Psychologie

Depressionen in Deutschland nehmen zu

70 Prozent mehr Krankschreibungen wegen Depression als im Jahr 2000

Seelische Erkrankung: Immer mehr Menschen in Deutschland werden wegen Depressionen krankgeschrieben. © Techniker Krankenkasse

Deutschland wird depressiver: In den letzten gut zehn Jahren sind Fehlzeiten wegen Depressionen um 70 Prozent angestiegen. Statistisch gesehen fehlt heute jeder Bundesbürger einen Tag deswegen. Das geht aus dem neuen Depressionsatlas Deutschland hervor. Am stärksten betroffen sind unter anderem Hamburger und Berliner, im Süden gibt es dagegen weniger Fälle.

Depressionen sind ein oft unterschätztes, aber tiefgreifendes Gesundheitsproblem. Die Zahl der Menschen in Deutschland, die seelisch erkranken, nimmt seit Jahren zu. Wie drastisch diese Entwicklung inzwischen ist, zeigt nun der aktuelle von der Techniker Krankenkasse herausgegebene Depressionsatlas. Er ist Teil des jährlichen Gesundheitsreports, für den Forscher im Auftrag der Krankenkasse die Krankschreibungen ihrer 4,1 Millionen Versicherten aus. Der Atlas gibt wieder, wie viele Tage im Jahr die Menschen in einer bestimmten Region wegen Depressionen krankgeschrieben sind.

Ein depressiver Tag pro Person

Das Ergebnis ist alarmierend: Im Zeitraum von 2000 bis 2013 sind Fehlzeiten aufgrund von Depressionen um fast 70 Prozent gestiegen. „Statistisch gesehen war jeder einen Tag aufgrund von Depressionen krankgeschrieben“, fasst Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der Techniker Krankenkasse zusammen.

Verglichen mit anderen Krankheitsgruppen ist der Anstieg der Fehltage bei den psychischen Erkrankungen am größten. © Techniker Krankenkasse

Gemessen an allen Krankschreibungen liegt der Anteil dieser psychischen Krankheit zwar nur bei 1,6 Prozent. Diejenigen, die ausfallen, fallen aber sehr lange aus: im Durchschnitt 64 Tage. „Das heißt, es ist eine sehr langwierige Erkrankung für den Patienten, verbunden mit hohen Ausfallzeiten für die Betriebe“, so Baas. Zusammen mit dem medizinischen Versorgungsbedarf stellen Depressionen daher auch einen wirtschaftlichen Faktor dar.

Hinzu kommt: Nicht jeder, der unter einer Depression leidet, lässt sich deswegen gleich krankschreiben. Die Fehlzeiten zeigen daher nur zum Teil, wie belastet die Republik tatsächlich ist. . Für genauere Ergebnisse zogen die Mediziner darum außerdem die Verschreibungen antidepressiver Medikamente hinzu. Dabei zeigten sich bereits höhere Werte: Imnerhin durschschnittlich sechs Prozent der Bundesbürger nehmen verschreibungspflichtige Antidepressiva.

Stress als Hautursache, im Norden mehr

Besonders stark betroffen sind laut Depressionsatlas Berufe mit einem hohen Stresslevel und großer psychischer Belastung. Angeführt wird die Liste von Arbeiten im Callcenter, mit im Schnitt 2,8 depressionsbedingten Fehltagen im Jahr. Dicht dahinter folgen Altenpflege, Erziehungs- und Sicherheitsberufe. Außerdem scheinen Frauen anfälliger für Depressionen zu sein als Männer: Mit durchschnittlich 1,3 Tagen sind sie deutlich mehr krankgeschrieben als die Männer mit 0,8 Tagen. Bei beiden Geschlechtern steigen die Fehlzeiten mit zunehmendem Alter. Erst ab dem 60. Lebensjahr sind die Werte wieder rückläufig.

So depressiv ist Deutschland: Fehltage aufgrund von Depressionen nach Bundesländern © Techniker Krankenkasse

Zum ersten Mal enthält der Depressionsatlas auch lokale Daten. Die höchsten Fehlzeiten gibt es in Merzig-Wadern im Saarland mit durchschnittlich 1,7 Fehltagen pro Kopf. r. Die am stärksten betroffenen Bundesländer liegen im Norden: Hamburg und Schleswig Holstein sowie Berlin haben auf Landesebene die höchsten Ausfälle wegen Depressionen. Bei guter seelischer Gesundheit ist man dagegen weiter im Süden: Am niedrigsten liegen die Werte in Greiz im Vogtland und im oberfränkischen Kulmbach mit 0,3 Fehltagen im Jahr oder weniger.Das am wenigsten depressive Bundesland ist Baden-Würtemberg.

Trend scheint sich fortzusetzen

Auch in naher Zukunft werden Depressionen wohl noch häufiger, wie erste Ergebnisse aus dem kommenden Gesundheitsreport der TK ankündigen: „Die ersten Daten zeigen, dass sich der Trend steigender psychisch bedingter Fehlzeiten fortsetzt“, beschreibt Baas. Gegen diese weitere Zunahme psychischer Störungen seien gute Präventionsmaßnahmen und medizinische Versorgung besonders wichtig.“Gesetzliche Anti-Stress-Verordnungen reichen hier nicht aus“, so Baas weiter „Hier sind Unternehmen, Beschäftigte und Krankenkassen gleichermaßen gefordert.“

Den vollständigen Depressionsatlas bietet die TK auch zum Download an.

(Techniker Krankenkasse, 29.01.2015 – AKR)

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