Holz ist als Baustoff für höhere Wohngebäude in Deutschland bisher nur unter strengen Auflagen erlaubt. Doch das könnte sich bald ändern: Wissenschaftler entwickeln derzeit eine neue High-Tech-Beschichtung für Holz, die den Rohstoff nicht oder nur schwer brennen lässt.
„Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen werden immer beliebter. Allerdings hat Holz gegenüber Mauerwerk, Beton und Stahl einen entscheidenden Nachteil: Es ist brennbar. Rein statistisch gesehen bricht zwar nur etwa alle fünfzig Jahre ein Feuer in einer Wohnung oder einem Gebäude aus. Doch jeder noch so kleine Brandherd kann eine große menschliche Tragödie nach sich ziehen«, sagt Professor Dietmar Hosser von der TU Braunschweig. „Deshalb stellt der Gesetzgeber strengste Anforderungen an den Brandschutz. So schreibt die Bauordnung in Deutschland vor, welche Baustoffe im Hinblick auf ihre Brennbarkeit bei Neubauten und Renovierungen verwendet werden dürfen. Sie beinhaltet außerdem Forderungen an den Feuerwiderstand einzelner Bauteile.“
Dämmschicht auf der Oberfläche
Eine Möglichkeit, um das Brennen von Holz zu verhindern, bieten Beschichtungen, die eine Art Dämmschicht auf der Oberfläche bilden. „Wenn eine Grenztemperatur überschritten wird, entsteht eine voluminöse Schicht, die das darunter liegende Material vor weiterer Temperatureinwirkung schützt“, erklärt Dirk Kruse vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung. Derzeit entwickelt ein vom Bundesministerium für Wirtschaft geförderter Forschungsverbund eine neuartige Hochleistungsbrandschutzbeschichtung für Holz und Holzwerkstoffe.
In diesem Projekt geht es aber nicht nur darum, das Brennen von Holz zu erschweren. Auch das Entzünden von Holzbauteilen über einen definierten Zeitraum soll verhindert werden. Dies ist eine wichtige Voraussetzung, um Holz auch in höheren Gebäuden ohne Risiko als Baustoff einsetzen zu können. Wenn in einem Hochhaus ein Feuer ausbricht, muss die Sicherheit der flüchtenden Personen gewährleistet sein. Es darf in den Fluchtwegen nicht brennen, damit sich keine giftigen Rauchgase entwickeln. Bisher kann der optisch ansprechende Baustoff Holz in höheren Gebäuden nicht sichtbar verbaut werden. Alle Holzbauteile erhalten aus Brandschutzgründen eine Abdeckung aus nichtbrennbaren Baustoffen wie etwa Gipskartonplatten.
Isolationsmaterialien aus der Raumfahrttechnik als Grundlage
„Unsere Idee war es, auf der Basis von Isolationsmaterialien in der Raumfahrttechnik eine Holzbeschichtung zu entwickeln, die den normalen Ansprüchen hinsichtlich Optik, Dauerhaftigkeit, Kratzfestigkeit sowie Witterungsbeständigkeit genügt. Bei einem Brand soll diese Schicht aufquellen und einen Schutzfilm bilden. Er verhindert, dass das Holz über definierte Zeiträume von mindestens 30 bis zu 60 Minuten seine Entzündungstemperatur erreicht. Die transparente Beschichtung ist ein erster Schritt, Holz in Gebäuden auch in nicht bekleideter Form ohne Risiko einsetzen zu können“, sagt Kruse.
(Fraunhofer-Gesellschaft, 16.11.2004 – DLO)