Um das Thema Fortpflanzung kommt auch ein Außerirdischer nicht herum. Denn soll seine Art auf Dauer überleben, muss sie sich reproduzieren und so sicherstellen, dass es auch in Zukunft Vertreter ihrer Sorte gibt. Es liegt daher nahe, dass auch Außerirdische dieses Grundbedürfnis erfüllen müssen – wenn auch nicht notwendigerweise auf eine uns vertraute Art. Immerhin gibt es auch in diesen Punkten schon auf der Erde reichlich bizarre Lösungen.
Munterer Geschlechterreigen
Ein Blick in die Natur zeigt, dass eine geordnete Reproduktion mit zwei Geschlechtern keineswegs die einzige Lösung ist, um sich fortzupflanzen. So kennen viele irdische Pilze zahlreiche verschiedene Geschlechter, äußerlich scheinbar gleich, verschmelzen dabei nur bestimmte Zelllinien miteinander. Auf einer fremden Welt könnte es daher durchaus ebenso polysexuell zugehen. Optische Merkmale oder vielleicht der Geruch würden dann verraten, ob man gegenseitig kompatibel ist.
Manche Fische und wirbellose Tiere legen sich gar nicht erst auf ein Geschlecht fest, sondern wechseln es einfach im Laufe ihres Lebens ihr Geschlecht. Viele Schnecken sind dafür gleich Männchen und Weibchen auf einmal: Zwitter. Bei einigen Reptilien wird das Geschlecht des Nachwuchses durch Umwelteinflüsse bestimmt, beispielsweise durch die Temperatur der Eier. Für Außerirdische könnte dies bedeuten, dass sie gezielt Geschlechterplanung betreiben und regulieren, wie viele von welchem Geschlecht geboren werden.
Nachwuchs per Knospung
Ein Außerirdischer könnte sich aber genauso gut fortpflanzen, ohne dass es bei ihm überhaupt verschiedene Geschlechter gibt. Er könnte beispielsweise seine Nachkommen per Knospung produzieren, wie es Schwämme, Plattwürmer und viele Pflanzen tun. Dazu würde es genügen, an einer Körperstelle einen Klumpen undifferenzierter Zellen zu besitzen, die darauf programmiert sind, zu einer neuen Version seiner selbst heranzuwachsen.
Eine solche an einem herumhängende Kopie wäre allerdings bei einer sehr beweglichen und aktiven Alien-Art ziemlich hinderlich und auch verletzungsgefährdet. Praktischerweise gäbe es daher vielleicht eine Art Haltevorrichtung am Alienkörper, die den spießenden Mini-Alien festhält, solange er noch nicht fertig zum Abschnüren ist. Oder aber der Außerirdische müsste eine Reproduktionspause einlegen, in der er herumliegt, bis seine Kopie fertig und abgetrennt ist.
Eine andere, ebenfalls asexuelle Lösung wäre die Parthenogenese, wie sie Ruderfußkrebse, aber auch viele Mikroben praktizieren: Dabei entsteht der Nachwuchs ganz normal durch Zellteilung oder im Falle eines Mehrzellers durch eine Art Eizelle. Dafür ist aber weder eine vorherige Verschmelzung der Elternzellen oder von Ei und Samen erforderlich. Stattdessen ist der Ausgangspunkt auch hier eine undifferenzierte Stammzelle.
Ohne Sex kein ET?
Allerdings: Eine Fortpflanzung ganz ohne Sex hat erhebliche Nachteile. Nicht wegen des fehlenden Vergnügens, sondern er aus rein evolutionärer Sicht. Denn die sexuelle Vermehrung sorgt dafür, dass das Erbgut verschiedener Individuen neu kombiniert wird. Dies aber eröffnet die Chance für schnelle Veränderungen von Merkmalen und Anpassungen. Unter anderem deshalb gilt Sex als eine der Triebkräfte der Evolution.
Hätte es diese Erfindung der Natur auf der Erde nicht gegeben, dann wäre das Leben möglicherweise noch immer nicht viel weiter gekommen als zu Einzellern oder ersten simplen Mehrzellern. Ähnliches würde auch für intelligente Außerirdische gelten, sagen Astrobiologen: Wenn sie von einem Planeten stammen, der nicht viel älter ist als die Erde, dann war bei ihrer Evolution höchstwahrscheinlich Sex im Spiel – wenn nicht bei ihnen selbst, dann mindestens bei einigen ihrer Vorfahren.
Nadja Podbregar
Stand: 01.08.2014