Geowissen

Zugspitze wird angebohrt

Permafrost-Bohrung auf Deutschlands höchstem Berg gestartet

Zugspitze © Bayerisches Landesamt für Umwelt

In vielen Gebirgsregionen sind Boden und Fels dauerhaft gefroren. So auch an der Zugspitze. Durch die Globale Erwärmung könnte dieser Permafrost-Bereich jedoch langsam aber sicher auftauen – möglicherweise mit fatalen Folgen für Mensch und Natur. Denn dann drohen unter anderem gefährliche Felsstürze. Forscher haben deshalb gestern den Startschuss für eine 60 Meter lange Bohrung quer durch den Gipfelbereich der Zugspitze gegeben. Mit ihrer Hilfe soll der eiskalte Fels an der Nordwand erforscht und überwacht werden.

Die Ergebnisse des neuen Forschungsprojektes des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) sollen unter anderem in ein geplantes, alpenweites Forschungsnetzwerk integriert werden.

„Die Bohrung am höchsten Punkt Deutschlands wird auch technisch und logistisch eine Höchstleistung“ sagte Andreas von Poschinger vom LfU gestern anlässlich des Starts des Projektes. „Der Transport der schweren Geräte ist nur durch die aktive Unterstützung der Bayerischen Zugspitzbahn über Zahnrad- und Seilbahn möglich“ erläutert er die Standortwahl für die Bohrung, die beim Permafrost am Allgäuer Hauptkamm oder am Watzmannstock bedeutend schwieriger geworden wäre.

Feinste Verformungen aufspüren

So richtig geht es für den LfU-Experten aber eigentlich erst los, wenn das Loch gebohrt ist: Die Wissenschaftler schicken dann eine spezielle Kamera ins Bohrloch, um Klüfte und Hohlräume der inneren Gebirgsstruktur zu erkunden. Zudem werden Extensiometer eingebaut, die selbst feinste Verformungen innerhalb des Felses aufzeigen können.

Anschließend verschließen die Forscher das knapp 60 Meter lange Bohrloch wieder, um tatsächlich die Innentemperaturen im Felsen messen zu können. Dazu dient eine so genannte Themistorenkette – ein Kabel mit 25 Temperatursensoren, die im Stundenrhythmus Temperaturwerte an einen Datensammler überträgt, der geschützt im Gipfelgebäude der Bayerischen Zugspitzbahn Bergbahn steht und via Modem ausgelesen werden kann.

Messanlage 15 Jahre im Einsatz

Die Messanlage soll über 15 Jahre die Veränderungen im Bestand des Permafrostes erfassen. Diese Veränderungen sind ein langfristiger Klimaindikator, da der Permafrost durch die Klimaerwärmung langsam auftauen könnte. Darüber hinaus kann ein Verschwinden des Permafrostes auch für Gebäudegründungen praktisch von Bedeutung sein.

(Bayerisches Landesamt für Umwelt, 23.08.2007 – DLO)

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