Drohende Katastrophe: Der US-Ostküste könnte der schwerste Wirbelsturm seit 30 Jahren bevorstehen. Hurrikan „Florence“ hat schon jetzt Kategorie 4 erreicht und steuert direkt auf die Südostküste der USA zu. Meteorologen stufen den Sturm als ‚“extrem gefährlich“ ein und erwarten schwere Sturmfluten sowie extreme und anhaltende Regenfälle. Mehr als eine Million Menschen werden evakuiert, in mehreren US-Bundesstaaten entlang der Küste wurde der Notstand ausgerufen.
Es weckt Erinnerungen an den Supersturm „Sandy“ vor sechs Jahren: Auch damals war ein Hurrikan aus dem tropischen Atlantik nach Norden abgebogen und hatte die US-Ostküste mit Sturmflut, Starkregen und Sturm überzogen. Klimaforscher warnen zudem schon seit längerem, dass Wirbelstürme sich immer häufiger weiter nach Norden verlagern und an Intensität zunehmen.
„Florence“ könnte Kategorie 5 erreichen
Jetzt könnte der US-Ostküste ein weiterer dieser „Superstürme“ bevorstehen. Der Hurrikan „Florence“ bewegt sich vom tropischen Atlantik langsam in nordwestlicher Richtung und wird dabei immer größer und stärker. Nachdem er gestern seine Windgeschwindigkeit mit rund 220 Kilometer pro Stunde fast verdoppelt hat, stufte das US National Hurricane Center (NHC) den Sturm in die Kategorie 4 ein.
„Während der nächsten 36 Stunden erwarten wir eine weitere Verstärkung des Sturms“, warnen die Meteorologen. Sie rechnen damit, dass Florence noch heute zu einem Sturm der Kategorie 5 wird – er wäre damit vergleichbar mit Katrina im Jahr 2005 und Irma im letzten Jahr. „Florence wird bis Donnerstag zu einem extrem gefährlichen Hurrikan heranwachsen“ , so das NHC.
Ballungsraum um Washington mitbetroffen
Nach den Prognosen für die Zugbahn des Sturms könnte der Wirbelsturm am Donnerstag die US-Küste erreichen und dann North und South Carolina, Virginia und Maryland treffen. Auch der Ballungsraum rund um die US-Hauptstadt Washington liegt im Einzugsbereich des Wirbelsturms. Für die betroffenen Gebiete werden heftiger Starkregen, Sturmfluten und starke Winde erwartet, die Stromausfälle, Überschwemmungen und Schäden nach sich ziehen werden.
Schon jetzt wurde in den betroffenen Bundesstaaten der Notstand ausgerufen, allein in South Carolina haben die Behörden rund eine Million Menschen zur Evakuierung aufgefordert. Auch in Nachbarstaaten werden Evakuierungen vorbereitet. Schulen sind geschlossen, auf vielen Autobahnen wurden alle Fahrstreifen für den Verkehr von der Küste weg freigegeben.
Warmes Meer und Blockade-Hoch
Sollten sich die Vorhersagen bestätigen, wäre Florence der schwerste Wirbelsturm seit 30 Jahren, der die US-Ostküste trifft. „Es ist jenseits der klimatologischen Norm, dass ein Sturm dieses Typs mit so hoher Intensität in diesen Breiten auftritt“, erklärte der Meteorologe Marshall Shepherd von der University of Georgia in eimem Interview mit The Verge. „Aber es ist konsistent mit Studien, nach denen sich Wirbelstürme durch den Klimawandel weiter nordwärts verlagern.“
Wie die Meteorologen berichten, ist der Atlantik vor der Südostküste der USA zurzeit warm genug, um dem Wirbelsturm weiteren „Treibstoff“ in Form von Wasserdampf zu liefern. Deshalb kann er sich verstärken, obwohl er tropische Gewässer verlässt. Ein blockierendes Hochdruckgebiet hat dem Sturm zudem den Weg direkt nach Norden versperrt und ihn auf seinen jetzigen Nordwestkurs gelenkt, so die Forscher.
Regenfälle wie bei „Harvey“ drohen
Meteorologen erwarten zudem, dass Florence besonders anhaltende Regenfälle mit sich bringen könnte. Das National Hurricane Center warnte: „Florence ist nicht nur eine Bedrohung für die Küste.“ Extreme Regenfälle und lebensbedrohliche Überschwemmungen von Flüssen seien noch hunderte von Kilometern landeinwärts zu erwarten.
„Es sieht so aus, als würden wir einen Doppelschlag bekommen wie bei Hurrikan Harvey im Jahr 2017″, sagt Shepherd. „Der Sturm könnte nach dem Landfall abbremsen und einige Tage fast auf der Stelle stehen bleiben. Das ist ein Rezept für eine Überschwemmungs-Katastrophe.“ Auch damit würde Florence die Prognosen der Klimaforscher erfüllen, nach denen Wirbelstürme sich schon jetzt immer langsamer bewegen und mehr Regen mit sich bringen.
(National Hurricane Center, The Verge, CNN, NOAA, 11.09.2018 – NPO)