Geowissen

Tsunami wie 2004 nur alle 600 Jahre?

Schwere Tsunami-Katastrophen im Indischen Ozean gab es schon vorher

Auftreffen des Tsunami vom 26. Dezember 2004 auf die Küste Thailands © David Rydevik

Der Tsunami, der im Dezember 2004 mehr als 220.000 Menschen im Indischen Ozean tötete, war der Schwerste seit 600 Jahren. Das ist das jetzt in „Nature“ veröffentlichte Ergebnis zweier voneinander unabhängiger Sedimentanalysen. Demnach ereignen sich Mega-Tsunamis in dieser Region offenbar nur alle paar hundert Jahre.

Gleich zwei Teams von Wissenschaftlern waren in den Jahren 2006 und 2007 in den Küstengebieten des Indischen Ozeans unterwegs, um nach Spuren von vergangenen Tsunamis zu suchen. Katrin Monecke, Geologin der Kent State University in Ohio, und ihre Kollegen entnahmen dabei Sediment-Bohrproben in einem Sumpfgebiet in der Provinz Aceh auf Sumatra, dem 2004 am stärksten vom Tsunami betroffenen Gebiet. Kruawun Jankaew und ihr Team von der thailändischen Chulalongkorn-Universität in Bangkok suchten auf der Insel Phra Thong an der Westküste Thailands nach den verräterischen hellen Meersandablagerungen zwischen den durch organische Bestandteile dunklen Bodenschichten.

Schwerer Tsunami vor rund 600 Jahren

Jedes Team analysierte mehr als 100 Bohrkerne – und beide Gruppen wurden fündig. In Thailand entdeckten die Wissenschaftler eine Schicht, die auf einen schweren Tsunami vor 550 bis 700 Jahren hinweist. In den bis 2.500 Jahr zurückreichenden Ablagerungen fanden sich zudem Spuren zweier weiterer, älterer Tsunamis, die jeweils mehrere hundert Jahre auseinander lagen. Auf Sumatra waren die ältesten Sedimente nur zwischen 780 und 900 Jahre alt, doch auch dort fand sich der Hinweis auf einen katastrophalen Tsunami vor 600 bis 700 Jahren.

Die Ergebnisse beide Gruppen, jetzt in “Nature” erschienen deuten daraufhin, dass große Tsunamis im Indischen Ozean im Abstand von 600-700 Jahren stattfinden. Dies stimmt auch mit Modellen überein, nach denen sich seismische Spannungen im Sundabogen, einer Nahtstelle zwischen zwei tektonischen Platten, in ähnlicher Frequenz aufbauen und entladen.

Wie sinnvoll ist das Tsunami-Frühwarnsystem?

Am 11. November 2008 wird das deutsch-indonesische Tsunami-Frühwarnsystem nach vier Jahren Entwicklung und Tests offiziell gestartet. Aber ist ein solches System angesichts der großen Abstände schwerer Tsunamis überhaupt sinnvoll? Nach Ansicht von Jörn Lauterjung, Physiker am Geoforschungszentrum Potsdam und Koordinator des deutsch-indonesischen Tsunami-Frühwarnsystems im Indischen Ozean durchaus.

Denn obwohl die schweren Katastrophen nur alle paar hundert Jahre eintreten, ereignen sich kleinere, lokale Tsunamis zwischen Indonesien und dem Oman sehr viel häufiger, im Durchschnitt alle paar Jahre. So löste ein Erdbeben vor Indonesien am 17. Juli 2006 einen Tsunami aus, deren drei Meter hohe Wasserwand hunderte von Menschen an der Südküste Javas tötete. Genau vor solchen Ereignissen kann das Frühwarnsystem in Zukunft warnen und so die rechtzeitige Evakuierung der gefährdeten Bereiche ermöglichen. „Das ist entscheidende Information für die Verbesserung der Katastrophenbereitschaft“, so Lauterjung.

(Nature, 31.10.2008 – NPO)

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