Sobald Mädchen in der Pubertät sind, beginnt normalerweise ihre Monatsblutung als Start ihrer körperlichen Fruchtbarkeit. Doch dieser wiederkehrende Blutfluss aus der Gebärmutter tritt nicht bei jeder Frau regelmäßig ein, bei manchen sogar gar nicht. Bleibt die Regelblutung aus, spricht man von Amenorrhoe. Aber was genau steckt dahinter?
Das Ausbleiben der Menstruation kann verschiedene Ursachen haben: Neben Gendefekten, Fehlbildungen und Erkrankungen können auch Untergewicht oder Leistungssport Auslöser der fehlenden Blutung sein. Zusätzlich können psychische Belastungen den Hormonhaushalt durcheinanderbringen und so die regelmäßigen Zyklen verhindern. Nach der Einnahme der Anti-Babypille besteht zudem auch die Gefahr, dass sich der Blutfluss einige Zeit einstellt. Wird eine Amenorrhoe nicht behandelt, kann es im schlimmsten Fall zur Unfruchtbarkeit kommen.
Wie häufig ist das Phänomen? Welche körperlichen Ursachen gibt es genau? Wie wird der Hormonhaushalt bei psychischen Problemen beeinflusst? Warum kann sich nach der Einnahme der Anti-Babypille das Regelbluten einstellen? Und wie läuft eine Therapie von Amenorrhoe ab?
Die primäre Amenorrhoe
Wenn die Periode nie eintritt
Normalerweise bekommen alle Mädchen und Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter einmal im Monat ihre Regelblutung. Der Blutfluss sorgt dafür, dass die innerhalb des Monats gebildete Gebärmutterschleimhaut abgebaut und aus der Gebärmutter gespült wird, wenn die Eizelle der Frau nicht befruchtet wurde. So kann die Schleimhaut im nächsten Monat wieder heranwachsen und den Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vorbereiten.
Wie stark die Menstruation ist, unterscheidet sich von Frau zu Frau. Zudem variieren die Abstände zwischen den Regelblutungen zwischen 21 und 35 Tagen und können sich im Laufe des Lebens oder durch bestimmte Umstände auch verändern.
Gendefekte und Fehlbildungen als Ursache
Während Unregelmäßigkeiten im Zyklus natürlich sind, kommt es aber bei ein bis zwei Prozent der Frauen vor, dass sich die Regelblutung in der fruchtbaren Phase nicht nur verzögert, sondern gar nicht auftritt. Eine solche Störung der menstrualen Regelblutung wird als Amenorrhoe bezeichnet.
Ist bei einem Mädchen im 16. Lebensjahr oder zwei Jahre nach dem Beginn der Pubertät noch keine Menstruation aufgetreten, spricht man von einer primären Amenorrhoe. Ursache dafür können Gendefekte im Erbgut sein, durch die die Fortpflanzungsorgane nicht vollständig ausgebildet werden. Beispielsweise können bei der sogenannten Vaginalatresie die Gebärmutter sowie die Scheidenanlage fehlen.
Ein weiteres Beispiel ist das Turner-Syndrom. Dabei besitzen die Betroffenen nur ein statt zwei funktionsfähige X-Chromosomen. Bei diesen Frauen entwickeln sich die Eierstöcke nicht ausreichend, wodurch sie unfruchtbar sind und somit auch keine Regelblutung haben.
Das sogenannte Mayer-Rokitansky-Küster-Hauser-Syndrom (MRKHS) ist eine weitere mögliche Ursache für eine primäre Amenorrhoe: Hierbei sind zwar die Eierstöcke, die äußere Vulva sowie die Brüste normal entwickelt, jedoch nicht die innere Vagina sowie die Gebärmutter. Dadurch besteht keine Verbindung von Gebärmutter und Scheidenausgang und die Frauen können nicht ihre Periode bekommen oder befruchtet werden.
Zudem können Mädchen mit Krankheiten wie der Hymenalatresie nicht menstruieren, da ihre Vaginalöffnung vollständig verschlossen ist und sich so das Menstruationsblut in ihrer Vagina sammelt.
Chaos im Hormonhaushalt
Außerdem können auch bestimmte Krankheiten eine primäre Amenorrhoe verursachen, wenn sie den Hormonhaushalt der Frau verändern. Denn der Menstruationszyklus wird durch ein komplexes Zusammenspiel von Hormonen gesteuert. Ist dieses Zusammenspiel gestört oder fehlt einer der Akteure, bekommen betroffene Mädchen und Frauen niemals ihre Regel.
Eine Ursache dafür kann das sogenannte Kallmann-Syndrom sein. Frauen mit dieser angeborenen Entwicklungsstörung der Keimdrüsen haben eine primäre Amenorrhoe, weil unter anderem der Hormonspiegel des luteinisierenden Hormons und des Follikel-stimulierenden Hormons verringert sind.
Zudem treten auch beispielsweise bei dem angeborenen Adrenogenitalen Syndrom (AGS) hormonelle Störungen auf: Dabei werden in den Eierstöcken und der Nebennierenrinde zu viele männliche Sexualhormone gebildet. Infolgedessen entwickeln die Geschlechtsorgane der betroffenen Mädchen bereits im Kindesalter männliche Merkmale – eine Menstruation ist später ab der Pubertät dann nicht mehr möglich.
Ursachen plötzlich aussetzender Regelblutung
Sekundäre Amenorrhoe
Noch deutlich häufiger als eine angeborene, primäre Amenorrhoe tritt die sekundäre Amenorrhoe auf. Davon sind Frauen betroffen, die bereits eine normale Regelblutung hatten. Diese bleibt jedoch plötzlich für mindestens drei Monate aus – ohne dass die Betroffene schwanger ist.
Erkrankungen als Ursache
Häufig wird die sekundäre Amenorrhoe von körperlichen Erkrankungen verursacht. Dazu gehören zum Beispiel Tumore oder Zysten, die sich während der fruchtbaren Phase im Eierstock bilden und ihre Funktion stören können. Außerdem kann es bei bestimmten Krankheiten zu verfrühten Wechseljahren (Klimakterium praecox) kommen. Dabei stellen die Eierstöcke schon vor dem 40. Lebensjahr ihre Funktion ein und können keine Eizellen mehr entwickeln.
Zudem können zum Beispiel Schilddrüsenerkrankungen wie eine Über- oder Unterfunktion den Hormonhaushalt so stören, dass die Regelblutung ausbleibt. Gleiches gilt auch für Hirnregionen, die an der Hormonregulierung beteiligt sind. Treten etwa im Bereich der sogenannten Hypophyse oder des Hypothalamus Entzündungen auf, können sie deren Funktion stören, sodass zu wenig Hormone ausgeschüttet werden – die Periode bleibt aus.
Außerdem können auch Krankheiten der Nebenniere wie zum Beispiel Nebennierenversagen oder Unterfunktionen der Nebennierenrinde die sekundäre Amenorrhoe auslösen. Denn die Nebennierenrinde schüttet unter anderem das Hormon Cortisol aus, um etwa den Blutdruck und Blutzuckerspiegel zu regulieren. Schüttet sie zu wenig davon aus, kann das den Hormonhaushalt beeinflussen, sodass der monatliche Blutfluss dauerhaft ausbleibt.
Durch Stoffwechselstörung zur Amenorrhoe
Auch eine der häufigsten Hormonstörungen bei erwachsenen Frauen kann eine sekundäre Amenorrhoe auslösen, das Polyzystische Ovar-Syndrom (PCO). Bei dieser Stoffwechselstörung bilden sich in den Eierstöcken zahlreiche Zysten, die die Hormonproduktion stören. Dadurch werden vermehrt Testosteron und das Gelbkörperhormon gebildet und die für die Menstruation nötige Hormonbalance ist gestört. Als Folge wird die Menstruation unregelmäßig oder bleibt ganz aus.
Von einem PCO-Syndrom sind in Europa vier bis zwölf Prozent der Frauen betroffen – Tendenz steigend. Denn als mögliche Risikofaktoren gelten unter anderem Übergewicht und ein gestörter Insulinstoffwechsel beispielsweise durch Diabetes Typ 2. Das Hormon Insulin unterstützt das luteinisierende Hormon, das eine entscheidende Rolle beim Eisprung spielt und damit unter anderem die Ausschüttung von anderen am Menstruationszyklus beteiligten Hormonen wie den Östrogenen beeinflussen kann.
Eingriffe mit Folgen
Aber nicht nur Erkrankungen können zur sekundären Amenorrhoe führen: Auch die Behandlungen von Krankheiten können Auslöser dafür sein, dass Frauen nicht mehr ihre Periode bekommen. Dazu zählen zum Beispiel operative Eingriffen, bei denen die Gebärmutterschleimhaut so stark beschädigt wird, dass sie sich nicht mehr ausreichend aufbauen kann.
Außerdem kann sich nach einer Chemotherapie gegen verschiedene Krebserkrankungen, wie zum Beispiel Brustkrebs, die Blutung einstellen. Grund dafür könnten unter anderem Schäden im Gehirn sein, die den Hirnstoffwechsel und somit auch die Hormonausschüttung stören.
Forscher um JoAnn Pinkerton von der „North American Menopause Society“ (NAMS) haben das Ausbleiben der Periode nach der Bestrahlung gegen Lungenkrebs geprüft. Dazu befragten sie 85 Frauen im Alter von unter 50 Jahren, die eine Chemotherapie gegen Lungenkrebs erhielten, nach ihrer Menstruation im Anschluss an die Behandlung.
Das Ergebnis: 64 Prozent der befragten Patientinnen gaben an, dass bei ihnen nach der Behandlung eine frühzeitige Menopause eingetreten war und ihre Blutung ausblieb. „Obwohl mehr Forschung erforderlich ist, scheinen prämenopausale Frauen, die eine Chemotherapie für Lungenkrebs benötigen, ein ähnliches Risiko für Amenorrhoe, eine frühe Menopause und den Verlust der Fruchtbarkeit zu haben wie prämenopausale Frauen, die eine Chemotherapie für Brustkrebs und Lymphome erhalten“, folgerte Pinkerton.
Wenn die Regel aufgrund der Lebensumstände aussetzt
Dem Lebensstil geschuldet
Der Menstruationszyklus gilt als eine Art Frühwarnsystem für die Gesundheit einer Frau: Durch ihn kann man oft erkennen, ob eine Frau körperlich und mental gesund ist. Wenn die Monatsblutung plötzlich ausbleibt, ist das ein Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Denn eine Amenorrhoe kann auch das Symptome eines ungesunden Lebensstils oder psychischer Probleme sein.
Tabuthema im Sport
Obwohl es selten öffentlich bekannt wird, bekommen Frauen, die Leistungssport oder extremen Freizeitsport betreiben, sehr häufig ihre Periode nicht. Der exzessive Sport bedeutet für den Körper Stress und lässt dadurch unter anderem den Hormonspiegel der Gonadotropin-releasing-Hormone sinken. Diese Hormone braucht der Körper aber, damit die Hirnanhangsdrüse – die Hypophyse – angeregt wird follikelstimulierende Hormone auszuschütten, sodass im Eierstock die Follikel wachsen können und der Eisprung später möglich wird.
Dass Sportlerinnen seltener ihre Monatsblutung bekommen, hat auch eine Studie von Forschern der finnischen Universität Jyväskylä bestätigt. Sie verglichen dazu 18- bis 20-jährigen Sportlerinnen, die mindestens vier Mal pro Woche trainierten, und Nicht-Sportlerinnen. Dabei fiel auf, dass rund 40 Prozent der Sportlerinnen und nur sechs Prozent der Nicht-Sportlerinnen über eine Menstruationsstörung berichteten. Dazu gehörten unter anderem ein verlängerter Menstruationszyklus über 35 Tage oder die Amenorrhoe.
Gewicht entscheidend
Auch eine starke Gewichtsabnahme, die zum Beispiel durch das ständige Training oder durch Essstörungen wie Magersucht (Anorexia nervosa) auftreten, können eine Ursache für das Ausbleiben der Regel sein. Bei Frauen ist das Risiko, an solchen Essstörungen zu leiden, mindestens drei Mal so hoch wie bei Männern.
Das Problem: Nach einem starken Gewichtsverlust sinkt der Körperfettanteil der Betroffenen unter einen kritischen Wert, sodass das noch bestehende Fett nur noch als Energievorrat für überlebenswichtige Körperfunktionen wie die Atmung oder den Herzschlag genutzt wird. Im Fettgewebe wird dann weniger Leptin gebildet – ein Stoff der normalerweise für die Monatsblutung notwendig ist. Denn bestimmte Gehirnregionen, wie der Hypothalamus benötigen das Leptin, um die Eierstöcke anzuregen. Fehlt es an Leptin, reifen also keine Eizellen heran und die Amenorrhoe tritt ein. Der Körper hat bei Untergewicht also nicht genügend Ressourcen, um eine Schwangerschaft zu ermöglichen.
Aber auch auf eine zu starke Gewichtszunahme und Fettleibigkeit kann der Körper mit einer Amenorrhoe reagieren. Denn durch Übergewicht erhöhen sich der Insulin- und Blutzuckerspiegel, Blutfette und Fettgewebshormone . Und auch die Hormone der Hirnanhangsdrüse, wie etwa das Follikel-stimulierende Hormon, geraten in ein Ungleichgewicht. Die Folge können Menstruationsstörungen oder eine Amenorrhoe sein.
Psychische Ursachen
Neben einem ungesunden Lebensstil kann eine sekundäre Amenorrhoe auch durch psychische Ursachen ausgelöst werden. Eine der psychischen Hauptursachen für das Ausbleiben der Periode ist Stress, der zum Beispiel durch Konflikte im Privat- oder Arbeitsleben, seelische Spannungen, schwere Krisen oder Zeitdruck entsteht. Studie zeigen, dass das Risiko für psychisches Leiden insbesondere bei Frauen seit Jahren deutlich steigt.
Auch damit verbundener Schlafentzug und ständige Unruhe zählen zu typischen Auslösern der sekundären Amenorrhoe. Zudem werden langanhaltende starke psychische Belastungen, wie zum Beispiel ein Gefängnisaufenthalt oder Auslandsaufenthalten mit Klimawechsel sowie Depressionen oder Angststörungen für das Ausbleiben der Regelblutung verantwortlich gemacht. Auch in der aktuellen Corona-Pandemie haben Frauen vermehrt stressbedingte Menstruationsstörungen entwickelt, ausgelöst unter anderem durch die verstärkten Belastungen durch Homeoffice und Homeschooling, aber auch durch Zukunfts- und Existenzängste.
Der mentale Stress führt zu einer Amenorrhoe, weil er sich direkt auf den Hypothalamus auswirkt, die Hirnregion, die an der Hormonausschüttung im Menstruationszyklus beteiligt ist. Dadurch sinkt die Konzentration des sogenannten Gonadotropin-releasing-Hormons, das unter anderem die Bildung von Follikeln anregt.
Wenn Medikamente den Zyklus stoppen
Post-Pill-Amenorrhoe
Das Ausbleiben der Monatsblutung bei Frauen kann körperliche wie psychische Ursachen haben. Doch auch die Einnahme von Hormonpräparaten oder Medikamenten sowie Vergiftungen können den Hormonhaushalt beeinflussen und eine sekundäre Amenorrhoe auslösen.
Nach der Antibabypille
Besonders bekannt ist, dass eine sekundäre Amenorrhoe nach der Einnahme der Antibabypille eintritt. Bei der sogenannten Post-Pill-Amenorrhoe setzt die Monatsblutung nach dem Absetzen der Antibabypille mindestens die ersten drei Monate nicht ein. Und auch wenn in der Post-Pill-Phase Menstruationsblutungen auftreten, ist es möglich, dass die Frauen dennoch noch keinen Eisprung bekommen.
Der Grund: Die Antibabypille enthält künstliche Hormone, die in ihrer Wirkung den körpereigenen weiblichen Geschlechtshormonen Östrogen und Progesteron sehr ähneln. Dadurch greift die Pille in den Hormonzyklus der Frau ein und verhindert, dass eine Eizelle im Eierstock heranreift und es zu einem Eisprung kommt. Zudem stört sie den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut, um das Einnisten einer befruchteten Eizelle zu verhindern und sorgt dafür, dass ein zähflüssiger, für Spermien undurchlässiger Schleimpfropf am Gebärmutterhals entsteht.
Nimmt eine Frau die Antibabypille jahrelang ein, wirkt sie sich in dieser Zeit dauerhaft auf die Konzentration der weiblichen Geschlechtshormone und den gesamten Menstruationszyklus aus. Nach dem Absetzen der Pille muss der Körper zunächst wieder die Hormonproduktion umstellen, weil er ab dann keine Hormone mehr von außen zugeführt bekommt. Außerdem verkleinern sich bei langfristiger Hormonzugabe durch die Pille auch nach und nach die Eierstöcke und verringern damit ihre Funktionsfähigkeit, weil sie die Hormone nicht selbst herstellen müssen. Durch diese Umstellungen kann es einige Monate dauern, bis der Zyklus wieder geregelt abläuft.
Auch bei anderen hormonellen Verhütungsmitteln wie der Drei-Monats-Spritze, bei Hormonspiralen oder der sogenannten Minipille bleiben die monatlichen Blutungen nach dem Absetzen manchmal längere Zeit aus.
Menstruationszyklus gestoppt
Außerdem können auch Hormonbehandlungen, etwa bei einer Brustkrebs- oder einer Gebärmutterhalskrebstherapie, eine sekundäre Amenorrhoe oder sogar eine vorzeitige Menopause auslösen, weil dabei zum Beispiel der Östrogenfluss gesenkt wird. Und auch die Einnahme von sogenannten Zystostatika, durch die das Krebswachstum gestoppt werden soll, kann der Blutfluss ausbleiben.
Das Gleiche kann auch durch Psychopharmaka passieren: Mittel gegen Depressionen, vor allem sogenannte trizyklische Antidepressiva, können ein Ausbleiben der Regelblutung bewirken. Diese Wirkostff-Cocktails beeinflussen nicht nur die Botenstoffe im Gehirn, sondern können auch die Ausschüttung des Hormons Prolaktin fördern. Dieses ist normalerweise für die Milchproduktion der Frau in der Schwangerschaft verantwortlich. Wird aber zu viel davon freigesetzt, kann es zu Milchabsonderungen der Brust und auch zu einer sekundären Amenorrhö kommen. Auch bestimmte Blutdrucksenker können die Konzentration an Prolaktin verändern und den Eisprung hemmen.
Cortison mit Nebenwirkungen
Außerdem gelten länger andauernde Einnahmen von Cortisonpräparaten als eine mögliche Ursache dafür, dass der Menstruationszyklus entweder aus dem Takt gerät und unregelmäßig wird oder dass die Menstruationsblutung sogar ganz ausbleibt.
Cortison-Präparate enthalten verschiedene Glucocorticoide – Hormone, die normalerweise die Nebennierenrinde produziert. Sie wirken unter anderem auf die Knochen und Muskeln, auf den Stoffwechsel, das Immunsystem und das zentrale Nervensystem sowie auf das Blut. Werden sie nun zum Beispiel bei Rheuma angewendet, um starke Entzündungen in den Gelenken zu hemmen, kann die Einnahme auf Dauer nicht nur in den Gelenken wirken, sondern auch den Hormonhaushalt durcheinanderbringen – und damit die Menstruation beeinflussen.
Und nicht nur Verhütungsmittel und Medikamente können Einfluss auf den Menstruationszyklus haben, sondern auch Dopingmittel wie Anabolika. Darin sind künstlich hergestellte Hormone enthalten, die den männlichen Sexualhormonen ähneln. Bei Frauen kann eine Einnahme dieser anabolen Steroide zu vermehrter Körperbehaarung, zur Veränderung der Stimmlage und auch zu Störungen der monatlichen Blutung führen.
Einfluss von Schadstoffen und Giften
Zudem können auch gesundheitsschädliche Suchtmittel wie Drogen oder große Mengen Alkohol den Menstruationszyklus beeinflussen und Zyklusstörungen auslösen. Ebenso gelten viele Umweltgifte als mögliche Verursacher der sekundären Amenorrhoe. Dazu gehören vor allem sogenannte endokrine Disruptoren – Chemikalien, die hormonähnlich wirken und daher den menschlichen Hormonhaushalt stören.
Beispiele für solche Disruptoren sind zum Beispiel Weichmacher (Phtalate) und der Zusatzstoff Bisphenol A (BPA), die Kunststoffen die gewünschte Biegsamkeit oder Haltbarkeit geben. Ebenfalls als Störer unseres Hormonsystems gelten einige organische Schadstoffe, beispielsweise das inzwischen verbotene DDT, sowie sogenannte polychlorierte Biphenyle (PCB), die als Kühlmittel und Schmiermittel dienten. Auch Schwermetallverbindungen wie Methylquecksilber oder das unter UV-Einfluss entstehende Perchlorat stehen im Verdacht, auf unseren Hormonhaushalt zu wirken.
Und obwohl einige dieser bekannten Umwelthormone bereits verboten sind oder nur noch eingeschränkt verwendet werden dürfen, sind sie in der Umwelt oft noch präsent, weil sie sehr langlebig sind. Außerdem sind noch nicht alle potenziell homronähnlich wirkenden Substanzen ausreichend auf ihre Schadwirkung untersucht und viele Kandidaten sind möglicherweise noch gar nicht identifiziert.
Wie kann das Ausbleiben der Periode behandelt werden?
Therapie gegen Amenorrhoe
Wie eine Amenorrhoe behandelt werden kann, hängt von der Ursache ab.
Ursache für das Symptom finden
Um die Amenorrhoe erfolgreich behandeln zu können, sollte zunächst ein Gespräch mit dem Gynäkologen geführt werden. Der Arzt kann dabei dann die Umstände ermitteln. Im Anschluss werden meist gynäkologische Untersuchungen wie ein Scheidenabstrich und eine Ultraschalluntersuchung der Bauchorgane durchgeführt. Zudem können Hormonmessungen von Östrogen, Progesteron und Co. ebenfalls Hinweise auf die Auslöser einer Amenorrhoe liefern.
Manchmal wird auch ein sogenannter Gestagen-Test durchgeführt. Dafür nimmt die Patientin zehn Tage lang ein Präparat mit künstlichen Gelbkörperhormonen ein, die normalerweise nach dem Eisprung von den Eierstöcken freigesetzt wird. Kommt es nach dem Absetzen der Substanz zu einer Blutung, zeigt dies, dass die Gebärmutterschleimhaut zuvor ausreichend ausgebildet war – also ausreichend Östrogen produziert wurde, die den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut anregt. Die Amenorrhoe wird dann nicht durch einen Östrogen-Mangel, sondern durch andere Auslöser verursacht.
Fällt der Test negativ aus, folgt meist ein Östrogen-Gestagen-Test. Damit lässt sich prüfen, ob die Gebärmutterschleimhaut überhaupt ausreichend zum Wachstum angeregt werden kann. Dabei gibt der Arzt der Patientin zunächst Östrogene, die den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut anregen, und im Anschluss daran Gestagen. Tritt schließlich eine Blutung auf, scheint die Gebärmutterschleimhaut aufgrund eines Mangels an eigenen Östrogene nicht zu wachsen.
Zusätzlich kann der Arzt auch den Spiegel der Schilddrüsenhormone untersuchen und mit einer Bauchspieglung zudem die Eierstöcke prüfen. In manchen Fällen wird schließlich auch mithilfe eines bildgebenden Verfahrens, wie zum Beispiel mit der Magnetresonanztomographie (MRT), das Gehirn auf Auffälligkeiten untersucht, weil es auch an der Steuerung des Menstruationszyklus beteiligt ist.
Je nach Ursache
Je nachdem, welche Ursache bei den Untersuchungen festgestellt wurde, wird die Amenorrhoe dann entsprechend behandelt. Bei Gendefekten ist eine Heilung derzeit kaum möglich. Fehlbildungen oder Tumore können unter anderem behoben werden, indem betroffene Organe operativ behandelt werden.
Eine Hormonstörung kann zudem meist durch die Einnahme von bestimmten Hormonpräparaten reguliert werden. Wenn das Ausbleiben der Periode aufgrund von Medikamenten ausgelöst wird, sollte nach Alternativen oder einer veränderten Dosis gesucht werden. Tritt die Amenorrhoe infolge einer psychischen Belastung auf, ist eine Psychotherapie ratsam. Manchmal können aber auch bereits Entspannungstechniken wie Meditation, viel Ruhe oder Sporthelfen, übermäßigen Stress abzubauen.
Wer jedoch lange unter starkem Stress gelitten hat, wird meist auch danach nicht sofort wieder die Periode bekommen. Denn Wissenschaftler der University of California haben herausgefunden, dass der chronische Stress ein Hormon aktiviert, das die Fruchtbarkeit reduziert – auch lange nachdem der Stress beendet ist. Ob eine Hemmung des Gens für dieses sogenannte Gonadotropin inhibitorische Hormon (GnIH) hilft, um nach dem chronischen Stress schnell wieder menstruieren zu können und fruchtbar zu sein, haben die Forscher ebenfalls untersucht. Und tatsächlich: In Experimenten mit Ratten zeigte sich, dass die Blockierung des Gens für dieses Hormons das weibliche Fortpflanzungsverhalten wieder normalisiert.
„Es ist absolut erstaunlich, dass ein einziges Gen dieses komplexe Fortpflanzungssystem steuert, und dass man dieses Gen ausschalten und das Fortpflanzungsergebnis komplett verändern kann“, resümiert Daniela Kaufer.
Steckt aber statt Stress exzessiver Sport und Untergewicht hinter der Amenorrhoe, muss manchmal mehrere Monate auf Sport verzichtet werden, um wieder genügend Fettgewebe aufbauen zu können. Hängt das Untergewicht mit einer Essstörung zusammen, sollte ein Psychologe aufgesucht werden.
Keine Therapie – keine Folgen?
Bleibt die Menstruationsblutung aus und die Betroffene behandelt die Amenorrhoe nicht, kann das auf Dauer schwerwiegende Folgen haben. Denn obwohl die Menstruation bei vielen Frauen unter anderem mit starken Schmerzen, Stimmungsschwankungen, Hautproblemen oder Heißhunger verbunden und unangenehm ist, spielt sie eine entscheidende Rolle für die Gesundheit.
Denn wenn die Amenorrhoe durch einen Mangel an Östrogen ausgelöst wird, kann dieser mit der Zeit die Knochen brüchiger machen – es droht Osteoporose. Eine weitere Folge der Amenorrhoe ist, dass Frauen ohne den Menstruationszyklus nicht schwanger werden können. Wenn die Regelblutung sehr lange aussetzt, kann eine Schwangerschaft auch dauerhaft unmöglich werden.
Hinzu können dann auch Probleme in der Partnerschaft kommen: Bleibt die Periode aus, fühlen sich Frauen oft weniger weiblich oder werden depressiv, weil sie aufgrund der Amenorrhoe nicht schwanger werden können. Das kann eine Partnerschaft auf Dauer belasten und zu Konflikten führen.