.2015 – NPO)