Beuteltiere in Australien

Huckepack „Down under“

Känguru im Sprung © Aztech

Ob Kängurus, Koalas oder Exoten wie Nacktnasenwombat und Tüpfelkuskus – Beuteltiere gehören zu Australien wie der Sand zum Meer. „Down Under“ konnten sie viele Nischen besetzen und profitierten im Verlauf der Evolution von der isolierten Lage des fünften Kontinents. Doch seit der Ankunft des Menschen kämpfen die Säugetiere mit der eigenartigen Fortpflanzung um ihr Überleben.

Faszinierend und eigentümlich ist die Säugetierfauna Australiens, die es so nirgendwo anders auf der Welt gibt. Vor über 100 Millionen Jahren wanderten die Vorfahren der Beuteltiere von Amerika über eine Landbrücke nach Australien. Bei ihrer Ankunft waren sie dort die ersten Säugetiere und konnten sich nach Abreißen der Landverbindung ohne Konkurrenzdruck oder Feinde frei entwickeln.

Heute leben in Australien fast 200 Beuteltierarten, unter ihnen wahre Giganten wie das fast drei Meter lange Graue Riesenkänguru oder zentimetergroße Zwerge wie die Beutelmäuse. Doch so unterschiedlich die Kletter- und Flugkünstler auch sein mögen, haben sie doch alle ihre eigenartige Fortpflanzungsweise gemeinsam, die sie deutlich von den übrigen Säugetieren abgrenzt. Leider sind es auch diese urtümlichen Merkmale, die nicht wenige Beuteltiere an den Rand des Aussterbens gedrängt haben…

Roman Jowanowitsch
Stand: 06.10.2006

Evolution der Beuteltiere

Am Anfang war das Opossum

Die Wiege der Beuteltiere liegt in Nordamerika. Hier und nicht etwa in Australien traten sie vor über 100 Millionen Jahren zum ersten Mal auf. Diese Urbeutler gehörten zur Familie der Beutelratten, deren heutige wichtigste Vertreter die Opossums in Nordamerika sind. Während aus Nordamerika viele fossile Funde dokumentiert sind, wurden in Afrika oder Asien keine gefunden. Von Amerika aus wanderten die Beuteltiere über eine damals noch existierende Landverbindung auf den australischen Kontinent ein und besiedelten Australien als erste Säugetiere.

Siegeszug der Säugetiere

Zu Beginn des Tertiärs wurde der australische Kontinent von den übrigen Landmassen isoliert, so dass von diesem Zeitpunkt an keine weiteren Säugetiere mehr einwandern konnten. Gleichzeitig begannen die Dinosaurier, die bis dahin vorherrschende Tiergruppe und größte Konkurrenz der damaligen Säugetiere, weltweit auszusterben und die nun konkurrenzlosen Säugetiere begannen ihren Siegeszug über alle Erdteile.

Opossum © Sean F. Werle, Possum Page

In Amerika und Europa, wo ebenfalls Beuteltiere vorgekommen sein sollen, stellte sich jedoch bald heraus, dass sie der Konkurrenz der höheren Säugetiere nicht gewachsen waren. Auf der einen Seite zeichneten sich die höheren Säugetiere durch eine fortschrittlichere Fortpflanzungsstrategie aus, auf der anderen Seite wurde den Beuteltieren ihre verhältnismässig geringe Intelligenz zum Verhängnis. Im Vergleich zur Körpergröße ist ihr Gehirn viel kleiner als das der höheren Säugetiere. Dies bringt natürlich einige Nachteile mit sich, so sind zum Beispiel Hunde beim Beuteerwerb aufgrund ihrer komplexeren Jagdstruktur erfolgreicher als die Beuteltiere. Auch sind bei den Beuteltieren keine Sozialstrukturen bekannt, wie man sie von anderen Säugetieren kennt. So kam es, dass es heutzutage außerhalb von Australien nur noch auf dem amerikanischen Kontinent Beuteltiere gibt.

Isoliertes Australien

In Australien war die Situation dagegen völlig anders. Hier waren die Beuteltiere die ersten Säugetiere, und bevor weitere Säugetiere nachkommen und sich frei entfalten konnten, riss die Landverbindung nach Australien ab. So gab es zum Zeitpunkt der Entdeckungsreisen von James Cook (1770 – 1779) außer dem Dingo, der von Ureinwohnern nach Australien gebracht wurde, einigen kleineren Nagetieren, die wahrscheinlich mit Treibholzinseln in Australien strandeten, und einigen Vetretern der Fledermäuse keinerlei höhere Säugetiere in Australien. Dadurch konnten sich die Beuteltiere ungestört zu ihrer heutigen Vielfalt entwickeln.

Ein solcher als adaptive Radiation bezeichneter Vorgang tritt immer dann auf, wenn Gründerindividuen einen relativ unbesiedelten Lebensraum erobern und viele noch unbesetzte ökologische Nischen vorfinden. Da dieser Prozess schon innerhalb relativ kurzer Zeiträume ablaufen kann, entstanden seit der Abtrennung Australiens von den übrigen Landmassen hier immerhin mehr als 175 unterschiedliche Beuteltierarten.


Stand: 06.10.2006

Was macht ein Beuteltier zum Beuteltier?

Die Fortpflanzung

Das eigentümlichste und zugleich interessanteste Merkmal der Beuteltiere ist ihre Fortpflanzung. Sie sind, wie alle anderen höheren Säugetiere auch, lebendgebärend. Jedoch bringen die Weibchen ihre Jungen nach längstenfalls circa 40 Tagen in einem frühen embryonalen Stadium zur Welt, in dem die Nachkommen anderer Säugetiere nicht lebensfähig wären. Die höheren Säuger gebären ihre Jungen erst dann, wenn sie voll entwickelt sind. Deshalb müssen die Beuteltiere ihre Jungen noch eine ganze Weile im Beutel mit sich herumtragen.

Beschwerliche Reise in den Beutel

Direkt nach der Geburt macht sich das winzige, nackte Junge, das selbst bei den großen Kängurus weniger als ein Gramm wiegt und noch blind und taub ist, auf die beschwerliche Reise in den Beutel der Mutter. Dabei erfährt es keinerlei Hilfe durch das Weibchen, sondern findet den Weg alleine aufgrund seines Geruchssinnes. Dieser Beutel, nach dem fast alle Beuteltiere ihren Namen erhalten haben, umgibt die Zitzen der Mutter. Einigen Arten fehlt allerdings der Beutel, hier klammern sich die Jungen direkt an den Zitzen fest und sind nur im Fell der Mutter verborgen.

Fortplanzung © NASA

In diesem Beutel findet die weitere Entwicklung der Jungen statt. Sie halten sich an einer Zitze, über die sie von der Mutter mit Milch ernährt werden, fest, wofür die vorderen Gliedmaßen extra mit einer Kralle versehen sind. Dann wachsen sie heran, bis sie alt genug sind, aus dem Beutel entlassen zu werden. Das kann sich über Wochen und Monate hinziehen. Während der ganzen Zeit, die die Jungen im Beutel bleiben, lassen sie die Zitze nicht mehr los. Früher glaubten die Forscher sogar, dass sie mit den Zitzen verwachsen, was sich aber als falsch herausstellte.

Beutel als sichere Zuflucht

Wenn die Jungen alt genug sind, verlassen sie den Beutel immer öfter für kurze Zeit, kehren aber dann wieder in die sichere Zufluchtstätte zurück. Es ist auch schon beobachtet worden, wie Jungtiere, die schon längst groß genug sind, verzweifelt versuchen, zurück in den Beutel der Mutter zu gelangen, obwohl dieser inzwischen viel zu klein geworden ist. Nach Verlassen des Beutels – bei Kängurus nach 235 Tagen, bei Nasenbeutlern schon nach neun Wochen – werden die Jungen noch einige Zeit gesäugt, wobei sie nur den Kopf in den Beutel stecken, bis sie dann die Mutter endgültig verlassen. Das ist bei Kängurus der Fall, wenn das Junge ungefähr ein Jahr alt ist, kann aber bei Kleinbeutlern auch nach zehn Wochen eintreten.

Kurioserweise kann ein Beuteltier wie das Känguru direkt nachdem das Junge den Beutel verlassen hat, erneut gebären, ohne dass eine Kopulation stattgefunden hat. Das liegt daran, dass eine vorher befruchtete Eizelle sich im Körper des Weibchens nicht weiterentwickelt, sondern solange eine Zwangspause einlegt, bis das erste Jungtier den Beutel verlässt. Dann entwickelt sich der Embryo weiter und wird kurze Zeit später geboren. Beide Jungtiere können anschließend an unterschiedlichen Zitzen gesäugt werden. Die Milchzusammensetzung variiert dann je nach Entwicklungsstand des zu säugenden Jungen.


Stand: 06.10.2006

Känguru ist nicht gleich Känguru

Mit großen Sprüngen

Känguru mit Jungtier © IMSI MasterClips

Kängurus sind, vor allem wenn sie ihre schon recht großen Jungen im Beutel durch die Gegend schleppen, für die meisten der Inbegriff der Beuteltiere schlechthin. Außerdem gehören sie durch ihr an Hasen erinnerndes Aussehen und die hüpfende Fortbewegungsweise zu den beliebtesten Zootieren. Meist repräsentieren sie hier als einzige Vertreter die gesamte Ordnung der Beuteltiere.

Wappentier Australiens

Es gibt jedoch innerhalb der Familie der Kängurus eine große Formenvielfalt, die von den Rattenkängurus mit einer Länge von 40 Zentimetern bis zu den Roten Riesenkängurus reicht, die bis 2,65 Meter groß werden können. Sie sind so populär, dass sie zum Wappentier Australiens geworden sind.

Charakteristisch für die Kängurus sind die langausgezogenen Hinterfüße, mit denen sie sich durch die Luft katapultieren können. Dabei dient der lange Schwanz als Stabilisator. Auf diese Weise können die großen Kängurus Sprünge von bis zu zwölf Metern Weite machen.

Kängurus sind sehr wehrhaft. Die Hinterfüße dienen auch der Verteidigung, wobei die vierte Zehe mit einer großen und scharfen Nagelkralle ausgestattet ist, die eine gefährliche Waffe darstellt. In der freien Wildbahn werden sie häufiger von Dingos angegriffen. Fühlen sie sich bedroht, können sich die Kängurus auf den muskulösen Schwanz stützen und mit beiden Füßen zutreten. Dabei kommt es häufig vor, dass den Angreifern der Bauch aufgeschlitzt wird.

Klein- und Kletterkängurus

Neben den drei großen Känguruarten – außer dem Roten Riesenkänguru zählen hierzu noch das Graue Riesenkänguru und das Bergkänguru – gibt es noch zahlreiche kleinere Arten, die Wallabys oder Mittelkängurus genannt werden. Ebenfalls zu den kleineren Kängurus gehören die Baumkängurus, bei denen die Vorder- und Hinterfüße zum Klettern ausgebildet sind und der Schwanz mehr zum Balancieren dient und nicht als Greiforgan.

Die Baumkängurus bilden ein Beispiel für die Überlagerung zweier Lebensformen. Ihre Vorfahren waren bodenbewohnende Kängurus, die dann zum Baumleben übergingen. Erstaunlicherweise sind die Baumkängurus gar nicht mal so sehr an das Leben in den Bäumen angepasst. Lediglich die starke Verdickung des Schwanzes fehlt, da sie ihn nicht als Stütze brauchen wie die großen bodenbewohnenden Kängurus.


Stand: 06.10.2006

Kängurus und ihre Verbreitung

Nische in Down Under

Ayers Rock © Aztech

Kängurus waren früher über weite Teile Australiens flächendeckend verbreitet. Auch heute noch ist die Population der Roten Riesenkängurus sehr groß. Das liegt daran, dass sie im Land "Down Under" die Nische der grasenden Weidetiere einnehmen, die sonst in Australien nicht besetzt ist. Zudem haben sie keine ernsthaften natürlichen Feinde. Die einzige wirklich gefährliche Bedrohung sind der Mensch und seine Autos.

Bedrohung durch den Menschen

Um der starken Ausbreitung des Roten Riesenkängurus Einhalt zu gebieten, wurden sie irgendwann zum Abschuß freigegeben. Bei den australischen Farmern sind sie nicht gerade beliebt, fressen sie ihren Schafen doch die Nahrung weg. Da sie zudem auch gute Fell- und Fleischlieferanten sind, werden heute jährlich unzählige Kängurus getötet. Leider gibt es auch immer mehr Großstadtcowboys, die die Tiere einfach nur zum Spaß "abknallen". Dabei wird den Kängurus ihre geringe Intelligenz zum Verhängnis, da sie sich bei Dunkelheit einfach blenden lassen und dann stehenbleiben. Wie bei allen Beuteltieren ist auch bei ihnen das Gehirn nicht sonderlich stark ausgeprägt.

Obwohl man sich um den Bestand des Roten Riesenkängurus keine Sorgen machen muss, wurden bereits vier andere Känguruarten ausgerottet und weitere zehn kleinere Arten sind vom Aussterben bedroht. Sie sind vor allem durch die Veränderung der Vegetation sowie durch Raubtiere gefährdet. Gegenwärtig schätzt man den Bestand an Kängurus insgesamt auf 20 Millionen Tiere, denen 19 Millionen Menschen gegenüberstehen.

Auch in Deutschland gab es vorübergehend Kängurus. Hierbei handelte es sich um die zu den Wallabys gehörenden Bennetts Kängurus, die gegen Ende des 19. Jahrhunderts ausgesetzt wurden. Das mitteleuropäische Klima machte ihnen nichts aus, und da die Jungen im Beutel aufgezogen werden, trotzten sie auch den niedrigen Temperaturen im Winter. Diese freilebenden Populationen vermehrten sich sogar, wurden aber einige Zeit später wieder restlos gewildert. Seither wurden immer wieder Versuche unternommen, die Kängurus auch in Europa heimisch zu machen. Bisher ohne Erfolg…


Stand: 06.10.2006

Ein lebender Teddybär

Kletterbeutler Koala

Sie sehen aus wie lebendige Plüsch-Teddys, riechen nach Eukalyptusbonbons und jeder kennt sie. Die Koalas repräsentieren eine sehr eigentümliche Gattung innerhalb der Kletterbeutler. Ihr charakteristisches Erscheinungsbild eines Teddybären macht sie zu den vielleicht beliebtesten Beuteltieren.

Spezialisten in den Bäumen

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Die Koalas sind voll und ganz an ein Leben in den Bäumen angepaßt. Nicht nur ihre Hände sind zu Greifzangen umgestaltet, mit denen sie sich vorzüglich im Geäst festhalten können, auch die Ernährung ist auf Eukalyptusbätter spezialisiert. Die Koalas bevorzugen nicht nur bestimmte Eukalyptusarten, sondern machen auch noch Unterschiede zwischen verschiedenen jahreszeitlich abhängigen Reifegraden der Blätter und dem damit verbundenen Gehalt an ätherischen Ölen, die für sie lebensnotwendig sind.

Dies ist auch der Grund, warum es bisher so selten gelungen ist, die Tiere in Zoos außerhalb von Australien zu halten. Werden die Koalas gezwungen, Blätter anderer Reifegrade zu fressen, tritt nicht selten eine tödliche Vergiftung ein.

Kletterndes "Eukalytusbonbons"

Bedingt durch diese einseitige Ernährung riechen die Koalas wie Eukalytusbonbons, da sie die ätherischen Öle über die Haut abgeben. Da die Blätter sehr viel Wasser enthalten, brauchen die Tiere keine zusätzliche Wasserquelle. Daher kommt auch ihr Name, der in der Sprache der australischen Ureinwohner soviel bedeutet wie: "Trinkt nichts".

Koalas brauchen nach der Geburt sehr lange, bis sie auf sich allein gestellt überleben können. Nachdem der halbjährige Aufenthalt der Jungen im mütterlichen Beutel beendet ist, schleppt die Mutter das Junge noch weitere zwölf Monate huckepack mit sich herum. Oft sieht man auch Tiere, an denen sich zwei Junge festgeklammert haben. Am Ende sind die Jungen, die immer noch nicht völlig selbständig sind, fast so groß wie die Mutter selber.

Ernährungshilfe Blinddarm

Auch bei der Ernährung der Jungen gibt es eine Besonderheit. Um die Eukalyptusblätter verwerten zu können, haben Koalas einen extrem langen Blinddarm. Hier spalten besondere Bakterien die Blätter auf. Wenn die Jungtiere anfangen, den Beutel der Mutter zu verlassen und ihre Ernährung von Milch auf Blätter umstellen, nehmen sie von der Mutter eine bestimmte Nahrung auf, die aus einer speziellen Form von Kot besteht. Hierdurch gelangen die für die zukünftige Blatternährung notwendigen Mikroorganismen von der Mutter in den Darm der Jungtiere.

Das Fell der Koalas schützt die lichtempfindlichen Tiere vor den schädlichen UV-Strahlen der Sonne. Die Haut schüttet dabei ein Drüsensekret aus, das Lichtstrahlen bestimmter Wellenlänge verschluckt. Dieses Sekret verleiht den Koalas auch den bekannten bläulichen Glanz.


Stand: 06.10.2006

Der Leidensweg der Koalas

Gejagt und unfruchtbar

Ursprünglich waren die Koalas in den Eukalyptuswäldern Ostaustraliens flächendeckend verbreitet. Weil ihr Fell so weich und wollig ist, wurden die Tiere Anfang des Jahrhunderts jedoch erbarmungslos gejagt. Allein bis Ende der zwanziger Jahre sollen in Queensland über zwei Millionen getötet worden sein. Dies bedeutete um ein Haar die Ausrottung für den Koala. Bis heute haben sich die Bestände von dieser Verfolgung nicht vollständig erholt. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die Koalas nicht besonders stark vermehren. Ein Weibchen bringt höchstens zwei Junge zur Welt, und das auch nur alle 18 bis 24 Monate. Die Jungen selber sind erst mit drei Jahren fortpflanzungsfähig.

Infektion macht unfruchtbar

Chlamydien © CDC

Erschwerend kommt hinzu, dass mittlerweile fast 90 Prozent aller Weibchen unfruchtbar sind. Diese Unfruchtbarkeit wird durch eine Infektion der Tiere mit Chlamydien, bestimmten Bakterien, hervorgerufen, die den Urogenitaltrakt der Weibchen befallen. Werden andere Organe wie Augen oder Lungen infiziert, kann das direkt zum Tod der Tiere führen.

Warum sind die Tiere ausgerechnet in der letzten Zeit und nicht früher von dieser Infektion bedroht? Der Grund ist, dass sie einem immer stärker werdenden Stress ausgesetzt sind. Der Mensch macht ihnen den Lebensraum streitig, indem er uralte Eukalyptuswälder abholzt. Zusätzlich werden sie durch vom Menschen eingeschleppte Hunde gefährdet, die es früher nicht gab. Durch diesen zunehmenden Stress werden ihre Widerstandskräfte dermaßen geschwächt, dass sie den Infektionen nichts mehr entgegenzusetzen haben.

Seit 1937 ist der Koala in ganz Australien unter Schutz gestellt und wohl nur dadurch konnte er gerettet werden. Ob sich diese Tiere wieder vollständig erholen, ist jedoch noch nicht absehbar und es bedarf weiterhin aller Anstrengungen, um den Koala zu retten…


Stand: 06.10.2006

Artenvielfalt der Beuteltiere

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft

Koala und Känguruh sind für die meisten der Inbegriff der Beuteltiere. Jeder kennt sie, hat schon einmal Bilder von ihnen gesehen oder assoziert sofort Junge, die aus dem Bauchbeutel der Mutter schauen. Aber die Beutler haben erheblich mehr zu bieten als nur diese beiden Arten:

Fast 200 Beuteltierarten

Es gibt im australasiatischen Raum ungefähr 175 Beuteltierarten zu entdecken, die keinesfalls weniger interessant sind. Die Tiere mit den exotischen Bauchbeuteln sind an Vielfalt kaum zu überbieten. Nahezu jede ökologische Nische wurde in Australien durch Beuteltiere besetzt. Sie haben sich an die unterschiedlichsten Lebensräume angepasst und kommen in den unterschiedlichsten Variationen vor.

Allein schon ihre Körpergröße deckt ein Spektrum ab, das von nahezu drei Metern Länge bei den Grauen Riesenkängurus bis zu einigen Zentimetern bei manchen Beutelmäusen reicht. Bereits 1958 wurde die äußerliche Vielfalt der Beuteltiere folgendermaßen beschrieben: "Sehr wechselnd, von maulwurfartig plump und sehr niedrigläufig bis schlank und hochbeinig, von spitzmausklein bis riesenkängurugroß."

Spezialisten unterwegs

Tüpfelkuskus © Dr. Zoltan Takacs HomeBase

Es gibt Arten, die speziell an das Leben in Bäumen angepasst sind, wie der Koala oder die Baumkängurus. Von dort haben einige wenige Beuteltiere sogar den Luftraum erobert, nämlich die Flugbeutler, die mithilfe einer ausspannbaren Flughaut zwischen Ellbogen und Knie Gleitflüge zwischen ihren Nahrungsbäumen unternehmen können.

Kusus und Kuskuse, ratten- bis katzengrosse Kletterbeutler, haben sich so gut an ihre Umwelt angepasst, dass sie über weite Teile Australiens verbreitet sind und zum Teil zu Kulturfolgern wurden. Sie sind vor allem in Wäldern beheimatet.

Auch das Wasser wurde von einer Gattung als Lebensraum entdeckt. Die in Bolivien lebenden Schwimmbeutelratten haben sich in zahlreichen Einzelheiten ihres Körperbaus an das Leben im und am Wasser angepasst. Sie besitzen Schwimmhäute und können beim Tauchen sowohl die Ohren als auch den Beutel verschließen, so dass die Jungen nicht ertrinken.


Stand: 06.10.2006

Ernährung der Beuteltiere

Von wegen nur Blätter…

Beuteltiere sind jedoch keineswegs nur friedliche Blätter- oder Grasfresser, es gibt auch echte Raubtiere unter ihnen. Die wiesel- bis marderartigen Raubbeutler besitzen ein ausgesprochenes Raubtiergebiss und fressen Insekten und Kleintiere. Am Beutel hat die Natur dafür bei ihnen eher gespart: Er ist nur dann voll ausgebildet, wenn sich Junge darin befinden. Ansonsten verflacht er wieder und hat die Form eines hochgewachsenen Hautringmuskels.

Ameisenbeutler © Gerrys Australia Page

Eine sehr spezielle Ernährungsweise haben die eichhörnchenähnlichen Ameisenbeutler entwickelt. Diese rattengroßen Bodenbewohner ernähren sich, wie der Name schon sagt, hauptsächlich von Ameisen und Termiten. Dazu haben sie wie die amerikanischen Ameisenbären eine lange vorstreckbare Zunge ausgebildet.

Ein äußerliches Äquivalent zu Hasen und Kaninchen findet sich in der Familie der Nasenbeutler oder Beuteldachse: die Kaninchen-Nasenbeutler. Sie leben in Parklandschaften, wo sie tiefe Erdbauten graben. Ihre Ohren erinnern an Hasenlöffel, die lange spitz zulaufende Schnauze gab ihnen den Namen Nasenbeutler.

Amerikanische Spezialisten

Die Opossums, die auf den amerikanischen Kontinent beschränkt sind, sind die progressivste Familie der Beuteltiere. Sie haben über 70 Arten entwickelt und ihr Verbreitungsgebiet zieht sich von Südamerika bis hinauf nach Kanada. Auch in Australien gibt es Beutler, die umgangssprachlich als Opossums bezeichnet werden. Sie gehören jedoch zu einer anderen Familie, nämlich den Kletterbeutlern, und sind mit den Koalas verwandt. Die echten, nordamerikanischen Opossums, von denen hier die Rede ist, gehören zur großen Familie der Beutelratten. Sie konnten sich von allen Beutlern am besten gegen die höheren Säugetiere behaupten und haben sich als Allesfresser zu ausgesprochenen Kulturfolgern entwickelt, die den Menschen bis in die Städte hinein begleiten.

Kletterbeutler © IMSI Masterclips

Erstaunlicherweise findet man unter den Beuteltieren nicht wenige Vertreter, die anderen Säugetieren von anderen Kontinenten, mit denen sie überhaupt keine verwandtschaftliche Beziehung haben, in Lebensweise und Aussehen stark ähneln. Die grasenden Kängurus nehmen die Stelle der großen Huftiere anderer Kontinente ein, die Raubbeutler finden ihr Gegenstück in kleinen Katzen, größere Raubtiere werden durch den Beutelwolf oder den Beutelteufel vertreten. Eine der gravierendsten Ähnlichkeiten zeigt sich zwischen den Beutelmullen, Goldmullen und Maulwürfen. Diese plumpen Tiere leben alle unterirdisch und sind bestens an eine grabende Lebensweise angepasst. Die Krallen der Hände wurden zu starken Grabklauen, die Füße ruderartig umgebildet und die Augen sind extrem weit zurückgebildet. Pupille, Linse und Glaskörper fehlen, da gut entwickelte Augen unter der Erde nicht von Nutzen wären.

Diese Ähnlichkeit zwischen nicht verwandten Tieren – als Konvergenz bezeichnet – kommt nicht dadurch zustande, dass die Tiere verwandt sind und einen gemeinsamen Vorfahren haben, sondern nur dadurch, dass sie eine ähnliche Lebensweise haben und gleiche ökologische Nischen besetzen. So haben sich z. B. Goldmull in Afrika und Beutelmull in Australien völlig unabhängig voneinander an ihre Lebensweise angepasst.


Stand: 06.10.2006

Kaninchennasenbeutler

Spitzmaus mit Hasenlöffeln

Kaninchennasenbeutler © Earth Sanctuaries Ltd.

Wie eine Mischung aus Hase und Spitzmaus sehen sie aus und ihren Beutel tragen sie verkehrt herum: Die Kaninchennasenbeutler. Sie gehören zu den bis zu 50 Zentimeter großen Nasenbeutlern, die eine eigene Familie innerhalb der Beuteltiere bilden. Von den Kurznasenbeutlern über die Schweinsfussnasenbeutler bis zu den Kaninchennasenbeutlern haben sich viele interessante Formen entwickelt. Sie werden auch als Beuteldachse bezeichnet, haben jedoch mit den Dachsen, so wie wir sie kennen, nichts gemeinsam.

Unterirdischer Insektenfresser

Der große Kaninchennasenbeutler hat sich an die trockenen und halbtrockenen Regionen West- und Mittelaustraliens angepasst. Er lebt in unterirdischen Bauen und ernährt sich hauptsächlich von Insekten und kleinen Wirbeltieren. Dabei kommt ihm seine lange, spitz zulaufende Schnauze zugute, mit der er in Löchern und Spalten stöbern kann.

Wie bei anderen Beuteltieren sind auch hier die Jungen sehr klein, wenn sie zur Welt kommen und wiegen nur 0,25 Gramm. Der Beutel, in dem sie dann groß gezogen werden, ist bei den Nasenbeutlern nach hinten geöffnet. Dadurch schauen die Jungen rückwärts zwischen den Beinen ihrer Mutter heraus. Das hat den Sinn, dass bei der grabenden Lebensweise der Tiere keine Erde in den Beutel gelangt. Dies könnte die Jungen massiv beeinträchtigen. Bemerkenswerterweise haben die Nasenbeutler als einzige Beuteltiere eine Plazenta, obwohl ja gerade das die Beuteltiere von den höheren Säugetieren, auch Plazentatiere genannt, unterscheidet. Trotzdem bringen sie ihre Jungen in einem sehr frühen Entwicklungsstadium zur Welt.

Schlafen im Stehen

Schlafende Kaninchennasenbeutler legen sich nicht hin, sondern setzen sich auf die Hinterbeine und klemmen dabei die Schnauze zwischen die Vorderbeine. Dann legen sie die langen Ohren einfach über die Augen nach vorne und schon kehrt Nachtruhe ein.

Die Ureinwohner Australiens können angeblich diese versteckt lebenden Tiere aufspüren, indem sie sich mit den Ohren auf die Erde legen und dann nach grabenden Kaninchennasenbeutlern lauschen.

Auch diese Tiere sind durch menschgemachte Faktoren, wie Zerstörung der ursprünglichen Ökosysteme, und eingeschleppte Tiere stark gefährdet. In freier Wildbahn sind sie deshalb heute nur noch sehr selten anzutreffen.


Stand: 06.10.2006

Die Flugbeutler

Fly away…

Während der Koala den Inbegriff des gemütlichen, langsamen und fast immer schlafenden Beuteltieres darstellt, gibt es innerhalb der Kletterbeutler einige sehr aktive Vertreter, die es sogar geschafft haben, sich von den Bäumen zu lösen und den Luftraum zu erobern: die Flugbeutler.

Flughäute als Segel

Ähnlich wie die Flughörnchen bei den höheren Säugetieren, denen sie erstaunlich ähnlich sehen, haben sie Hautfortsätze am Körper, sogenannte Flughäute, mit denen sie zum Teil weit über 100 Meter durch die Luft gleiten können. Mit ihnen wechseln die Flugbeutler von einem Baum zum anderen, ohne den sicheren Luftraum verlassen zu müssen. Die fallschirmähnliche Flughaut ist in Ruhestellung zusammengefaltet und öffnet sich erst zu ihrer vollen Größe, wenn das Tier seine Gliedmaßen seitlich abspreizt. Der lange Schwanz dient beim Sprung als Steuerruder.

Flugbeutler © Wildlife Information and Rescue Service NSW

In ihrer Größe variieren die Flugbeutler stark, vom über einen Meter langen Großflugbeutler bis zum Mausflugbeutler, der kaum länger als zehn Zentimeter wird, ist alles vertreten. Letztere führen ein sehr verborgenes Leben und sind zudem wie alle anderen Flugbeutler nachtaktiv, so dass man sie kaum zu Gesicht bekommt. Obwohl die Mausflugbeutler durchaus in Gärten und Parks vorkommen, werden sie häufig erst entdeckt , wenn ein Baum gefällt wird und die Tiere ihr Versteck verlassen müssen, um einen neuen Unterschlupf zu suchen.

Vom Abholzen der Wälder betroffen

Die Flugbeutler leben zum Teil wie ihre Verwandten, die Koalas, ausschließlich von Eukalyptusbäumen. Sie verzehren aber nicht nur die Blätter, sondern auch Blüten und Knospen. Daher sind auch diese Tiere vom Abholzen der Eukalyptuswälder betroffen, jedoch teilen sie ansonsten nicht das Schicksal der anderen australischen Beuteltiere. Einerseits sind sie nicht durch die bodenbewohnenden Raubtiere bedroht, da sie diesen Bereich größtenteils meiden. Zum anderen hatte der Mensch nie ein gesteigertes Interesse an ihnen, da ihr Fell wirtschaftlich nicht gut genug genutzt werden kann und sie auch für die Weidetiere keine Nahrungskonkurrenz darstellen.


Stand: 06.10.2006