Muskauer Faltenbogen – das Erbe eines Kaltzeit-Gletschers

Fußabdruck der Eiszeit

Faltenbogen
Diese schmalen Seen sind typisch für die von einem Eiszeitgletscher gestauchte Landschaft des Muskauer Faltenbogens. © PaulT (Gunther Tschuch)/CC-by-sa 4.0

Am südöstlichen Rand Deutschlands liegt ein einzigartiges Zeugnis der Eiszeit – der „Fußabdruck“ eines Gletschers. Der wie ein Hufeisen geformte Muskauer Faltenbogen ist die am besten erhaltene Stauchendmoräne Mitteleuropas – und ein UNESCO Geopark. Das Erbe des Gletschers ist eine faszinierende Landschaft und ein Reichtum an Rohstoffen, der die Region prägt.

Der Muskauer Faltenbogen zeichnet den Rand eines Gletschers nach, der vor rund 340.000 Jahren bis in die Lausitz südlich des heutigen Cottbus vorstieß. Wo einst hundert Meter dickes Eis vorrückte, liegt heute eine faszinierende Landschaft aus buntgefärbten Gewässern, Mooren, versunkenen Wäldern und alten Bergbaugruben. Das Besondere sind jedoch die Verformungen des Untergrunds, die der enorme Druck des Eises hinterlassen hat.

Wie der Muskauer Faltenbogen entstand

Ein Gletscher und seine Folgen

„Hier, wo der Gletscher seinen Fußabdruck hinterlassen hat, könnte man die Geschichte mit ‚Es war einmal…‘ beginnen“, erklärt Miroslaw Lewicki, Geopark-Ranger im Muskauer Faltenbogen. Denn der Ursprung dieser Landschaft an der Ostgrenze von Südbrandenburg und Nordsachsen liegt 340.000 Jahre zurück. Damals kühlt sich das Klima in Europa so stark ab, dass Gletscher bis weit nach Mitteleuropa vorrücken. Die Elster-Kaltzeit, die erste und größte von drei großen Kaltzeiten in Europa, beginnt.

Eisrandlagen
Gletscher-Ausdehnung der letzten drei Eiszeiten.© Botaurus/ gemeinfrei

Feuerstein und Gletscherzunge

Die aus dem Norden vorstoßenden Eismassen sind mehrere hundert Meter dick und bilden eine lappige Front, die sich immer weiter nach Süden bewegt. Die maximale Ausdehnung der Gletscher ist bis heute an der sogenannten Feuersteinlinie erkennbar. Sie ist gekennzeichnet durch Feuerstein-Brocken, die die Gletscher aus Nordeuropa bis nach Deutschland hinein mitgetragen und dann am Eisrand hinterlassen haben. Dieser erstreckt sich vom Harz Richtung Südosten bis zum Rand des Erzgebirges und in die Lausitz hinein.

In der Lausitz haben die Eisriesen wegen des flachen Geländes freie Bahn, dort stößt daher eine rund 20 Kilometer breite und 22 Kilometer lange Gletscherzunge besonders schnell vor. Mit bis zu zehn Kilometern pro Jahr schiebt sich dieser Muskauer Gletscher halbkreisförmig über die Landschaft. Die gewaltige Last des bis zu 500 Meter dicken Eises presst die Schichten des Untergrunds zusammen und knetet sie bis in eine Tiefe von rund 300 Metern regelrecht durch.

Gekippte Schichten: die Stauchendmoräne

Vor dem Eisrand des Gletschers wird der Untergrund hingegen gestaucht und aufgebrochen. Es entstehen große, gekippte Schollen, die wie Fischschuppen übereinander geschoben werden. Das Ergebnis ist ein 100 bis 180 Meter hoher Wall, der den Eisrand des Gletschers nachzeichnet – eine Stauchendmoräne. Sie ist eine der vollständigsten und am besten erhaltenen in Mitteleuropa.

Endmoräne
Beim Vorrücken schiebt der Gletscher den Untergrund vor sich zusammen, es entsteht eine Stauchendmoräne wie hier beim Wordie-Gletscher auf Grönland..© NASA / Michael Studinger

Die gekippten und aufgefalteten Schichten der hufeisenförmigen Moräne geben der Landschaft und dem gesamten Geopark den Namen „Faltenbogen“. Allerdings hat die Stauchendmoräne des Muskauer Gletschers heute nicht mehr ihre vollständige Größe: Sie ragt heute nur noch bis zu 30 Meter aus der umgebenden Landschaft heraus, weil sie durch Gletschervorstöße in den beiden folgenden Kaltzeiten teilweise wieder abgetragen wurde.

Die Kraft des Wassers

An zwei Stellen ist das geologische Hufeisen sogar ganz durchbrochen. Die erste dieser Lücken klafft südlich von Groß Düben in der Stauchendmoräne. Diese zwei Kilometer breite, flache Lücke im Faltenbogen ist ein Gletschertor – ein vom Schmelzwasser des Eises in den Moränenwall gekerbter Abfluss. Nachdem sich das Schmelzwasser hinter dem Wall zunächst bis zu 50 oder sogar 100 Meter aufgestaute, wurde der Druck irgendwann so hoch, dass der natürliche Damm brach. Die Wassermassen strömten durch die Lücke und ergossen sich in die vor dem Gletscher liegende Ebene.

Die zweite Lücke im Faltenbogen liegt bei Bad Muskau. Sie entstand, als sich der Fluss Neiße durch das aufgefaltete Gestein hindurch fraß. Die Kraft des Wassers hinterließ ein rund 20 Meter tiefes, steilwandiges Tal, an dessen Grund sich noch heute der Fluss entlangschlängelt.

Was vom Gletscher übrig blieb

Das Erbe des Eises

Vor gut 10.000 Jahren endete die letzte Kaltzeit des Eiszeitalters, auch die letzten Gletscher zogen sich aus Mitteleuropa zurück. In der Lausitz hinterließen sie eine völlig veränderte Landschaft: Entlang der alten Gletschergrenze ist der einst flache Untergrund aufgetürmt und wie geschuppt, in gebogenen, fast parallelen Streifen traten hier alte Gesteinsschichten zutage. Das angrenzende Land war eine offene Stein- und Sandwüste mit nur spärlicher Vegetation – Wald gab es noch keinen.

Mammut
Fossilien zeugen davon, dass es im Faltenbogen einst Mammuts gab.© Orla/ Getty images

Wanderdünen und Findlinge

Das hatte Folgen: Die aus Westen und Norden heranwehenden Stürme konnten ungehindert über die kahle Landschaft hinwegrasen und Staub und Sand mit sich reißen. Dieser Sand lagerte sich an natürlichen Hindernissen in der Landschaft wieder ab und bildete mit der Zeit große Wanderdünen. Erst als der Wald nachwuchs, hielten die Bäume den Sand auf und hinderten die Dünen an der weiteren Verlagerung. Heute sind noch einige dieser nacheiszeitlichen Dünen im Faltenbogen erhalten, meist versteckt im Wald liegend. Die meisten Dünen findet man zwischen Nochten und Weißwasser in der Oberlausitz, weitere liegen auf polnischer Seite südöstlich von Leknica.

Ebenfalls vom Eis zurückgelassen sind zahlreiche Findlinge – Gesteinsbrocken, die der Gletscher aus dem Norden mit sich geschleppt hat und die dann bei seinem Rückzug hier in der Lausitz liegen blieben. Der größte Findling im Muskauer Faltenbogen ist heute der Teufelsstein bei Tuplice. Der rundliche Granitbrocken ist immerhin gut fünf Meter lang und wiegt rund 100 Tonnen.

Fossilien der Eiszeitfauna

Zu den Relikten des Eiszeitalters gehören auch Überreste der Tiere und Pflanzen, die das Gebiet des Muskauer Faltenbogens vor allem in den wärmeren Zwischeneiszeiten besiedelten. In diesen „Verschnaufpausen“ eroberte sich das Leben die Landschaft zurück. Fische und Schildkröten schwammen in flachen Seen umher, Wollhaarnashörner, Flusspferde und Wildschweine suchten am Seeufer und in den Wäldern nach Nahrung. Auch Riesenhirsche, Wildrinder, Elche und Wildpferde grasten in der steppenartigen Landschaft.

Auch das bekannteste Tier des Eiszeitalters kam vor rund 120.000 Jahren im Gebiet des Muskauer Faltenbogens vor: das Mammut. Davon zeugt ein Aufsehen erregender Fund, den Arbeiter im Jahr 1903 in einer Tongrube bei Klinge machten: In einer versteinerten Torfschicht steckten kräftige, dunkel verfärbte Knochen – die Überreste eines Wollhaarmammuts. Das Fossil stammt von einem ausgewachsenen Weibchen, das zu Lebzeiten eine Schulterhöhe von 2,75 Metern erreichte. Es starb, als es in einen Sumpf geriet und darin versank.

Seine Knochen sind heute der älteste in Deutschland erhaltene Fund eines weitgehend vollständigen Mammutskeletts. Eine Rekonstruktion dieses Fossils kann man heute im Kreishaus des Landkreises Spree-Neiße in Forst anschauen.

Furchige Senken und braune Kohle

Gekippte Schichten

Typisch für die heutige Landschaft im Muskauer Faltenbogen sind die vielen scharf eingeschnittenen und langgestreckten Täler. Sie zeichnen den Verlauf der in der Stauchendmoräne aufgekippten Gesteinsschuppen nach. Diese sogenannten Gieser bildeten sich an den Stellen, an denen die weiche Braunkohle entlang der gekippten Gesteinsschichten zutage trat.

BRaunkohle
Die stauchende Wirkung des Gletschers hat auch urzeitliche Braunkohlenschichten steilgestellt und an die Oberfläche gehoben. Davon profitiert der Braunkohleabbau wie hier bei Weißwasser. © Frank Vincentz/CC-by-sa 3.0

Feuchte Furchen: die Gieser

Einmal in Kontakt mit dem Luftsauerstoff, begann die zuvor über Jahrmillionen im Untergrund geschützte Braunkohle zu verwittern. Es entstanden mehrere Kilometer lange, aber nur wenige Meter breite Geländefurchen, die sich mit Regenwasser füllten. Dieses schwemmte auch Ton und Laub in diese abflusslosen Rinnen ein – Material, dass nur wenig Wasser nach unten durchlässt. Als Folge blieb der Boden in den Giesern feucht und sumpfig.

Inmitten der trockenen Kiefernwälder stößt man daher im Faltenbogen häufig auf Senken, die mit Pfeifengras, Farnen und anderen feuchteliebenden Pflanzen bewachsen sind. In einige der feuchten Gieser-Senken entstanden im Laufe der Zeit sogar richtige Torfmoore. Diese von Torfmoosen geprägten, nährstoffarmen Feuchtgebiete sind heute selten geworden und bilden einen wertvollen Lebensraum für viele spezialisierte Tier- und Pflanzenarten.

Im Reuthener Moor im Südosten des Landkreises Spree-Neiße gibt es beispielsweise neben Moorfröschen, Molchen, Wollgräsern und der Weißen Seerose auch fleischfressende Pflanzen: Der Sonnentau macht die spärliche Nährstoff-Versorgung des Bodens durch fliegendes Zubrot wett. Er lockt Insekten an, hält sie mit seinen klebrigen Fanghaaren fest und verdaut sie anschließend. Für Kraniche ist das Reuthener Moor sogar ein wahrer Garten Eden, es gilt als einer der ältesten und wichtigsten Nistplätze dieser Vögel in der Region.

Braunkohle – vom Sumpfwald zum Tagebau

Die aufgekippten Schichten des Faltenbogens haben aber nicht nur die Gieser geschaffen – sie sind es auch, die dem Gebiet seinen Rohstoffreichtum verleihen. Am prägendsten ist dabei bis heute die Braunkohle. Sie entstand vor rund 20 Millionen Jahren, als diese Region am Rand eines ausgedehnten Flachmeeres lag.

In dem warmfeuchten Klima der damaligen Zeit wuchsen dichte Sumpfwälder aus Mammutbäumen, Kiefern oder Magnolien, im Unterwuchs gab es Palmen, Rhododendron und Lorbeerbüsche. Abgestorbene Bäume und Pflanzenteile wurden vom sauerstoffarmen Schlamm des sumpfigen Untergrunds bedeckt und wurden zu Torf. Im Laufe der Jahrmillionen wurde dieser Torf durch den Druck im Untergrund komprimiert und wandelte sich zur Braunkohle.

Als die Kraft des Gletschers den Untergrund aufstauchte, gelangten diese Schichten wieder an die Oberfläche. In der Neuzeit ermöglichten diese Braunkohlevorkommen den Abbau des fossilen Brennstoffs in der Lausitz. Allein in der Zeit ab 1843 wurde dort in etwa 80 bis 90 Gruben Braunkohle abgebaut – zunächst in klassischen Bergwerken, ab 1920 auch im Tagebau.

Was der Gletscher noch zutage förderte

Eisen, Glas und Ton

Die stauchende Kraft des Eiszeitgletschers hat im Muskauer Faltenbogen aber nicht nur Braunkohle zutage gefördert: Auch Sedimente, die Rohstoffe wie Alaun, Eisen, Lehm, Ton und feinen Quarzsand enthalten, wurden durch die gekippten Schichten der Stauchendmoräne freigelegt.

Rennofen
Nachbau eines Rennofens wie er auch zur Gewinnung von Eisen aus dem Raseneisenstein verwendet wurde.© EwigLernender / gemeinfrei

Raseneisenstein und Rennöfen

Ein Rohstoff, der schon lange vor der Braunkohle im Muskauer Faltenbogen genutzt wurde, ist der Raseneisenstein. Diese eisenhaltigen Sedimente entstehen, wenn eisenhaltiges Grundwasser mit Luftsauerstoff in Kontakt kommt und das gelöste Eisen dadurch oxidiert und als rotbraunes Eisenoxid ausfällt. Wenn der Grundwasserspiegel wiederholt ansteigt und fällt, wäscht er immer neues Eisen aus dem Untergrund aus und transportiert es nach oben.

Dort lagert sich der entstehende Rost an der Bodenoberfläche und auf dem dort wachsenden Gras ab – daher der Name Raseneisenstein. Im Laufe der Zeit bilden sich dadurch ganze Schichten dieses eisenhaltigen Sandsteins, der im Muskauer Faltenbogen immerhin rund 30 Prozent Eisen enthält. Das Raseneisenerz ist der älteste, in diesem Gebiet durch den Menschen genutzte Bodenschatz.

Schon in der Antike begannen Menschen, mithilfe des Rennofens aus dem Muskauer Raseneisenstein schmiedbares Eisen zu gewinnen. Dafür wurde über einer flachen Grube ein kaminähnlicher Schacht errichtet. In diesen schichtete man Raseneisenerz abwechselnd mit Holz und Holzkohle auf und zündete das Brennmaterial an. Die im Ofeninneren entstehende Hitze von etwas mehr als tausend Grad führte zu einer Reduktion des Eisenoxids aus dem Raseneisenstein zu halbfestem Eisen. Die flüssige Schlacke lief durch Öffnungen im unteren Bereich aus dem Ofen ab.

Zentrum der Glasherstellung

Doch Eisen und Braunkohle sind bei weitem nicht die einzigen Rohstoffe, die seit der Eiszeit im Faltenbogen zugänglich wurden. Die stauchende Kraft des Gletschers ließ auch unter der Kohle liegende Gesteinsschichten mit feinem weißem Quarzsand zutage treten – den Rohstoff für die Glasherstellung. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts kamen daher Glasmacher aus Böhmen in den Muskauer Faltenbogen und begannen, den dort abgebauten Quarzsand zu Glas zu verarbeiten. Der dichte Baumbestand in dieser Region liefert ihnen dafür das nötige Brennholz.

Mit der Zeit entstanden im Muskauer Faltenbogen mehr als 30 Glashütten. Es ist daher kein Zufall, dass Weißwasser am südlichen Rand des Muskauer Faltenbogens zu Beginn des 20. Jahrhunderts sogar der Ort mit der größten Glasproduktion weltweit war. Ein Glasmuseum im Ort erinnert heute noch an die lange Tradition der Glasmacherei in dieser Region.

Ton für Töpfereien und Industrie

Über und unter der Braunkohle liegen in der Muskauer Moräne auch mehrere Tonschichten besonders hoher Qualität. Diese Tone wurden schon vor Jahrhunderten in Tongruben abgebaut und zu Ziegeln, aber auch zu Keramik verarbeitet. Die Spanne reicht von einfachen Töpfen und anderer Gebrauchskeramik bis zu Industriekeramik der Neuzeit. Zu diesen vor allem ab den 1930er Jahren hergestellten Produkten gehörten Abwasserrohre, Waschbecken, Spezialbehälter für Säuren und Laugen in der Chemieindustrie oder auch Isolatoren für Hochspannungsleitungen.

Farbige Seen und versunkene Wälder

Faszinierende Phänomene

Heute ist der Muskauer Faltenbogen vor allem ein Land der Seen. Allein 300 bis 400 Seen gibt es im Gebiet und viele von ihnen fallen durch ihre erstaunlich intensive Farbe auf: „So viele Nuancen von rostrot und rostbraun, gelb, grün und blau gibt es nirgendwo sonst“, erklärt die Geopark-Geografin Nancy Sauer. Diese ungewöhnliche Färbung verdanken die Seen dem mineralienreichen Untergrund und dem unterschiedlichen Säuregrad des Wassers.

Babina-Quelle
Das Wasser einiger Seen wie hier an der Babina-Quelle im polnischen Teil des Faltenbogens, ist auffallend farbig – die Spanne reicht von orange bis zu türkisgrün.© Geopark Muskauer Faltenbogend

Die bunten Seen

Weil viele dieser Seen in alten Bergbaugruben liegen, haben sich hier Mineralien im Wasser gelöst, die es teilweise sehr sauer machen, die ihm aber auch eine charakteristische Farbe verleihen. Besonders eindrucksvoll lässt sich dieses Phänomen an den „Vier bunten Seen“ bestaunen, rund acht Kilometer nordwestlich von Bad Muskau. In ehemaligen Braunkohlegruben liegen hier dicht beieinander vier lange, schmale Seen, deren Wasserfarbe von fast schwarz über rotbraun und blau bis türkis reicht.

Die schwarze Farbe entsteht dabei durch das extrem klare Wasser, durch das eine dunkle Schicht aus verrottetem Lauf am Seegrund schimmert. Das auffallende Rotbraun wird durch gelöste Eisenverbindungen im Wasser hervorgerufen, während spezielle Bakterien und Algen für die leuchtend grüne Färbung verantwortlich sind.

Versunkene Wälder

Ebenfalls ungewöhnlich: In einigen Seen des Muskauer Faltenbogens lassen sich seltsame schwarze Stiele im Wasser erkennen, einige ragen sogar aus dem Wasser hinaus, wie in der ehemaligen Grube Julius bei Wolfshain oder der alten Grube Babina bei Leknica. „Baumstümpfe, die wie Mikadostäbe aus dem Wasser ragen, lassen die Szenerie beinah bizarr wirken. Der Anblick ist faszinierend und zugleich ein wenig unheimlich“, beschreibt Sauer das Phänomen.

Versunkene Bäume
Durch Absackung alter Stollen sind solche Bergbau-Restseen mit versunkenen Bäumen entstanden. © Mike Krüger/CC-by-sa 4.0

Diese versunkenen Wälder an markieren Stellen, an denen früher eine unterirdische Braunkohlegrube lag. Die Arbeiter trieben dafür mit Holz abgestützte Gänge bis in die kohlenhaltigen Flöze hinein. War eine Stelle erschöpft, entfernten sie die Stützen und der Gang brach ein. An der Oberfläche sackte dadurch die Erde nach und es entstanden Senken, die sich nach und nach mit Wasser füllten. Für den an dieser Stelle wachsenden Wald bedeutete dies das Ende. Denn die Bäume konnten in dem sauren, mit Metallen und Mineralien angereicherten Wasser nicht überleben.

Heute sind von den versunkenen Bäumen nur noch ihre kahlen, in die Höhe ragenden Stämme erhalten. Sehr eindrucksvoll ist ein solcher versunkener Wald am geotouristischen Pfad „Alte Grube Babina“ bei Leknica in Polen zu sehen. Hier ragen in gleich mehreren Seen Baumreste in die Höhe. Einer dieser Seen ist intensiv rotgefärbt, sein Wasser hat den Säuregrad von Cola und wirkt auch ähnlich zersetzend, ein hoher Eisengehalt verleiht ihm seine rote Farbe.