So beobachten die Rostocker Wissenschaftler, dass schon seit 1840 die Lebenserwartung bei uns und in anderen entwickelten Ländern wie Schweden, Australien oder den USA nahezu konstant um drei Monate pro Jahr steigt. Sollte das so weitergehen, wäre eine durchschnittliche Lebenserwartung von 100 Jahren keine Utopie mehr. Doch noch ist es nicht annähernd soweit. Aktueller Rekordhalter in Sachen Lebenserwartung sind die Japaner, genauer gesagt die japanischen Mädchen. Gerade auf die Welt gekommen, können sie davon ausgehen, im Durchschnitt erstaunliche 86 Jahre zu leben.
Weniger Geburten
Das Durchschnittsalter in Deutschland nimmt aber nicht nur zu, weil die Lebenserwartung der Menschen steigt. Eine weitere – wenn auch weniger ins Gewicht fallende Ursache – sind niedrige Geburtenraten. Längst sind die Zeiten des Babybooms in den 1950er- und 1960er-Jahren vorbei. Um die Elterngeneration vollständig zu ersetzen, müsste jede Frau hierzulande durchschnittlich 2,1 Kinder zur Welt bringen.
Doch der tatsächliche Wert liegt deutlich darunter. Und so ist aus dem ursprünglich pyramidenförmigen Altersaufbau der Gesellschaft mit vielen Jungen an der Basis und wenigen Alten an der Spitze längst eine Art Fass geworden – mit einem sich auf der Altersskala immer weiter nach oben schiebenden Bauch. Dieser wird verschwinden, wenn die Babyboomer verstorben sind. Und auch die Geburtenraten könnten wieder steigen, glauben die Rostocker Demografen.
Jeder Dritte über 65
Dass die Bevölkerung dennoch schrumpft, ist unumstritten. Nach Berechnungen des Statistischen Bundesamtes von 2009 wird die Zahl der Einwohner in Deutschland voraussichtlich von heute 82 Millionen Einwohnern auf 65 bis 70 Millionen im Jahr 2060 sinken. Und damit verschiebt sich auch die Altersstruktur: „Im Jahr 2060 wird dann jeder Dritte mindestens 65 Lebensjahre durchlebt haben; jeder Siebte wird sogar 80 Jahre oder älter sein.“
Eine Entwicklung, die zukünftig insbesondere die Sozialkassen in Schwierigkeiten bringen könnte, egal ob Rente oder Pflegeversicherung: Immer mehr Leistungsempfängern stehen immer weniger Einzahler gegenüber. Politiker haben mittlerweile reagiert und passen die Sozialsysteme der Demografie an, etwa durch die schrittweise Erhöhung des Rentenalters auf 67 Jahre oder die Förderung der privaten Altersvorsorge.
maxwissen, GEOMAX 16 / Dieter Lohmann
Stand: 23.07.2010