Paläontologie

Meeressaurier mit Haifisch-Flosse

Mosasaurier waren wendiger als gedacht - dank haiähnlicher Schwanzflossen

Sahen aus wie Haie, waren aber Saurier: ein Mosasaurier der Kreidezeit © Stefan Sølberg

Bisher hielt man die Mosasaurier der Kreidezeit für eher langsame Schwimmer, die beim Beutefang nur auf das Überraschungsmoment setzten. Jetzt aber zeigt sich: Die Meeresräuber waren mindestens ebenso wendig wie die heutigen Haie. Denn sie besaßen fast den gleichen effektiven Antrieb: eine große gegabelte Schwanzflosse. Das belegt ein neuer Fossilfund in Jordanien, wie Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten.

In der späten Kreidezeit dominierten die Dinosaurier zwar über das Land, im Meer aber herrschten andere Saurier: Vor allem die bis zu 17 Meter langen Mosasaurier waren zu sehr erfolgreichen Meeresräubern avanciert, davon zeugen viele Fossilien weltweit. Ihr langgestreckter Schädel war mit einem sehr kräftigen Kiefer ausgestattet, in dem spitze Zähne saßen. Aus vergleichenden Untersuchungenwar bereits bekannt, dass sich diese Meeressaurier einst aus Landtieren entwickelten, die wieder ins Wasser zurückgekehrt waren – ähnlich wie die heutigen Meeressäuger.

Eine Frage aber blieb bisher offen: Wie sahen die Schwanzflossen der Mosasaurier aus? Hier fehlten bislang fossile Belege. Paläontologen gingen lange davon aus, dass ihr Schwanz eher dem der Eidechsen ähnelte und stumpf endete, ohne Flosse. Entsprechend galten sie als vergleichsweise langsame Schwimmer, die nur durch Überraschungsangriffe Beute machten. Forscher um Johan Lindgren von der schwedischen Lund Universität haben dies nun erstmals eindeutig widerlegt – dank eines neuen Fossilfunds in Jordanien.

Fossil eines Mosasaurier-Schwanzes - deutlich ist der Abdruck der Flosse zu sehen. © Johan Lindgren

Lange Gabelflosse als Heckantrieb

Bei diesem einem besonders detailreich erhaltenen Fossil eines Mosasauriers fanden die Forscher eindeutige Relikte einer großen Schwanzflosse. Was sich abzeichnete, war eine leicht gegabelte Flossen-Struktur: Das Ende der Wirbelsäule bog sich nach unten und stützte den unteren Teil der Schwanzflosse und oben saß eine zweite Ausbuchtung. Sie ähnelte damit der Flosse einiger heutiger Haiarten. Bei diesen ist der obere Teil der Gabelung länger als der andere – bei den Mosasauriern war dies genau umgekehrt. Diese Flossenform könnte den kreidezeitlichen Meeresräubern einen ähnlich guten Antrieb verleihen haben wie den Haien, so die Forscher.

Lindgren und seinen Kollegen zufolge handelt es sich um einen Fall von sogenannter Parallelevolution, auch konvergente Evolution genannt: Tiere, die ganz unterschiedlichen Entwicklungslinien entstammen und nicht miteinander verwandt sind, bilden bei ähnlicher Lebensweise analoge Körperstrukturen aus, weil diese optimale Leistung erbringen. Im aktuellen Fall haben die Mosasaurier, Haifische, Wale und Ichtyosaurier ganz ähnliche Modelle von Schwanzflossen entwickelt, obwohl sie stammesgeschichtlich weit von einander entfernt sind. Die gegabelte Flossenstruktur ist demnach ein Erfolgsmodell der Evolution, das sich immer wieder als besonders effizienter Unterwasserantrieb herausgestellt hat. (Nature Communications, 20913; doi: 10.1038/ncomms3423)

(Nature, 11.09.2013 – MVI/NP)

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