Die Libelle Syncordulia gracilis hat es eigentlich gut. Sie muss keine Wilderer fürchten und sie taugt auch nicht als Lieferant für medizinische Wirkstoffe oder heiß begehrte Aphrodisiaka. Trotzdem hat das südafrikanische Insekt ein Problem, ein ernstes sogar. Denn ihr gefährlichster Feind sind Bäume. Präziser formuliert eine Baumart, die in Südafrika eigentlich gar nicht heimisch ist.
Gefährliche Einwanderer
Eingeführt ins Land wurde die australische Akazie Acacia mearnsii vor einiger Zeit vom Menschen. Und dies vor allem aus kommerziellen Gründen. So wird die Akazie unter anderem zur Herstellung von Holzkohle und Papier genutzt. Doch jetzt macht sie sich immer stärker an den Ufern schnell fließender Flüsse breit. Die mit verschiedensten Gräsern bewachsenen Flussufer sind jedoch genau der Lebensraum, in dem Syncordulia gracilis zuhause ist.
Doch warum stellen gerade diese Bäume für die Libelle (englisch Yellow Presba) eine Gefahr dar, die, wie Naturschützer fürchten, vielleicht schon bald zur Ausrottung der Art führen könnte? Ganz einfach: Die Bäume funktionieren wie eine Art überdimensionaler Sonnenschirm, der große Teile des Lichts vom Erdboden fern hält. Ohne ausreichend Licht können aber Gräser nicht wachsen und verschwinden allmählich – und damit auch die Heimat der Libellen.
Endemische Art vor dem Aus
In den letzten Jahren sind die Libellen-Populationen deshalb so stark geschrumpft, dass die Weltnaturschutzunion (IUCN) sich gezwungen sah, Syncordulia gracilis auf ihre Rote Liste der bedrohten Arten zu setzen. Würde das Insekt in Südafrika tatsächlich irgendwann Verschwinden, wäre das laut IUCN besonders tragisch. Denn es handelt sich um eine so genannte endemische Art, die nur dort und nirgendwo anders auf der Welt lebt.
Dieter Lohmann
Stand: 02.07.2010