Und dann gibt es da noch das „Methusalem“-Phänomen, auf das die Demografen zusammen mit Medizinern und Biologen bereits vor einiger Zeit gestoßen sind. Es tritt im Alter ab 85 Jahren auf und scheint den gängigen Statistiken massiv zu widersprechen: Danach steigt die Sterbewahrscheinlichkeit ab dem 30. Lebensjahr deutlich an und verdoppelt sich etwa alle acht Jahre. Je älter wir werden, desto höher ist also das Risiko, krank zu werden und daran zu sterben.
Doch die sogenannten „Hochbetagten“ scheren aus diesem Schema aus. Die Kurve der Mortalität wird etwa ab dem 85. Lebensjahr wieder flacher, so dass das Risiko zu sterben nicht mehr so rasant mit dem Lebensalter ansteigt wie vorher. Viele altersbedingte Krankheiten brechen bei diesen Menschen entweder extrem spät oder gar nicht aus.
Pflegebedarf steigt
Angesichts all dieser neuen Erkenntnisse sind viele Demografen keineswegs sicher, dass es in Zukunft aufgrund der steigenden Lebenserwartung tatsächlich zu einem Kollaps des Gesundheitssystems und bei der Pflege kommt. Aber es gibt auch keinen Grund für eine Entwarnung: „Auch unter der optimistischen Annahme, dass alle hinzugewonnenen Lebensjahre gesunde Lebensjahre sind, wird der Pflegebedarf bis 2030 deutlich steigen: bei Frauen um 20 Prozent und bei Männern um fast 80 Prozent“, meint Gabriele Doblhammer, die ebenfalls am Max-Planck-Institut für demografische Forschung gearbeitet hat.
Nähmen die Jahre in Pflegebedürftigkeit genauso stark zu wie die dazu gewonnenen Lebensjahre, dann lägen die Werte bei fast 40 Prozent für Frauen und fast 130 Prozent für Männer. Präzisere Zahlen wären wünschenswert und wichtig, gerade für die Politik, die Lösungen für dieses Problem finden muss. Deshalb setzen die Rostocker Demografen alles daran, um noch bessere Prognosen zu liefern.
maxwissen, GEOMAX 16 / Dieter Lohmann
Stand: 23.07.2010