Wahrscheinlich erkannten die Menschen den Nutzen des Feuers lange, bevor sie es selbst kontrollieren konnten. Sie entdeckten vermutlich nach einem Flächenbrand, etwa durch Blitzeinschläge oder Vulkanausbrüche, dass das Fleisch von im Feuer umgekommenen Tieren essbar war und noch dazu besser schmeckte und sich leichter verdauen ließ. Auch von heutigen Raubtieren ist bekannt, dass sie nach Waldbränden die Umgebung nach verbrannten Kadavern absuchen.
Zu Anfang waren unsere Vorfahren wohl noch auf solche mehr oder weniger zufälligen Naturkatastrophen angewiesen. So konnten sie einen Waldbrand als Feuerquelle nutzen und ein Feuer erhalten und in einer Feuerstelle eindämmen, aber sie konnten es vermutlich noch nicht selbst entzünden. Steinwerkzeuge wie Faustkeile waren den damaligen Menschen dagegen schon rund eine Million Jahre lang bekannt.
Erste Zündfunken
Weit verbreitet ist die Vorstellung, bei der Arbeit mit solchen Werkzeugen oder bei deren Produktion aus Feuerstein sei der zündende Funke des ersten Feuers geflogen. Mit Feuerstein oder Flint Feuer zu schlagen, gelingt jedoch nicht so ohne weiteres – man benötigt dazu auch ein passendes Partnermaterial wie etwa Stahl oder Pyrit. Nur daraus löst sich beim Schlagen entlang eines Feuersteins ein ausreichend heißer und langlebiger Funke.
Es ist wahrscheinlicher, dass die frühen Menschen zunächst Reibungshitze verwendeten, um ein Feuer zu entzünden. Zwei Holzstücke fest aneinander zu pressen und gegeneinander zu reiben, reicht aber allein noch nicht aus. Eine vielversprechende Technik besteht darin, die Spitze eines harten Stockes ähnlich wie einen Pflug wieder und wieder durch eine Furche in einem breiteren Holzstück zu reiben. Komplizierter, aber auch schneller und zuverlässiger ist dagegen der „Feuerbohrer“: Ein Stab wird gegen ein weiteres Holzstück gedrückt und mit einem gespannten Bogen gedreht. Die entstehende Hitze reicht schließlich aus, um den Zunder zum Brennen zu bringen.
Auch moderne Feuerzeuge basieren noch auf uralten Prinzipien. © freeimages
Ötzis Feuerzeug
Feuerstein und Pyrit fanden erst später Verbreitung, waren aber spätestens in der Steinzeit bekannt: Der Eismensch „Ötzi“ hatte vor 5.300 Jahren ein Stück Flint dabei. Auch das Zundermaterial hatte sich bis dahin weiterentwickelt. Ötzi verwendete einen getrockneten Baumpilz, den sogenannten Zunderschwamm. Daran fanden Wissenschaftler auch feine Partikel von Pyrit, den der Eismensch allerdings nicht in seinem Gepäck hatte, als man ihn fand. Ein Feuer wieder anzufachen geht deutlich schneller, als mit Feuerstein ein neues zu entzünden. Darum besaß Ötzi außerdem einen Behälter aus Baumrinde, in dem er die Glut eines Feuers aufbewahren und transportieren konnte.
Erst im frühen Mittelalter löste schließlich Stahl den Pyrit als Funkenschläger ab. Bis ins 18. Jahrhundert blieben Feuerstein und Stahl das Mittel der Wahl, um ein Feuer anzuzünden. Streng genommen ist das immer noch so, zumindest das Prinzip ist noch dasselbe: Auch moderne Feuerzeuge lösen Funken durch einen kurzen heftigen Schlag auf ein passendes Material. Feuerzeugbenzin und Flüssiggas haben allerdings inzwischen den Zunder abgelöst.
Heute wenig bekannt ist die „Feuerpumpe“ – im 19. Jahrhundert war dieses „pneumatische Feuerzeug“ jedoch weit verbreitet. Es funktioniert nach demselben Prinzip wie ein Dieselmotor: Stark verdichtete Gase erhitzen sich. Die Feuerpumpe besteht aus einer luftdicht verschlossenen Röhre und einem Stempel, der auch ein Stück Zundermaterial an seinem Ende trägt. Presst man mit dem Stempel die Luft in der Röhre schnell und stark zusammen, entzündet sich dieses Material.
Explosiv: Die ersten Zündholzer
Ebenfalls im 19. Jahrhundert kamen Zündhölzer auf. Die 1805 erfundenen Tunkhölzer funktionierten noch rein chemisch. Ein mit Kaliumchlorat, Schwefel, Zucker und Gummi beschichtetes Hölzchen musste zum Zünden in ein Fläschchen mit Schwefelsäure getaucht werden. Das war nicht ganz ungefährlich: Oft kam es zu weitreichenden Säurespritzern, wenn ein Hölzchen explosionsartig zündete. Außerdem waren diese Hölzer teuer zu produzieren.
Günstiger und damit häufiger wurden erst die sogenannten Reibungszündhölzer oder Streichhölzer, die der englische Chemiker John Walker im Jahr 1826 erfand. Viel sicherer waren sie allerdings noch nicht. Statt der Schwefelsäure benötigte man lediglich ein Stück Sandpapier oder eine andere ausreichend raue Fläche, um solche Zündhölzer anzureißen, aber sie spuckten Rauch und Funken und waren oft unberechenbar. In Deutschland waren sie deshalb zunächst verboten. Wirklich massentauglich waren nach zahlreichen Weiterentwicklungen erst die ab den 1850er Jahren hergestellten Sicherheits-Zündhölzer.
Ansgar Kretschmer
Stand: 23.01.2015