Geowissen

Droht den Zukunftstechnologien ein Rohstoffmangel?

Bei sechs Metallen könnte bis 2035 die Nachfrage das Angebot übersteigen

Seltenerd-Metallerze aus der Inneren Mongolei - China ist heute Hauptexypoerteur dieser begehrten Metalle. © Brücke-Osteuropa/ CC-by-sa 3.0

Explodierende Nachfrage: Durch das rasante Wachstum von Zukunftstechnologien könnten einige Metallrohstoffe künftig knapp werden. Bis zum Jahr 2035 wird der Bedarf des für Akkus nötigen Lithiums die heutigen globalen Fördermengen um fast das Vierfache übertreffen, wie ein Bericht der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe ergab. Auch bei Rhenium, Germanium, Tantal und einigen Seltenerd-Metalle wird die künftige Nachfrage das bisherige Angebot übersteigen.

Ohne metallische Rohstoffe gäbe es die meisten unserer heutigen Technologen nicht. Während Eisen, Kupfer und Co jedoch schon seit Jahrhunderten eingesetzt werden und weltweit noch reichlich vorhanden sind, benötigt die moderne Technik auch viele weniger üppig vorhandene Metalle.

Rar, aber begehrt

Seltenerd-Metalle wie Scandium, Lanthan, Neodym, Terbium oder Gadolinium stecken in Elektroautos, in Windkraftgeneratoren und im Handy, Metalle wie Tantal, Indium, Gallium oder Germanium werden für Brennstoffzellen, in der Photovoltaik oder für Katalysen und Legierungen benötigt. Lithium wiederum ist einer der Hauptrohstoffe für Lithium-Ionen-Akkus.

Mit der Zunahme dieser Zukunftstechnologien wird auch die Nachfrage an den entsprechenden Metallrohstoffen steigen – soviel ist klar. Forscher der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) haben nun für 42 Zukunftstechnologien untersucht, wie groß ihr Rohstoffbedarf im Jahr 2035 sein wird – und wie dieser im Verhältnis zu heutigen Weltproduktion der betreffenden Metalle ausfällt.

Globale Förderung im Jahr 2013 und Nachfage 2035 nach 16 wichtigen Metall-Rohstoffen. © BGR

Hier könnte es knapp werden

Das Ergebnis: 16 Rohstoffe sind für die zukünftige Entwicklung der Technologien von besonderer Bedeutung. Ihre Nachfrage wird bis 2035 teilweise enorm ansteigen. Ganz vorne steht dabei das für Akkus benötigte Lithium, wie die Forscher berichten. Von ihm wird im Jahr 2035 fast viermal so viel benötigt, wie 2013 weltweit produziert wurde.

Bei Rhenium und den Seltenerd-Metallen Dysprosium und Terbium wird der künftige Bedarf die heutige globale Primärproduktion um mehr als das Doppelte übersteigen. Auch bei Germanium, Kobalt, Scandium, Tantal, Neodym und Praseodym wird nach Einschätzungen der Forscher der erwartete Rohstoffbedarf über dem heute verfügbaren Angebot liegen.

Bei diesen Metallen bleibt der Bedarf gedeckt

Nicht ganz so dramatisch ist die Lage bei Indium, Palladium, Gallium und Scandium: „Die Produktionsmengen dieser Metalle sind gestiegen, Technologie wie LEDs oder Brennstoffzellen benötigen heute weniger Rohstoff als früher und es werden mehr Ersatzstoffe eingesetzt“, erklären die Wissenschaftler. Als Folge wird auch im Jahr 2035 der Bedarf dieser Metalle nur knapp über der heutigen Produktion oder sogar darunter liegen.

Auch die klassischen Metalle wie Silber, Kupfer, Kobalt oder Platin werden selbst angesichts des starken Wachstum der Zukunftstechnologien vorerst nicht knapp, wie die Forscher berichten. Bei ihnen wird selbst 2035 die geförderte Menge die Nachfrage in diesen Technologiebereichen übersteigen.

Was kann getan werden?

Nach Ansicht der Wissenschaftler muss sich die Wirtschaft frühzeitig darauf einstellen, dass die Versorgung mit bestimmten Metallrohstoffen künftig knapp werden könnte. „Zur Gewährleistung einer sicheren Rohstoffversorgung gilt es beispielsweise, neue Lieferantenbeziehungen aufzubauen, Rohstoffeffizienz in der Produktion zu erhöhen, Substitutionsmöglichkeiten und Recyclingtechnologien verstärkt zu nutzen“, betont Peter Buchholz, Leiter der Deutschen Rohstoffagentur.

In bestimmten Branchen könnten auch neue Technologien den künftigen Bedarf an metallische Rohstoffen senken: In der Automobilproduktion beispielsweise werden bereits Karosserien entwickelt, die aus karbonfaserverstärkten Kunststoffen bestehen. Dadurch wird weniger Stahl benötigt. Auch das Recycling gerade von Elektroschrott kann dazu beitragen, künftige Engpässe zu umgehen.

(Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, 06.07.2016 – NPO)

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