Medizin

Mehr Blutkrebs in der Nähe von Raffinerien

Non-Hodgkin-Lymphom kommt in der Nähe von mit Benzol arbeitenden Fabriken häufiger vor

Raffinerien können Benzol freisetzen © Walter Siegmund / CC-by-sa 3.0

Selbst die Freisetzung nur geringer Mengen Benzol in die Umwelt kann offenbar Krebs fördern. Darauf deutet zumindest eine Studie von US-Forschern hin. Sie haben festgestellt, dass Menschen, die in der Nähe einer Raffinerie oder einer anderen Benzol freisetzenden Industrieanlage leben, häufiger an Blutkrebs erkranken als weiter entfernt lebende. Für jede Meile, die man weiter von solchen Unternehmen entfernt wohnt, sinkt das Risiko um 0,31 Prozent, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Cancer“ berichten.

Statistische Risikobewertungen in der Medizin sind mit Vorsicht zu genießen. Trotzdem können solche Studien zumindest Hinweise auf problematische Wirkungen von Umwelteinflüssen geben. Einen solchen Hinweis haben nun Catherine Bulka von der Emory University in Atlanta und ihre Kollegen in Bezug auf Benzol gefunden. Das in der chemischen Industrie beliebte Lösungsmittel ist in Erdöl enthalten und Ausgangsstoff für Kunststoffe, Insektengifte, einige Farbstoffe und andere häufig verwendete Produkte. Auch im Autokraftstoff ist es enthalten, allerdings darf normales Benzin nicht mehr als ein Prozent Benzol enthalten.

Die Forscher wollten wissen, ob das Risiko für das sogenannte Non-Hodgkin-Lymphom – eine der durch Benzol geförderten Krebsarten – auch für die Menschen erhöht ist, die einfach nur im Umkreis von Raffinerien oder Fabriken wohnen, in denen mit Benzol gearbeitet wird. Dazu analysierten sie die geografische Verteilung der zwischen 199 und 2008 im US-Bundesstaat Georgia erfassten Lymphom-Fälle und ermittelten zudem über die offiziellen Umweltberichte der Industrieanlagen, wie viel Benzol diese in die Umwelt freisetzen – nach eigenen Angaben.

Je näher dran, desto mehr Fälle

Das Ergebnis: In der Nähe von Industrieanlagen, die Benzol in die Umwelt freisetzen, fanden die Forscher tatsächlich eine signifikant höhere Anzahl von Lymphom-Fällen, wie sie berichten. Vor allem in den Ballungsräumen von Atlanta, Augusta und Savannah war die Häufigkeit von Non-Hodgkin-Lymphom selbst dann noch höher als im Durchschnitt, wenn sie die Bevölkerungsdichte und weitere potenzielle Einflussfaktoren hinausrechneten. Und es gab einen klaren linearen Zusammenhang: Jede Meile weiter weg von einer Benzol verarbeitenden Anlage spiegelte sich in einem um 0,31 Prozent niedrigeren Risiko für das Lymphom wider, so die Forscher.

„Unsere Studie ist die erste, die den Zusammenhang zwischen passiver Benzol-Exposition und der Häufigkeit von Non-Hodgkin-Lymphom auf der Ebene eines ganzen Bundesstaates untersucht“, sagt Bulka. Noch sei der dabei festgestellte Zusammenhang zwar rein statistisch. Man hoffe aber, dass weitere Studien diese Ergebnisse erhärten. In jedem Falle tragen sie nach Ansicht der Forscher dazu bei, die Aufmerksamkeit von Forschung und Anwohnern für mögliche Umweltrisiken zu wecken, die mit krebserregenden Stoffen arbeitende Anlagen für die Gesundheit darstellen.

(Wiley, 31.07.2013 – NPO)

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