Paläontologie

Archaeopteryx hatte schwarze Flügel

Forscher bestimmen erstmals die Farbe einer 150 Millionen Jahre alten Feder

Dieses fossile Skelett des Archaeopteryx wird auch als "Berliner Exemplar" bezeichnet, bei ihm sind die Flügel und die Abdrücke der Federn besonders gut zu erkennen. © Humboldt Museum für Naturkunde Berlin

Der Urvogel Archaeopteryx hatte höchstwahrscheinlich pechschwarze Flügel. Das zeigt die Analyse von Pigmentresten in einer rund 150 Millionen Jahre alten fossilen Archaeopteryx-Feder. Sie glückte Forschern erst im dritten Anlauf und mit Hilfe eines besonders hochauflösenden Rastertunnelmikroskops. Die genaue Abbildung von Größe und Form der fossilen Pigmentkörperchen ermöglichte es, sie mit denen heute lebender Vögel zu vergleichen und näher zu bestimmen.

„Die Analyse ergab, dass diese Archaeopteryx-Feder mit 95 prozentiger Wahrscheinlichkeit schwarz war“, berichten die Wissenschaftler im Fachmagazin „Nature Communications“. Die Feder sei nicht gebändert oder anderweitig gemustert gewesen, sondern einfarbig. Möglicherweise war dabei die Spitze dunkler als der Federschaft.

Funktion der dunklen Flügelfarbe noch unklar

Wozu die schwarze Federfarbe diente und welche Vorteile sie dem Archaeopteryx gebracht haben könnte, ist noch unklar. Sie könnte als Tarnung oder Schmuck gedient haben, aber auch als Hilfe bei der Regulation der Körpertemperatur, mutmaßen Ryan Carney von der Brown University im US-amerikanischen Providence und seine Kollegen. Denn schwarze Oberflächen heizen sich in der Sonne besonders schnell auf.

Das dunkle Pigment könnte dem Archaeopteryx aber auch Vorteile beim Flattern oder Fliegen verschafft haben: „Wir wissen, dass diese Pigmentkörperchen den modernen Vogelfedern zusätzliche Festigkeit verleihen und sie vor dem Verschleiß beim Fliegen schützen“, sagt Carney. Denn die dunklen Pigmente bestünden aus langen Kettenmolekülen, die sich stark mit Proteinen vernetzten und so die Härte des Federmaterials erhöhten.

„Das erklärt, warum die Flügel und Flügelspitzen bei Vögeln meist am dunkelsten gefärbt sind“, sagen die Forscher. Auch der Archaeopteryx könnte von diesem Effekt profitiert haben – unabhängig davon, ob er bereits richtig fliegen konnte oder nur flatterte.

Fotografie der 150 Millionen Jahre alten fossilen Archaeopteryx-Feder, die 1861 im Steinbruch Solnhofen entdeckt wurde; dunkel zu sehen sind die jetzt analysierten Pigmentreste. © Carney et al. /Nature

Feder war erster Beleg für Existenz des Archaeopteryx

Die neu analysierte fossile Feder gehört zu den berühmtesten Fossilien der Paläontologie. Denn die 150 Millionen Jahre alte Versteinerung einer einzelnen Feder ist das erste Archaeopteryx-Fossil, das überhaupt gefunden wurde – und das einzige, in dem noch Pigmentreste erhalten sind. Sie wurde im Jahr 1861 im Kalksteinbruch von Solnhofen in Deutschland entdeckt.

Bisher galt diese Feder als Schwungfeder des Archaeopteryx und damit als Teil der Tragflächen des Vogelflügels. Doch die Neuanalyse widerspreche dem, sagen die Forscher. Die Feder sei zu kurz im Verhältnis zu ihrer Breite. Stattdessen müsse sie eine der äußeren Deckfedern auf dem linken Flügel des Urvogels gewesen sein.

Mit Hilfe der mikroskopischen Analyse machten die Forscher auch die feinen Zähnchen sichtbar, mit denen die Federhärchen ineinandergreifen. Diese Mikrostruktur sei beim Archaeopteryx genauso wie bei heutigen Vögeln, schreiben Carney und seine Kollegen. Das zeige, dass es moderne Vogelfedern schon seit mindestens 150 Millionen Jahren gebe. (Nature Communications, 2012; doi:10.1038/ncomms1642)

(Nature Communications / dapd, 25.01.2012 – NPO)

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