Von Tannenbäumen, weißer Weihnacht und dem Stern von Bethlehem

Weihnachts-Special

Weihnachten
Weihnachten - auch in Zeiten der Pandemie ein besonderes Fest. © ThomasVogel/ iStock.com

Weihnachten ist ein Fest, das trotz aller Kommerzialisierung tief in unseren Traditionen verankert ist. Kein Wunder daher, dass es eine ganze Reihe mit diesem Fest verknüpfte Bräuche gibt. Oft jedoch kennen wir ihren Ursprung kaum noch. Und auch andere Phänomene rund um Weihnachten werfen Fragen auf.

Warum feiern wir beispielsweise Weihnachten ausgerechnet am 25. Dezember? Und wieso versammeln wir uns dazu um einen Weihnachtsbaum? Warum liegt Weihnachten so selten Schnee? Und was hat es mit dem Stern von Bethlehem auf sich? Unser Special gibt Antworten auf Fragen rund ums Fest.

Die scinexx-Redaktion wünscht all ihren Lesern ein frohes Fest!

Redaktion scinexx.de

Wann ist Jesus wirklich geboren?

Wintersonnwende versus Christfest

„Denn am 25. Dezember geschieht dieser Einschnitt, der eine Wende ist, und es beginnt zu wachsen der Tag, da das Licht den Zuwachs bekommt….“ (Epiphanios, 315-403 v. Chr.)

Dass wir Weihnachten am 24. und 25. Dezember feiern, ist keineswegs Zufall. Allerdings weniger deshalb, weil Jesus Christus an diesem Tag geboren sein soll, sondern weil er schon vor den Anfängen des Christentums eine besondere Bedeutung hatte. Sie wurde im wahrsten Sinne des Wortes durch den Himmel selbst vorgegeben: Es ist der Tag der Wintersonnwende, von diesem Zeitpunkt an beginnen die Tage wieder länger zu werden. Fast alle Völker und Religionen haben diesen „Sieg der Sonne über die Finsternis“ mit besonderen Festen und Kulten gefeiert.

Kopf des Lichtgottes Mithras aus dem dritten Jahrhundert. © Michel wal / CC-by-sa 3.0

Sonnengötter zur Wintersonnwende…

Gerade im Mittelmeerraum, in dem das Christentum in den ersten Jahrhunderten nur eine Religion unter vielen war, mischten sich die verschiedensten Kulte und Gebräuche. Besonders etabliert waren der Mithras-Kult und die Feiern zu Ehren des thrakischen Gottes Dionysos. Dionysos wurde im alten Griechenland als Erlöser und Gott der Fruchtbarkeit und des Wachstums verehrt. Das „Wachsen“ der Tage stand für seinen Einfluss. Die Anhänger des Mithras-Kultes dagegen verehrten einen – ursprünglich indischen – Lichtgott.

Mit der Ausbreitung des römische Reiches wanderte dieser Glaube aus Mesopotamien und Vorderasien ein und wurde zu Beginn des vierten Jahrhunderts zur römischen Staatsreligion erklärt. Die Wintersonnwende galt seitdem als offizieller Reichsfeiertag, als Geburtstagsfeier des „sol invictus“ – der unbesiegbaren Sonne. Auch die Idee eines Geburtsfestes zur Wintersonnwende war keineswegs eine Erfindung des Christentums: Im ägyptischen Glauben wurde an diesem Tag das Fest der Göttin Isis und die Geburt des Horuskindes gefeiert.

Wann ist Christus geboren?

Für die noch vergleichsweise junge Religion Christentum war es nicht leicht, sich in der Fülle der etablierten Kulte und Gebräuche zu etablieren. Die ersten Christen kannten noch keine Feier zur Geburt Jesu, einziger Feiertag war das Passahfest. Erst nachdem sich die neue Religion weiter ausgebreitet hatte, unternahmen Kirchenfürsten die ersten Versuche, Ereignisse im Leben Christi und auch seinen Geburtstermin zu berechnen und danach einen Festkalender anzulegen.

Verkündigung Christi Geburt an die Hirten in einem Ölgemälde von 1639 © Historisch (Govaert Flinck)

Der Legende und auch diesen Berechnungen nach konnte Christus jedoch auf keinen Fall mitten im Winter geboren worden sein. Glaubte man den Berichten von den „auf dem Felde lagernden Hirten“, muss die Geburt zwischen Frühjahr und Herbst stattgefunden haben, denn nur dann hielten sich die Hirten Judäas und mit ihren Herden überhaupt draußen auf. Entsprechend kursierten Termine am 28. März, 2. oder auch am 19. April oder 20. Mai. Allerdings war dabei von vornherein klar, dass sich dieses eher unauffälligen Termine nicht gegen die etablierten Feste der „heidnischen “ Kulte würden durchsetzen können. Was also tun?

Ein heidnisches Fest wird annektiert….

Im Jahr 217 ging die Kirche in die Offensive: Papst Hippolytos setzte sich für den 25.Dezember als Tag der Christgeburt ein. Er hoffte, damit die ursprünglich „heidnische “ Bedeutung dieses Festes langsam mit christlichen Inhalten zu „unterwandern. Währenddessen breitete sich das Christentum immer weiter aus und begann, sich zu etablieren.

Um 313 schließlich wurde es offiziell: Kaiser Konstantin erkannte das Christentum an und setzte damit die Weichen für seine spätere Erhebung zur römischen Staatsreligion. Konstantin funktionierte kurzerhand den alten Sonnengott zum Christengott um, der als „lux mundi“ – Licht der Welt – die „Sonne der Gerechtigkeit erschaffen hat“. Damit wurde auch die Christgeburt auf den 25. Dezember fixiert, seit 381 sogar als offizielles Dogma der Kirche.

Im Mittel- und Nordeuropa sollte es allerdings noch einige Jahrhunderte dauern, bis sich das neue Christfest gegen die germanischen und keltischen Sonnen- und Fruchtbarkeitskulte zur Wintersonnwende durchsetzen konnte. Im deutschen Sprachraum erkannte eine Synode den 25. Dezember erst im Jahr 813 als allgemeinen kirchlichen Feiertag an.


Stand: 22.12.2023

Wenn Astronomen zu Detektiven werden....

Rätsel um den Stern von Bethlehem

„Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war…“ Für die Bibel ist die Sache einfach: die drei Weisen aus dem Morgenland entdecken einen neuen Stern, folgen ihm und kommen kurz nach Jesu Geburt in Israel an.

In diesem Fresco von Giotto ist am Himmel ein geschweifter Stern zu sehen. © Giotto di Bondone (1267–1337)

Aber was ist dran an der Geschichte? Wird hier wirklich ein astronomisches Phänomen beschrieben oder handelt es sich nur um eine frei erfundene Ausschmückung der Weihnachtserzählung? Schon seit Jahrhunderten versuchen neuzeitliche „Sterndeuter“ darunter auch Johannes Keppler Edmond Halley und Isaak Newton, diese Frage zu beantworten. Doch die Lösung des Rätsels ist gleich aus mehreren Gründen komplizierter als man glaubt.

Erstes Rätsel: Das Datum

Niemand weiß genau, wann der historische Jesus von Nazareth genau geboren ist. Auch wenn die heutige Zeitrechnung auf einer klaren Trennung zwischen „vor Christi Geburt“ und „nach Christi Geburt“ basiert, ist die Zeitenwende relativ willkürlich festgesetzt worden – und höchstwahrscheinlich nicht auf das Jahr der wirklichen Geburt des Jesus von Nazareth.

Denn der von den Römern eingesetzte König Herodes, der in der biblischen Erzählung als machthungriger Kindsmörder eine so wichtige Rolle spielt, ist bereits im Jahr vier vor unserer Zeitrechnung gestorben. Und der Statthalter Quirinius, wegen dessen Volkszählung Joseph und Maria von Nazareth nach Bethlehem ziehen müssen, regierte um 12 vor Christus. Historiker gehen deshalb heute davon aus, dass Jesus eigentlich nur zwischen acht und vier Jahren vor unserer Zeitrechnung geboren worden sein kann – und keineswegs im Jahre „Null“.

Zweites Rätsel: Das Ereignis

Auch wenn damit die Frage nach dem Zeitpunkt wenigstens in etwa feststeht, bleibt immer noch die Frage nach dem Stern selbst. Um jedoch herauszufinden, welches astronomische Ereignis dafür in Frage kommt, braucht es fast schon detektivischen Scharfsinn. Aus einem Puzzle von einzelnen Indizien versuchen die Astronomen daher zunächst die Eigenschaften des „Sterns“ rekonstruieren.

Hinweis eins: Den Angaben der Bibel zufolge war der „Stern von Bethlehem“ nicht nur in Israel selbst, sondern auch in Babylon, der Heimat der drei Weisen, sichtbar. Hinweis zwei: Das Ereignis war offenbar sowohl auffällig als auch selten genug, um den erfahrenen babylonischen Astronomen als etwas Besonderes zu erscheinen. Hinweis drei: Die Leuchterscheinung muss länger zu sehen gewesen sein, da die drei Weisen laut Bibel sie sowohl bei ihrem Aufbruch in Babylon als auch bei ihrer Ankunft in Bethlehem beobachteten.

…und die Lösung?

Nadja Podbregar
Stand: 17.12.2014

Konjunktion, Komet oder Supernova?

…und die Lösung?

Erklärungsversuche gibt es mindestens ebenso viele, wie es Indizien gibt. Edmond Halley, der Entdecker des gleichnamigen Kometen, vermutete beispielsweise, dass der Stern von Bethlehem ein Komet gewesen sei.

Komet © NASA

Komet oder Supernova?

Aufzeichnungen von chinesischen Astronomen schienen das zu bestätigen, doch sie haben einen entscheidenden Schönheitsfehler: Der von ihnen erwähnte Komet wurde bereits im Jahr 12 vor unserer Zeit beobachtet – einige Jahre vor dem wahrscheinlichsten Geburtstermin.

Ein anderer Kandidat für die Rolle des „Weihnachtssterns“ ist eine Supernova – die gleißend helle Explosion eines Sterns. Als der Astronom Johannes Kepler im Jahr 1604 eine Supernova beobachtete, sah er, dass sie alle Sterne am Himmel überstrahlte. Deshalb glaubte er, ein solches Ereignis könnte auch in der Zeit von Christi Geburt den Anstoß für den Stern von Bethlehem gegeben haben. Allerdings hat man bisher keine Hinweise darauf gefunden, dass zu der fraglichen Zeit eine solche Sternenexplosion tatsächlich stattgefunden hat.

Oder eine dreifache Konjunktion?

Die Mehrheit der Astronomen favorisiert jedoch eine andere Erklärung: eine Dreier-Konjunktion der Planeten Jupiter und Saturn, die im Jahr 7 vor Christus stattfand. Bei einer solchen Konjunktion kommen sich die beiden Planeten nicht nur einmal, sondern dreimal kurz hintereinander so nahe, dass sie für einen Beobachter zu einem hellen Lichtpunkt zu verschmelzen scheinen.

Der Himmel über Jerusalem am 12. November des Jahres 7 vor Christus: Jupiter und Saturn stehen in einer engen Konjunktion. © gemeinfrei

Eine solche „Dreierbegegnung“ ist extrem selten. Sie ereignete sich zuletzt im Jahr 1981 und wird erst wieder im Jahr 2238 standen – dazwischen liegen immerhin knapp 250 Jahre. Dass die Babylonier den Lauf der Planeten aber genau genug kannten, um solche Konjunktionen vorausberechnen zu können, belegen in Mesopotamien ausgegrabene Keilschrifttafeln. Auf ihnen haben babylonische Astronomen die Sichtbarkeiten und Positionen von Jupiter und Saturn vorausberechnet.

Ein Planet für den König Israels?

Und noch etwas macht spricht für eine solche Konjunktion: Für die Babylonier war der Himmel ein Abbild und Omen irdischer Ereignisse. Und passenderweise stand in ihrem Weltbild der Jupiter für Marduk, den höchsten Gott Babyloniens, und der Saturn für Kajmanu, den König Israels. Was lag daher für die Babylonier näher, als in einer Konjunktion der beiden eine Aufforderung zu einem Besuch bei einem „neuen König Israels“ zu sehen?

Ein scheinbares Zusammentreffen von Jupiter und Saturn am Nachthimmel als Stern von Bethlehem? © NASA

Allerdings gibt es auch hier Gegenargumente: Denn bei der Dreifach-Konjunktion kamen sich Jupiter und Saturn zwar nah, waren aber vermutlich trotzdem noch als zwei getrennte Objekte am Himmel zu sehen. Wenn sie aber nicht zu einem Lichtpunkt verschmolzen, stellt sich die Frage, warum in der Bibel nur von einem „Stern“ die Rede ist. War das einfach künstlerische Freiheit des Evangelisten? Oder hat er sich die ganze Geschichte mitsamt Stern komplett ausgedacht? Eine eindeutige Antwort darauf gibt es bis heute nicht. Das Rätsel des Sterns von Bethlehem bleibt ungelöst.

Nadja Podbregar
Stand: 17.12.2014

Warum an Weihnachten so selten Schnee liegt

Normalfall „Grüne Weihnacht“?

Die große Mehrheit aller Deutschen wünscht sich an keinem Tag im Jahr so sehr eine winterlich verschneite Landschaft wie am Heiligen Abend. Aus diesem Traum von der weißen Weihnacht wird aber in den meisten Fällen nichts, in Deutschland ist eher grüne Weihnacht die Regel. Wie kommt es, dass ausgerechnet zu Weihnachten so selten mit Schnee zu rechnen ist?

Schnee in der Eifel © Donar Reiskoffer / GNU FDL

In Deutschland ist der Dezember kein typischer Wintermonat. Im ersten Monatsdrittel liegen die Tagestemperaturen meist mehrere Grad über dem Gefrierpunkt, und die Nächte sind oft noch frostfrei. Erst nach der Mitte des Monats wird es merklich kühler und eine dünne Schneedecke kann entstehen. Leider hält dieses Wetter nicht lange an. Pünktlich zu den Feiertagen wird es wieder wärmer und die weiße Pracht schmilzt dahin, wenn es denn bis dahin überhaupt geschneit hat. Daran Schuld ist in der Regel ein starkes Tiefdruckgebiet über Island, das osteuropäische Kaltluftmassen von Deutschland fernhält.

Dieses sogenannte Weihnachtstauwetter tritt bei uns sehr häufig auf. Dabei stößt nach einer Kälteperiode durch die so genannte Weihnachtszyklone milde Meeresluft bis weit auf den Kontinent vor und sorgt so für einen Wärmerückfall in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr. Häufig wehen milde Südwestwinde, die sogar in höheren Lagen zur Schneeschmelze führen.

Richtige Wetterlage zur richtigen Zeit

Damit es Weihnachten bei uns kalt ist, muss eine bestimmte Wetterlage über Europa zur richtigen Zeit entstehen. Liegt ein Hochdruckgebiet über Schweden und ein Tiefdruckgebiet über Italien, bekommt Deutschland sehr kalte Luft aus Ost bis Nordost ab. Dann werden Kaltluftmassen aus Russland, wo kontinentales Klima mit extremen Wintern herrscht, nach Mitteleuropa geführt. Auch ein Hoch über Russland kann ein Garant für beständige Kälte sein, während ein ausgedehntes Tief über dem Atlantik für mildes und regnerisches Wetter sorgt.

Wald © IMSI MasterClips

Um Prognosen für das zukünftige Wetter zu machen, analysieren die Meteorologen das Wetter der Vergangenheit. Dabei haben sie herausgefunden, dass sich das Island-Tief, das die osteuropäische Kaltluft von Mitteleuropa fernhält, alle sieben bis neun Jahre abschwächt. Die russischen Luftmassen können uns dann einen strengen Winter bescheren. In so einem Fall sind die Chancen auf eine weiße Weihnacht gut. Statistisch gesehen, liegt aber durchschnittlich nur alle zehn Jahre zu Weihnachten Schnee. Daran wird deutlich, dass nicht nur das Island-Tief alleine für die grüne Weihnacht verantwortlich ist. Zudem ist die Schneewahrscheinlichkeit für die verschiedenen Regionen Deutschlands unterschiedlich, zum Beispiel ist die Wahrscheinlichkeit am Alpenrand verständlicherweise viel höher als an der Küste.

Weihnachtstauwetter als Singularität

Diese regelmäßig wiederkehrenden Wetterlagen oder Witterungserscheinungen, die mit einer hohen statistischen Wahrscheinlichkeit aufzutreten pflegen, bezeichnen die Klimaforscher als Singularitäten. Nicht nur das Weihnachtstauwetter ist so eine Singularität, ebenso die Kaltlufteinbrüche Ende Mai (Eisheilige), die Schafskälte und der Altweibersommer.

Das milde Wetter um die Weihnachtszeit ist jedoch nicht unbedingt eine Folge von globalen Klimaveränderungen. Aus dem Mittelalter ist überliefert, dass regelmäßig zur Weihnachtszeit Menschen im Rhein bei Schaffhausen schwimmen gegangen sind – von Schnee und Eis weit und breit keine Spur. Wir müssen uns wohl damit abfinden, dass hierzulande der Traum von der weißen Weihnacht nur selten Realität wird.


Stand: 17.12.2010

Unerklärliches Wunder der Natur?

Rätselhafte Schneeflocken

„Es waren einzige Plättchen aus Eis, sehr flach, sehr poliert und sehr transparent, ungefähr von der Dicke eines Blattes Papier…aber perfekt in Sechsecken geformt. Ihre sechs Seiten waren so gerade und die sechs Winkel so gleich, dass es unmöglich für einen Menschen wäre, etwas so Genaues herzustellen.“ – für Johannes Kepler waren im 17. Jahrhundert die Kristalle einer Schneeflocke ein unerklärliches Wunder der Natur.

Schneekristall © Caltech, Wilson A. Bentley

Der Astronom ist jedoch nur einer in einer langen Kette von Gelehrten, Philosophen, Schriftstellern und Forschern, die sich bis heute von der Schönheit und Symmetrie der Schneekristalle in den Bann ziehen ließen. Auch der Mathematiker Ian Stewart ist fasziniert: „Wir alle kennen die seltsame geometrische Schönheit einer Schneeflocke. Durch eine Lupe betrachtet ist sie geradezu atemberaubend. …Sie ist eine verwirrende Mischung von Regelmäßigkeit und Zufall, von Ordnung und Unordnung, von Muster und sinnlosem Durcheinander….“

Sechzählige Symmetrie

Das Muster, das alle Schneeflocken gemeinsam haben, ist die sechzählige Symmetrie. Egal, ob die Flocke nur eine einfache Platte oder ein vielfach verästelter Kristall ist, immer hat sie genau sechs Symmetrieachsen. Damit besitzt sie „eine endlose Erfindungslust in der Abwandlung und allerfeinsten Ausgestaltung eines und immer desselben Grundschemas, des gleichseitig-gleichwinkligen Sechsecks…“, wie es Thomas Mann in seinem Roman „Der Zauberberg“ beschreibt. Doch wie kommt diese Symmetrie zustande?

Vielfalt der Formen: Schneekristalle © Caltech, Wilson A. Bentley

Wenn Wasser zu Eis gefriert, bilden die Wassermoleküle ein regelmäßiges Kristallgitter. Durch ihre Form und die Winkel ihrer Bindungen untereinander besitzt dieses Gitter bereits eine sechszählige Symmetrie. Doch diese Symmetrie auf Molekülebene reicht allein nicht aus, um die Umwandlung eines winzigen runden Kristallkeims in einen sechseckig-geometrischen Kristall zu erklären. Immerhin ist ein solcher Kristall mehr als zehn Millionen mal größer als seine kleinsten Einheiten und enthält 100 Millionen oder mehr Wassermoleküle.

Weniger Andockstellen für Wassermoleküle

Die Prismenform bildet sich, weil an einigen Stellen des Kristallkeims die Oberfläche glatter ist als an anderen. Hier ragen weniger offene Bindungen in die umgebende übersättigte Luft und bieten daher auch weniger Andockstellen für weitere Wassermoleküle. An anderen Stellen ist die Oberfläche „rauer“ und die Anlagerung wird erleichtert. Der Babykristall wächst daher hier schneller als an den glatten Stellen. Die zugrundeliegende Sechserstruktur auf Molekülebene führt dazu, dass es genau sechs solcher rauen Stellen zu geben scheint.

Schneekristall unter dem Raster- Elektronenmikroskop © USDA

Haben sich an diesen Stellen erst einmal Vorsprünge gebildet, setzt sich ein weiterer, sich selbst verstärkender Mechanismus in Gang: Da direkt über der Eisoberfläche weniger Wassermoleküle in der Luft sind als ein wenig davon entfernt, wachsen die Stellen des Kristalls am schnellsten, die möglichst weit in die umgebende Luft hineinragen. Und je weiter sie das tun, desto wasserhaltiger wird die Luft und desto mehr Moleküle lagern sich an – eine vorspringende Eisnadel entsteht. Gleiches findet auch an den anderen fünf Ecken des Kristalls statt. Die sechs Eisnadeln verzweigen sich mit der Zeit und bilden so das typische sechszählige Schneesternchen.


Stand: 17.12.2010

Der Weihnachtsmann und seine stillen Helfer

Warum gerade Rentiere?

Während der Weihnachtsmann seinen umfangreichen Leib durch den Kamin zwängt, um im Haus die Geschenke zu verteilen und sich an Milch und Keksen zu laben, warten sie treu auf dem Dach: Die Rentiere. Das Bild vom Weihnachtsmann, der auf einem von Rentieren gezogenen Schlitten durch die Luft fliegt, ist weitverbreitet. Aber warum gerade Rentiere? Hätte der Weihnachtsmann nicht einfach Pferde vor seinen Schlitten spannen können, wie jeder andere auch?

Weihnachtsmann mit Rentieren © IMSI MasterClips

Angefangen hat der Weihnachtsmann überhaupt ganz anders. Als Papst Gregor im Jahre 354 den 25. Dezember offiziell zum Geburtstag Jesu erklärte und damit die heidnische Feier der Wintersonnenwende christianisierte, spielte der Weihnachtsmann noch keine Rolle für das Fest. Lange Zeit brachte das Christkind die Geschenke, die die Gaben der Heiligen Drei Könige symbolisieren. Erst im 19. Jahrhundert setzte sich der Weihnachtsmann zunächst in Norddeutschland durch.

Er entstand als eine Mischung des heiligen St. Nikolaus („Ich hab euch auch was mitgebracht.“) und dem eher negativ besetzten, strafenden Knecht Ruprecht („Seid ihr denn auch brav gewesen?“). Das erste Bild des Weihnachtsmannes entstand 1847, als Moritz von Schwind einen weißbärtigen, beleibten Mann mit langem Kapuzenmantel zeichnete: Herrn Winter. Herr Winter als Weihnachtsmann setzte sich zunehmend durch, vielleicht auch, weil er leichter in Schokoladenform zu pressen war, als das Christkind. Rentiere besaß er aber noch nicht.

Ein Besuch vom Nikolaus

Der Rentierschlitten tauchte erst im Jahre 1868 in einer Zeichnung im Harper’s Magazine auf. Aus Amerika stammt auch die Vorstellung, dass der Weihnachtsmann durch den Kamin in die Häuser steigt. In dem Gedicht „Ein Besuch vom Nikolaus“ von Clement Moore werden die Rentiere, die den Schlitten ziehen, erstmals schriftlich erwähnt. Möglicherweise wurden Rentiere einfach deshalb gewählt, weil sie als Zugtiere für Schlitten bei den Nomaden eine lange Tradition haben. Es gibt aber auch andere Theorien:

Rentier © IMSI MasterClips

Einige nordostsibirische Stämme (die Korjaken, Tschuktschen und Kamtschadalen) verehrten den großen Rentiergeist. Mithilfe von Fliegenpilzen, die als Sud oder in getrocknetem Zustand verzehrt wurden, konnten die Schamanen Kontakt mit diesem Geist aufnehmen. Ein polnischer Kriegsgefangener schilderte 1658 diese Gewohnheit: „(…) Sie essen gewisse Pilze, die wie Fliegenpilze aussehen und davon werden sie schlimmer betrunken als von Wodka, aber für sie ist das das schönste Bankett.“

Von den halluzinogenen Pilzen berauscht, „schwebte“ der Schamane durch das Rauchabzugsloch seiner Hütte in die Welt der Rentiergeister, aus der er Tänze, Geschichten und Lieder als „Geschenke“ für sein Volk mitbrachte. Ersetzt man nun den Rauchabzug durch einen Kamin und die Lieder und Tänze durch Barbie und Playmobil, ist man schon ziemlich nah dran am Weihnachtsmann.

Von geflügelten Rappen zu fliegenden Rentieren

Eine andere Theorie basiert auf einem muslimischen Wanderprediger namens Sari Saltuk. Die zahlreichen Legenden, die sich um diese Gestalt gebildet haben, decken sich teilweise mit Erzählungen vom Nikolaus in Europa. Vermutlich flossen in die Gestalt des Weihnachtsmannes Elemente dieses Wanderpredigers mit ein. Sari Saltuk gelangte schließlich auf dem geflügelten Pferd Ankabil nach Lappland, wo er unsterblich weiterlebt. Möglicherweise entstanden aus diesem geflügelten Rappen die fliegende Rentiere.

Aber egal, ob nun Moore als Professor für ostasiatische Sprachen eine seiner Lieblingslegenden der Korjaken in sein Weihnachtsgedicht einbaute oder ob Ankabil sich zum Rentier gewandelt hat, eines ist sicher: Ohne seine Rentiere wäre der Weihnachtsmann ganz schön aufgeschmissen.


Stand: 17.12.2010

Wer bringt denn nun die Geschenke?

Weihnachtsmann versus Christkind

Weihnachtsmann und Christkind treten nie gemeinsam auf. Immer ist es nur einer von beiden, der die Geschenke bringt. Bei einer Umfrage im Jahr 1932 kristallisierte sich eine deutlich räumliche Trennung in der Verbreitung des Weihnachtsmannes beziehungsweise des Christkindes als Gabenbringer heraus. In ganz West-, Südwest-, und Süddeutschland glaubten die Kinder an das Christkind, in Mittel-, Nord und Ostdeutschland dagegen an den Weihnachtsmann.

Geschenke © SXC

Auf ersten Blick lassen sich daraus die Korrelationen Christkind – katholisch, Weihnachtsmann – evangelisch ableiten. Dies trifft jedoch erst seit dem 19. Jahrhundert zu. Zurzeit der Entstehung der Bräuche war die Verteilung genau umgekehrt: für die evangelischen Kinder brachte das Christkind die Geschenke, bei den katholischen Kindern übernahm zunächst der Nikolaus diese Aufgabe, aus dem sich später der Weihnachtsmann entwickelte.

Die Funktion dieser Figuren ist die gleiche. Die beschenkten Kinder werden in Unwissenheit über die Spender ihrer Geschenke belassen. Nicht die Eltern, Großeltern, Tanten und Onkel haben die Geschenke gekauft, sondern eben der Weihnachtsmann oder das Christkind. Das Verhältnis des Beschenkens war einseitig, denn Christkind und Weihnachtsmann kann man nichts schenken. Außer mit Artigsein konnte man sich nicht einmal bedanken.

Selbst konkrete Wünsche per Wunschzettel hatten wenig Erfolg, denn man wusste nicht, ob – und wenn ja – was sie bringen würden. Schließlich hielten sich beide die übrige Zeit des Jahres irgendwo in unerreichbarer Ferne – im Himmel oder in einem riesigen Wald weit im Norden – auf und kamen extra für Weihnachten zu uns. Beide Figuren haben sich erst im Laufe der Schenktradition entwickelt und sind längst nicht so alt, wie das Weihnachtsfest selbst.

Christkind © IMSI MasterClips

Ursprung des Christkinds

Urheber der Figur des Christkindes ist indirekt Martin Luther. Der wollte den bis dahin für die Geschenke zuständigen Nikolaus – der auf den heilig gesprochenen Bischof Nikolaus von Myra zurückgeht – in seinem allgemeinen Kampf gegen die Verehrung von Heiligen zurückdrängen. Daher verlegte er 1535 die bisher am Nikolaustag gebräuchliche Kinder- und Familienbescherung auf Weihnachten. Die Gaben brachte nun nicht mehr der heilige Nikolaus, sondern der „heilige Christ“. Für die Kinder und die einfachen Leute war diese Figur zu anonym und gestaltlos und wurde daher nach und nach zum Christkind verniedlicht.

Das Christkind symbolisiert nicht, wie wohl häufig angenommen wird, das neugeborene Jesuskind in der Wiege, sondern ist eine aus den vielfältigen Weihnachtsumzügen und Krippenspielen entnommene Figur. Maria und Joseph mit dem Jesuskind wurden von engelhaften, weißgewandeten Mädchen mit offenem goldenen Haar begleitet, deren Anführerin das häufig verschleierte „Christkind“ war. Diese Figur wiederum war von den zahlreichen Heiligenbildchen und Kirchendarstellungen abgeguckt.

Weihnachtsmann © IMSI MasterClips

Entstehung des Weihnachtsmanns

Auch der Weihnachtsmann hat eine lange Entwicklung hinter sich. Im 16.Jahrhunder füllte in der katholischen, aristokratischen Oberschicht der Nikolaus in der Nacht vom 5. auf den 6. Dezember die Stiefel oder Socken. Brave und fleißige Kinder belohnte er, faule ließ er von einem Gehilfen bestrafen: Knecht Ruprecht – auch Hans Muff, Krampus oder Klaubauf genannt.

Während des 19. Jahrhunderts ging die Verwandlung zum Weihnachtsmann vor sich. Zusammengesetzt aus den Stiefeln, dem Sack und der Rute des Knecht Ruprecht, dem langen weißen Bart aus der kindlichen Gottvater-Vorstellung und dem roten Bischofsornat und der schenkenden Funktion des Nikolaus, entstand der typische Weihnachtsmann.

Inzwischen hat sich die Funktion des Weihnachtsmannes vom liebevollen, aber dennoch autoritären Vater, der das Kind für Bravsein belohnt und für Ungehorsam tadelt, zu einer mehr spaßigen Figur in einem dicken, roten Pelzmantel, einem mächtig runden Bauch und roten, dicken Backen gewandelt.


Stand: 17.12.2010

Die Geschichte des Weihnachtsbaums

O Tannenbaum…

Mehr als 29 Millionen Weihnachtsbäume werden auch dieses Jahr wieder in deutschen Wohnzimmern stehen. Für (fast) alle deutschen Familien gilt demnach: Ein Weihnachten ohne „Christbaum“ ist kein richtiges Weihnachten. Aber woher stammt eigentlich der Weihnachtsbaumbrauch? Seit wann gibt es ihn? Und wie sieht es mit der Geschichte vom „Tannen“baum in anderen Ländern und Kulturen aus?

Bei den Römern war der Lorbeerzweig ein typischer Schmuck zum Jahreswechsel © historisches Gemälde von William-Adolphe Bouguereau

Häufig liest man in Geschichten rund um das Weihnachtsfest von einem germanisch-heidnischen Ursprung des Weihnachtsbaumbrauchs. Dies ist mit Sicherheit genauso falsch, wie viele der Tannenbäume, die uns zur Adventszeit in den Städten und Läden begegnen. Der Weihnachtsbaum ist als Symbol so sehr in unserer Kultur verwurzelt, dass man sich nicht vorstellen kann, dass er wirklich erst seit circa 300 Jahren zum Christfest dazu gehört.

Die Idee den Jahreswechsel mit grünen Zweigen zu feiern, war zwar schon den Römern nicht fremd, feierten sie doch die Kalenden in Häusern, die mit Lorbeerzweigen geschmückt waren. Und auch in Deutschland verzierten die Menschen schon zur Zeit des Mittelalters Haus und Hof mit Tanne, Mistel oder Wacholder, um sich vor Gefahren zu schützen. Sehr zum Missfallen der Kirche übrigens, wie viele Verbote zu dieser Sitte aus der damaligen Zeit belegen. Als Weihnachtsbäume nach unserem Kulturverständnis kann man diese „Dekoration“ jedoch nicht gelten lassen. Betrafen sie doch eher den Außenbereich des Hauses und von Kerzenscheinromantik gab es nicht die geringste Spur.

Lichtergold und Baumgrün

Wann also fängt die „richtige“ Geschichte unseres Christbaums mit der idealen Verbindung von Lichtergold und Baumgrün wirklich an? Bremen 1570 n.C.: Aus diesem Jahr stammen die ersten Belege für den Weihnachtsbaumbrauch in Deutschland. In den Zunfthäusern des städtischen Handwerks stellte man kleine Tannenbäumchen behängt mit Datteln, Nüssen, Äpfeln auf, die dann zur Weihnachtszeit von den Kindern „geplündert“ werden durften. Knapp 30 Jahre später zogen auch in Basel Handwerksgesellen zur Weihnachtszeit mit grünen Bäumen durch die Straßen. In der Unterkunft angekommen, wurden die mit Äpfeln und Käse verzierten Bäume schließlich aufgestellt und die Leckereien in geselliger Runde verzehrt.

1848 war der Baum schon feste Tradition: Die englische Königin Victoria und ihre Familie feiern Weihnachten © historisch (London Illustrated News)

Zischgold, Papierrosen und Oblaten

Aus diesen „Happenings“ fand das Weihnachtsbäumchen dann im Laufe des 17. Jahrhunderts seinen Weg in die Wohnstuben der Familien. Die neue Mode konnte man aber ausschließlich in den Städten des Landes beobachten und zunächst fehlte noch immer der Kerzenschmuck wie er heute üblich ist. Stattdessen war der Baum mit Zischgold, Papierrosen und Oblaten behängt. Erst ab 1730 kamen dann auch allmählich Kerzen dazu, der Weihnachtsbaum wie man ihn heute kennt war „geboren“.

Schnell wurde er danach zum Mittelpunkt des Heiligen Abends in der wohlhabenden Kleinfamilie, zum Symbol des bürgerlichen Kinderbescherfestes. Und auch der zum Teil heute noch übliche Ablauf des Heiligabend entwickelte sich bereits zur damaligen Zeit. Das heimliche Schmücken des Baums durch die Eltern, die Spannung der erwartungsfrohen Kinder, das rituelle Anzünden der Kerzen, die Begeisterung beim Auspacken der Geschenke.

Neben dem Großbürgertum nahm sich aber noch eine gesellschaftliche Gruppe der Verbreitung des Weihnachtsbaumbrauchs an: die Aristokratie. Nachweislich erstrahlten lichtergeschmückte Weihnachtsbäume bereits im Jahre 1796 im Wandsbeker Schloß und weniger später, 1816, gab es sie auch am Österreichischen Hof.

Weihnachtsstimmung © SXC

Einzug in alle Schichten

Zum Festsymbol für die breite Masse wurde der Weihnachtsbaum aber erst zurzeit des deutsch-französischen Krieges von 1870/71. Um die Moral der Truppe zu stärken, ließ man in Lazaretten, Quartieren und Unterständen Weihnachtsbäume aufstellen und Kerzen entzünden. Die Kriegsheimkehrer trugen dieses gefühlsbeladene Erlebnis mit in ihre Familien, der Weihnachtsbaum wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts in ganz Deutschland bekannt. Da durch den zunehmenden Eisenbahnverkehr auch die Versorgung mit Weihnachtsbäumen gesichert war, hielt der Christbaum nach und nach Einzug in die Wohnzimmer aller sozialen Schichten.

Schnell entbrannte allerdings der Wettbewerb um den größten Baum, die meisten Kerzen, den teuersten Baumschmuck und die kostbarsten Geschenke zum Fest. Nach dem 1. Weltkrieg hatte sich der Weihnachtsbaum schließlich überall durchgesetzt und war zum unverrückbaren Mittelpunkt des Heiligen Abends geworden. Trotz des Versuches der Vereinnahmung durch den Nationalsozialismus und der Entwertung durch die Werbung und den Konsumrausch seit den Wirtschaftwunderjahren hat der Weihnachtsbaum diese Stellung bis heute nicht verloren.

Weitere Daten und Fakten zum Weihnachtsbaum

– 1642 wird der erste Weihnachtsbaum in einem Privathaus aufgestellt

– 1775 gibt es in der Stadt Zürich den ersten weihnachtlichen Lichterbaum

– 1820 kommt die Weihnachtsbaumsitte in die Prager Adelspaläste,

zur gleichen Zeit erobert der Weihnachtsbaum über Dänemark den norwegischen Königshof und Russland

– im Laufe des 19. Jahrhunderts erreicht der „Christmas Tree“ Amerika und andere überseeische Gebiete, 1891 wird erstmals ein Christmas Tree vor dem weißen Haus in Washington aufgestellt

– 1924 gibt es den ersten Straßenweihnachtsbaum (für die Armen) in Weimar, ab 1930 erlangt der Weihnachtsbaum auch in England große Popularität

– Nach dem zweiten Weltkrieg erobert der lichterglänzende Christbaum sogar Lateinamerika: So importiert man beispielsweise nach La Paz, der Hauptstadt Boliviens, – wenn man es sich denn leisten kann – gerne Tannenbäume aus Deutschland und besteckt sie am Heiligabend mit Watteflocken.

– Seit 1947 schickt die norwegische Hauptstadt Oslo jedes Jahr einen Weihnachtsbaum nach London, der dort auf dem Trafalgar Square aufgestellt wird.


Stand: 17.12.2010

Schlagen zur Mondphase reicht nicht aus

Zuckerwasser hält Weihnachtsbäume fit

Nun ist es erwiesen: Ob die Nadeln am Weihnachtsbaum lange halten, hängt nicht davon ab, wann die Bäume geschlagen werden. Forstwissenschaftler der TU Dresden haben das vor einigen Jahren in einem Versuch mit 16 Fichten die alte Bauernregel widerlegt, nach der Weihnachtsbäume ihre Nadeln bis in das neue Jahr behalten, wenn sie drei Tage vor dem 11. Vollmond geschnitten werden.

Weihnachtsbaum © Lotus Head / GNU FDL

Die am betreffenden Tag geschlagenen Fichten namens Picea abies zeigen, dass es vielmehr einen Zusammenhang zwischen Art der Aufbewahrung und der Nadelfülle gibt. „Unser Versuch hat ergeben, dass klares Wasser, klares Wasser und eingeritzter Stamm oder Zuckerwasser den Baum am ehesten frisch halten“, meint Professor Claus-Thomas Bues. Die Empfehlungen mancher Weihnachtsbaumverkäufer, den Baum trocken aufzubewahren, in Salzwasser oder in feuchten Sand zu stellen und zu besprühen quittieren die Bäume dagegen mit schnellem Nadelfall, so der Tharandter Experte für Forstnutzung.

„Unser anfänglicher Favorit, Wasser mit dem Geschirrspülmittel Fit, ließ leider zum Versuchsende stark nach, so dass wir diese Variante nicht empfehlen können“, meint Bues zu dem insgesamt strengen wissenschaftlichen Kriterien wohl nicht standhaltenden Versuch.

Wasser verzögert das Nadeln

Eine frisch geerntete circa 2.50 Meter hohe Fichte hat bei Wohnzimmerklima einen täglichen Wasserbedarf von 1,5 Litern, der sich nach drei Tagen bei 0,5 Litern einpegelt. Ein mit Wasser befüllter Christbaumständer verzögert die Nadeltrocknung daher erheblich.

Die Nadeln fallen bei einem Feuchteverlust ab Zweidrittel der Feuchte frischer Nadeln ab; das Abfallen der Nadeln ist ein physikalisch-chemischer Vorgang. Als Sollbruchstelle der Nadel dient die hyaline Schicht des Separationsapparates an der Nadelbasis.


Stand: 17.12.2010

Weihnachtsbräuche in aller Welt

Weihnachtskerle und Mistelzweige….

Wenn alle den selben Anlass feiern, müssten sich dann nicht auch die Feste ähneln? Keineswegs. Besonders das Weihnachtsfest zeigt deutlich, wie stark Geschichte, Gesellschaft und alte („heidnische“) Bräuche die Traditionen auch der christlichen Feste geprägt haben. Während bei uns Weihnachtsbaum, Besinnlichkeit und Kerzenschein die Weihnachtszeit prägen, gleicht das Fest in einigen Ländern mehr unserem Karneval oder Silvester. In anderen spielen statt Weihnachtsmann und Christkind Zwerge, Weihnachtskerle und sogar Ziegenböcke die Hauptrollen im Weihnachtsgeschehen.

Stierkampf gehört in Südamerika für einige zur Weihnachts-Tradition © Orhbeliever / CC_by-sa 3.0

Wenn der Weihnachtsmann per Hubschrauber kommt…

In Südamerika fällt Weihnachten in den Hochsommer, Krippen stehen unter Palmen und neben Sambarhythmen erklingen auch bei 40 Grad Hitze die Lieder von der „stillen Nacht“. Statt an Tannen oder Fichten werden die Weihnachtskerzen an Pinien und Kakteen befestigt, und in Rio de Janeiro ziert ein riesiger Weihnachtsbaum aus Pappmaché den Hauptplatz.

Ein absolutes „Muss“ in den Weihnachtstagen sind für viele Südamerikaner Weihnachts-Stierkampf und Weihnachtslotterie, ein Erbe der spanischen Traditionen. Mit deutschen Einwanderern haben sich deutsche Weihnachtstraditionen inzwischen bis ins Hochland Chiles und Perus ausgebreitet: In La Paz gilt ein importierter Tannenbaum heute als Prestigeobjekt, er wird am Weihnachtstag mit Wattebäuschen als Schnee-Ersatz geschmückt. In Brasilien kommt der Weihnachtsmann seit kurzem ganz modern – mit dem Hubschrauber. Statt „Von drauß‘ vom Walde…“ jetzt „Out of the Blue…“

Krippen, Mandelzucker und Weihnachtsklotz…

In den meisten romanischen Ländern war Weihnachten ursprünglich weniger ein besinnliches Fest der Familie als vielmehr ein Anlass zu ausgelassenem Feiern. Die traditionelle Mitternachtsmesse wird häufig zum großen und prunkvollen Schauspiel, bei der besonders in Italien die Weihnachtskrippe im Mittelpunkt steht. Es wird viel und lange gegessen und tagsüber besucht man die bunten Märkte, auf denen die typischen Weihnachtssüßigkeiten Mandelzucker und „Panderetas“ verkauft werden.

Als Höhepunkt des Festes verbrennen in Frankreich viele Familien noch immer den traditionellen Weihnachtsklotz, den „Bouche de Noel“ im Kamin. Der Weihnachtsbaum wurde erst in den letzten Jahrzehnten aus Deutschland importiert, setzt sich aber heute immer mehr durch.

"Julbock" auf einem Marktplatz in Schweden © gemeinfrei

Julschinken, Zwerge und Weihnachtsziegen…

In Skandinavien sind zu Weihnachten oder „Jul“ ursprünglich weder der würdige oder strenge Weihnachtsmann noch das goldige Christkind die Hauptperson. Stattdessen treiben die Julenissen – die Weihnachtszwerge ihr Unwesen. Die Geschenke werden nicht von ihnen gebracht, sondern im „Julklapp“ unter lautem Rufen ins Zimmer geworfen. Wie bei einem Gesellschaftspiel muss jeder selbst herausfinden, welches Geschenk für ihn bestimmt ist. In den letzten Jahrzehnten hat allerdings auch hier der Weihnachtsmann begonnen, die Zwerge langsam zu verdrängen.

Auf dem Lande zogen in Norwegen und Schweden früher ganze Scharen von „Julböcken“ herum. Diese mit Masken aus Fell und Birkenrinde verkleideten jungen Männer werden bewirtet und beschenkt, dabei verteilten sie selbst sowohl Lob als auch Tadel.. Eine Julgeit – Weihnachtsziege – passte außerdem auf, dass an Weihnachten auch jeder neue Kleider trug, wie es der Brauch vorschrieb.

Auf Island waren es früher die „dreizehn Weihnachtskerle“, die an den Tagen vor Weihnachten auftauchten. Diese ziemlich wüsten Gesellen stahlen Lebensmittel, erschreckten Kinder und trieben auch sonst allerhand Schabernack. Im Laufe der Zeit sind aber auch sie „gezähmt“ und zu freundlichen Geschenkebringern umfunktioniert worden….

Truthahn, Mistletoe und Santa Claus

In England und Amerika ist es der Santa Claus, der in der Nacht von 24. auf den 25. Dezember die Geschenke bringt. Er ist weniger der würdige Weihnachtsmann, als vielmehr ein liebenswürdig drolliger Kauz, der mit seinen Zwergenhelfern Geschenke bastelt und sie mit den Rentierschlitten verteilt. Besonders ausgelassen geht es in England am Weihnachtsabend zu: Nach dem Essen mit Truthahn und brennendem Plumpudding dürfen die Kinder sich verkleiden, es wird getanzt und wer unter dem über der Tür aufgehängten Mistelzweig steht, darf geküßt werden…


Stand: 17.12.2010